Nach Ichthyophthirius multifiliis, der Weißpünktchen-Krankheit, ist die „Columnaris-Erkrankung“ die häufigste Krankheit unserer Aquarienfische. Sowohl im Handel, als auch in privaten Aquarien sind unzählige Fische verschiedenster Gattungen von dieser Erkrankung betroffen – leider in immer noch zunehmendem Maße, obwohl inzwischen ausreichend Erkenntnisse zu dieser Krankheit vorhanden sind.
Hauptsächlich Lebendgebärende wie Guppies, Platies, Schwertträger, Segelkärpflinge usw. waren die ersten Betroffenen. Inzwischen sind kaum noch Gattungen und Arten bekannt, bei denen es keine Infektionen mit Flexibacter columnaris und ähnlichen Bakterien gibt.
Ursache sind Myxo- bzw. Flexibakterien verschiedener Gattungen. Anzeichen sind weißliche Male auf Körper und Flossen. Oft sehen die Schuppen weiß gerändert aus. Dies stammt von den haufenartigen Bakterienansammlungen. Daher der Name Häufchenbakterien. Ursache ist oft eine ungenügende Wasserqualität oder eine starke Veränderung der Wasserwerte. Obwohl die Krankheit oft für eine Verpilzung gehalten wird, handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Steht ein Mikroskop zur Verfügung, ist die Unterscheidung zwischen bakteriellen und parasitären Erkrankungen relativ einfach: Die meisten Parasiten sind schon bei 100- (!) facher Vergrößerung deutlich als sich bewegende Objekte zu erkennen. Bakterien hingegen sind so klein, dass sie auch bei 500facher nicht deutlich zu erkennen sind. Vereinfacht kann man sagen: Wenn Sie deutlich sichtbare und sich bewegende Objekte finden, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Parasiten. Sollten Sie nicht fündig werden, ist eine bakterielle Infektion wahrscheinlich. Columnaris Bakterien können sicher bekämpft werden. Es muss schnell reagiert werden, da sich die Krankheit sehr schnell ausbreiten kann, über Nacht kann oftmals der ganze Fischbestand erkranken.
Die Ursachen für die Massenvermehrung von Myxobakterien wie F. columnaris sind relativ einfach zu beschreiben. Die Nummer 1 der Ursachen für Infektionen ist die Hälterung zu vieler Fische auf zu engem Raum.
Krankheitsbild / Diagnose
Das Krankheitsbild ist leider nicht einheitlich. Durch aufmerksame Beobachtung sind allerdings verdächtige Anzeichen bei den Tieren frühzeitig zu erkennen.
Die ersten Symptome sind „Flossenklemmen“, schaukelnde Schwimmbewegungen und apathisches Herumliegen am Boden. Ähnliche Anzeichen findet man zwar auch bei Nitritvergiftungen, doch ist diese durch Messung des Nitritwertes leicht zu unterscheiden.
Bei vielen anderen Fischen wie z. B. Panzerwelsen, kommt es zu Infekten an den Barteln, inneren Organen und Muskulatur. In manchen Fällen sterben empfindliche Tiere innerhalb weniger Stunden. Allerdings wird das nicht selten durch sinnlose Medikation, z. B. mit Kupfersulfat enthaltenden Mitteln gerade bei Welsen, erheblich beschleunigt.Das Temperatur-Optimum liegt für F. columnaris bei 28 – 30 °C. Es ist unglaublich, dass Aquarianer oftmals bei einem bloßen Verdacht auf eine bakterielle Infektion den Rat bekommen, die Temperatur (gerade bei den oft betroffenen Lebendgebärenden) zu erhöhen. Eine aberwitzige, verantwortungslose Empfehlung, denn durch die Temperaturerhöhung entwickeln sich die Keime noch deutlich schneller, der Sauerstoffgehalt sinkt dramatisch ab, die Bakterien breiten sich auch auf den Kiemen rasch aus, was die Schleimbildung forciert und die Atemnot der Tiere nimmt extrem zu. Das rasche Ende ist so vorprogrammiert.
Es können durchaus nicht nur Lebendgebärende an Krankheiten wie F. columnaris und ähnlichen Infektionen erkranken.
Weitere Bilder zur Krankheit: Link
Vorbeugung und alternative Behandlung
Die Vorbeugung sollte mit unserem Kaufverhalten beginnen. Gerade bei den so beliebten Lebendgebärenden ist es ratsam, ganz genau hinzuschauen. Sind auch nur zwei oder drei Tiere im Verkaufsaquarium auffällig, sollte aus diesem Becken kein Tier erworben werden. Auffällig ist, wenn einzelne oder mehrere Tiere sich absondern und „Flossenklemmen“ zeigen.
Es ist auch ratsam, sich um die Wasserbeschaffenheit im Aquarium zu kümmern. Man sollte folglich ganz einfach fragen und gegebenenfalls mit einer Leitfähigkeitsmessung kontrollieren, ob im Verkaufsaquarium Kochsalzzugabe erfolgt ist, oder nicht. Handelt es sich nicht um Brackwasserfische, sollte man bei Salzzugabe ebenfalls nicht kaufen. Das übliche langsame Umsetzen von ca. 30 Minuten bis zu einer Stunde reicht in keinem Fall, um die Fische auch nur einigermaßen angemessen von einem extrem hohen auf normalen Salzgehalt anzupassen.
- Keine Fische aus übermäßig stark besetzten Aquarien kaufen.
- Keine Fische aus Aquarien kaufen, in denen Tiere mit den typischen Symptomen Flossenklemmen, weißes Maul „Flossenfäule“ und Muskulaturaufhellungen zu sehen sind.
- In gar keinem Fall sollten Fische aus Becken gekauft werden, in denen bereits verendete Tiere zu sehen sind.
- Unbedingt fragen, ob Salzzusatz im Becken erfolgte. Wenn ja, sollte man ebenfalls vom Kauf absehen.
- Werden Fische bereits mit Medikamenten behandelt, sollte man ebenfalls nicht kaufen. Seriöse Händler machen von sich aus solche Aquarien kenntlich und verkaufen nicht während einer Behandlung.
- Bei Fachhändlern, die nicht bereitwillig über die Wasserverhältnisse in der Verkaufsanlage Auskunft geben, sollte man auch nicht kaufen.
Eine Einschleppung von F. columnaris ins heimische Aquarium ist ziemlich sicher unvermeidlich. Man kann aber völlig beruhigt sein; es wird bei Beachtung o. g. Verhaltensregeln beim Zierfischkauf nicht zum Ausbruch einer Krankheit im Aquarium kommen. Ist man sich nicht sicher, gilt auch hier die Empfehlung wie beim Ichthyo, ein Quarantänebecken und / oder eine UV-C-Lampe wie bei Ichthyo zu benutzen.
In schwach besetzten, gut bepflanzten und durch viele, kräftige Wasserwechsel gepflegten Aquarien haben Bakterien keine Chancen, sich auf Fischen breit zu machen.
Alternative Behandlung
Da Flexibacter columnaris offensichtlich nur geschwächte Tiere befällt, ja sogar eng zusammen gehaltene Fische in sehr sauberem Wasser nicht infizierbar sind, ist auch die einzige Behandlungsmöglichkeit der Wasserwechsel. Man muss sich einfach vorstellen, dass bei dieser Erkrankung ein ungeheures Heer von Bakterien im Wasser und auf den Fischen unterwegs ist, dass die Tiere keine Chance haben, diesem Erregerdruck auch nur ansatzweise zu entgehen. Führt man nun Wasserwechsel in Größenordnungen um ca. 80 % des Gesamtvolumens durch, wird die Erregerzahl um genau den selben Prozentsatz gesenkt. Dies hilft den Fischen augenblicklich. Die Wasserwechsel in dieser Menge sollten möglichst lange, wenigstens bis zum sichtbaren Abklingen der Symptome, täglich durchgeführt werden. Selbstverständlich sollte das Frischwasser geeignet und richtig temperiert sein.
Weitere Tipps zur Behandlung
Nach der Behandlung sollte 24 Stunden über Aktivkohle gefiltert werden, um die Medikamentenreste zu entfernen. Kohle danach entsorgen. Anschließend eine Woche lang täglich eine Dosis eines Vitaminpräperates zugeben, zur Unterstützung des Immunsystems der Fische und besseren Heilung der durch die Parasiten verursachten Verletzungen. Eine Zugabe von Filterbakterien ins Aquarienwasser hilft, geschädigte Reinigungsbakterien wieder zu ersetzen und den Filter wieder mit nitrifizierenden Bakterien zu besiedlen. Bitte in den ersten 48 Stunden nach Zugabe der Bakterien das Aquarium belüften oder für einen plätschernden Wasserrückstrom aus dem Filter sorgen.
Kontrolliere bitte während der Behandlung und die ersten Tage nach Zugabe der Bakterien täglich die Ammonium/Ammoniak und Nitritwerte. Bei Nitritwerten von über 1,0 mg/l sollte ein sofortiger 50 % Wasserwechsel durchgeführt werden.
Anleitung zur medikamentösen Behandlung findest du hier:
http://aquamax.de/index.php/columnarischemo.html
http://www.jbl.de/de/online-hospital/pict_diag_groups/fischkrankheiten-bestimmen-und-heilen
Bernd Kaufmann -Aquamax
JBL