Hier findest du eine Auswahl verschiedener Algenfresser, die allesamt eine Bereicherung für jedes Gesellschaftsbecken darstellen. Da nicht alle Algenfresser gleich produktiv sind, einige auch sehr groß werden können und jeder sein eigenes „Arbeitsfeld“ hat, sollte die Wahl vor dem Kauf gut durchdacht werden.
Das absolut algenfreie Aquarium gibt es nicht. Es wäre mehr als unnatürlich. Mit der Hilfe von Algenfressern kannst du aber übermäßiges Wachstum praktisch aller Algenarten zu vermeiden. Trotzdem werden immer einige Algen im Aquarium verbleiben. Erfahre mehr darüber welche Faktoren das Algenwachstum beeinflussen. Du kannst das Wachstum von Algen also fördern oder hemmen, aber ganz verhindern kann man es nicht. Diese latent vorhandenen Algen kannst du aber mit den hier vorgestellten Algenfressern hervorragend im Zaum halten.
Durchforstet man die Literatur ein wenig nach Fischen, die besonders sauerstoffreiches, schnell fließendes Wasser lieben, wird man sehr schnell erkennen, dass viele von ihnen zu unseren besten Algenfressern zählen. Ganz einfach deshalb, weil die Gewässer, in denen Algen wachsen, eben in der Mehrzahl genau diese Eigenschaften haben.
Für alle hier empfohlenen, bzw. besprochenen Algenfresser gilt, dass sie nur dann die erwünschten Dienste leisten, wenn sie nicht überfüttert werden. Da Überfütterung nicht selten die Hauptursache für üppigen Algenwuchs ist, sollte sich jeder Aquarianer genau diese Tatsache klar machen. Der Teufelskreis zu kleines Aquarium, zu viele Fische, zu viel Futter, zu wenige schnellwüchsige Pflanzen, zu wenig Wasserwechsel, viele Algen, kann ganz sicher nicht durchbrochen werden, indem man noch mehr (vielleicht zu große) Fische einsetzt und am Ende noch stärker füttert.
Die Siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis) stammt aus den Fließgewässern Thailands und Malaysias und wurde 1962 erstmals eingeführt. Sie ist gegenüber anderen, auch kleineren Fischen äußerst friedlich – auch wenn es unter Artgenossen auch schon einmal zu Streitigkeiten kommen kann, bei denen sich die Tiere jedoch nicht verletzen. Äußerlich ist die Siamesische Rüsselbarbe eher unscheinbar und trotzdem in fast jedem Zoogeschäft zu finden. Der Grund: diese Art ist einer der besten Algenfresser und vertilgt sogar die von den meisten anderen Fischen verschmähten grünen Fadenalgen, als auch die schwarzen Pinselalgen. Doch sollte man wissen, dass C. siamensis z. B. keine Kieselalgen fressen kann, sie besitzt kein Saugmaul, das dazu notwendig wäre. Ausgewachsen kann sie bis zu 17 cm groß werden kann und mit zunehmender Größe leider auch immer unproduktiver. Größere Tiere springen gern, weshalb das Becken stets abgedeckt werden sollte.
Ebenfalls unscheinbar und trotzdem als Algenfresser sehr beliebt sind die Ohrgittersaugwelse der Gattung Otocinclus. Zu ihr gehören etwa 20 verschiedene Arten, von denen nur einige wenige regelmäßig importiert und meist unter dem Namen Otocinclus affinis verkauft werden: O. hoppei, O. macrospilus, O. vittatus, O. huaorani, O. mariae und O. vestitus. Die Gattung ist in Südamerika weit verbreitet und hat gegenüber der Siamesischen Rüsselbarbe den Vorteil nur etwa 4 cm groß zu werden. Damit sich Otocinclus richtig wohl fühlen, sollten sie immer zusammen mit einigen Artgenossen gehalten werden. Ihr Arbeitsgebiet sind Kieselalgen: in unermüdlicher Suche nach weiterer Nahrung beraspeln sie die Einrichtung im Aquarium – auch Pflanzen, jedoch ohne sie dabei zu beschädigen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Tiere genügend Futter haben, denn der Algenwuchs reicht ihnen auf Dauer nicht aus. Problematisch wird es, wenn sie mit großflächigen, ruhigen Fischen wie zum Beispiel Diskus vergesellschaftet werden. An diese Tiere haften sie sich gerne an und raspeln ihre Schleimhäute ab.
Seit ein paar Jahren boomt die Nachfrage nach Wirbellosen wie Garnelen und Schnecken und das nicht nur wegen ihrem farbenfrohen Aussehen, sondern auch aufgrund ihres faszinierenden Verhaltens. Die Amanogarnele (Caridina japonica) kann mit ihrem eher unscheinbaren Äußeren bei dem Farben-Wettstreit nicht mithalten: ihr Körper ist transparent mit einer nur leichten bläulichen oder gründlichen Färbung und einer dunklen Punkt- und Strichzeichnung an den Seiten. Und doch ist diese Garnele noch immer eine der beliebtesten, denn im Einsatz gegen Algen – vor allem lästige Fadenalgen – ist sie unschlagbar. Bekannt wurde sie einst durch den japanischen Naturfotografen Takashi Amano, der ihren Nutzen als Algenbeseitiger als erster erkannte. Da es sich um Gruppentiere handelt, sollte sie immer in Gesellschaft ihrer Artgenossen gehalten werden. Mit einer Körperlänge von etwa 5 cm und einer Alterserwartung von fünf bis sechs Jahren unterscheidet sie sich deutlich von den meisten Zwerggarnelen. Die Vermehrung der Amanogarnele im Aquarium ist jedoch nahezu unmöglich. Die Weibchen entlassen keine fertigen Jungtiere, sondern bis zu 2000 Larven, die in der Natur mit der Strömung ins Meer gelangen. Im Aquarium müssten sie also im Salzwasser aufgezogen werden, was sehr schwierig ist, da sie sehr empfindlich auf nicht optimale Bedingungen reagieren. Im Süßwasser überleben sie nur vier bis fünf Tage. Klappt es im Aquarium doch einmal mit der Vermehrung, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Garnelenart aus Taiwan, die aufgrund ihrer ähnlichen Färbung und ähnlichen Eigenschaften in der Algenbekämpfung ebenfalls unter dem Namen Caridina japonica eingeführt wurde.
Andere Wirbellose, die ebenfalls zu großer Beliebtheit gekommen sind, sind die algenfressenden Rennschnecken der Gattung Vittina. Ihr Vorteil gegenüber anderen Arten ist, dass sie sehr gute Arbeit bei der Algenbekämpfung leistet und dabei die Pflanzen im Aquarium nicht beschädigt. Ihr Einsatzgebiet sind Braun- und Grünalgen, doch sind nur wenige Algen vorhanden, sollte auf jeden Fall zugefüttert werden. Das auffällige Muster beispielsweise der Zebra-Rennschnecke (lat.: Vittina coromandeliana) oder der Ornament-Rennschnecke (lat.: Vittina semiconica) fällt bei den einzelnen Tieren ganz individuell aus und macht sie zu einem wunderschönen Hingucker im Aquarium. Die Schnecken erreichen eine Länge von etwa 2,5 cm und können oft lange Zeit reglos im Aquarium sitzen. Doch setzen sie sich erst einmal in Bewegung, machen sie ihrem Namen als Rennschnecke alle Ehre. Um ein Ausbüchsen zu verhindern, sollte das Aquarium stets abgedeckt werden.
Der Glimmerlabeo (Crossocheilus latius, oft auch Indischer Algenfresser genannt) stammt aus Asien und ist aufgrund seiner Qualitäten als Algenvertilger sehr begehrt. Zu seinem Einsatzgebiet gehören auch die von anderen Fischen häufig verschmähten Pinselalgen. Auch wenn seine silber-graue Färbung nicht besonders auffällig ist, ist er doch aufgrund seines lebhaften Verhaltens eine tolle Ergänzung für jedes Aquarium. Auf der Suche nach Futter durchstöbert er jede Ecke – ob alleine oder zusammen mit Artgenossen – und hält sich dabei vorwiegend in der Bodenregion auf, macht aber auch gerne mal Ausflüge in die oberen Regionen. Anderen Fischen gegenüber ist er äußerst friedlich und auch innerartlich herrscht eine schön anzusehende Harmonie. Der Glimmerlabeo kann zwar eine Größe von etwa 13 bis 14 cm erreichen, gehört damit aber zu den kleinsten der asiatischen Algenfressern. Oft wird er mit Garra-Arten wie Garra mullya verwechselt, die jedoch im Vergleich andere Kopfproportionen wie zum Beispiel deutlich kleinere Augen aufweisen.
Einer der effektivsten Algenfresser ist der Pitbull-Harnischwels (Parotocinclus jumbo), der oft auch schlicht LDA 25 genannt wird. Fast schon systematisch bearbeiten diese Tiere jedes Steinchen einzeln, indem sie ihn drehen und wenden und dann „wegwerfen“, um sich einen neuen vorzuknöpfen. Genauso penibel weiden sie Algenbeläge an Scheiben, Blättern und Wurzeln ab und bieten bei dieser Arbeit ein interessant anzusehendes Schauspiel. Ebenfalls faszinierend ist, dass sich die einzelnen LDA 25 an ihre Umgebung anpassen, sich quasi „tarnen“: befinden sie sich auf hellem Sandboden färben sie sich einheitlich und fast schon weiß, auf Wurzeln nehmen sie eine dunkle, fast schwarze Farbe an und auf gesprenkeltem Kies zeigen sie wunderschöne blau-graue Tupfen. Bei der Pflege im Aquarium sollte man darauf achten, stets mehrere Tiere zu halte, da sie sich sehr gerne in Gesellschaft von Artgenossen aufhalten. Sie lieben einen sandigen Untergrund, fühlen sich aber auch auf groberem Kies wohl, so lange dieser nicht scharkantig ist. Schnell fließendes Gewässer wird von ihnen bevorzugt, doch in der Natur kommen diese Tiere zur Trockenzeit in Brasilien zu tausenden in stehendem Gewässer vor, was ihre Anpassungsfähigkeit verdeutlicht. Ein weiterer Vorteil dieser interessanten Art ist, dass sie eine Größe von nur etwa 5 cm erreichen und auch ausgewachsen noch fleißig ihrer Arbeit nachgehen – vorausgesetzt es wird nicht zu viel zugefüttert. Trotz ihrer geringen Größe lassen sich Pitbull-Harnischwelse von anderen, auch deutlich größeren Fischen nicht von ihren Plätzen vertreiben und zeigen sich sichtlich unbeeindruckt. Leider ist der Pitbull-Harnischwels auf der seit dem 4.01.2012 neu veröffentlichten Positivliste der IBAMA (Brasilianisches Institut für Umwelt und erneuerbare Ressourcen) nicht aufgeführt und kann somit nicht mehr nach Deutschland exportiert werden. Hoffnung machen inzwischen jedoch einige geglückte Nachzuchten.
Der Crossocheilus reticulatus hat viele Handelsnamen, wie zum Beispiel Puzzlebarbe, Pinselalgenfresser, Netzpinselalgenfresser oder Schwanzfleck-Algenfresser, die zum Teil auf das Aussehen zurückgehen, aber auch auf die positiven Eigenschaften in der Algenbekämpfung. Zuerst zum Äußerlichen: Die Schuppen weisen ein dunkles Netzmuster auf und die Schwanzwurzel ziert ein einzelner schwarzer Fleck. Je nach Stimmung ist die Intensität der Färbung unterschiedlich ausgeprägt. Als ein hervorragender Algenvertilger bekämpft C. reticulatus sogar Pinselalgen. Da es sich bei dieser Art um einen Allesfresser handelt, kümmert sie sich auch um Futterreste aller Art und sogar verendete Fische werden verwertet. Somit trägt sie einen großen Teil dazu dabei das Aquarium sauber zu halten. Ursprünglich stammt sie aus dem Mekong und Chao-Praya Einzugsgebiet, weshalb sie wärmere Temperaturen von 23 bis 28° C bevorzugt. Im Aquarium sollte sie stets in einer Gruppe gehalten werden, da sie gerne die Gesellschaft von Artgenossen sucht. Ein Nachteil ist jedoch, dass sie ausgewachsen eine Größe von etwa 17 cm erreichen kann und damit nur in größeren Aquarien gehalten werden sollte.
Quelle:
Laura Heidbrink
Bernd Kaufmann – Aquamax
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