In den ersten 6 Wochen befürchtete ich tatsächlich, ein nicht harmonisierendes Paar erwischt zu haben: Er spielte sich als absoluter Chef im Becken auf und Sie bekam ich kaum zu sehen, und wenn dann deshalb, weil Er Sie durchs Becken jagte (was für das Weibchen aber wegen des dichten Beckenbewuchses nicht wirklich stressig war, so ein Verjagen war stets nach 1-3 Sekunden beendet). Ich würde meinen Beobachtungen nach Pelvicachromis sacrimontis nicht in kleineren Becken als einem Meter Länge pflegen bzw. züchten. Zum einen ist die Art aggressiver als P.pulcher, und wenn P. sacrimontis diese nicht an Feindfischen abarbeiten kann besteht die Gefahr, das sie es innerartlich, also am Partner tun. Und Feindfisch bedeutet, das dieser auch Platz und Gelegenheit zum Ausweichen braucht. Der Literatur ist weiterhin zu entnehmen, das diese Pelvicachromis-Art relativ empfindlich auf Störungen reagiert, was ich insofern bestätige, als das sie sich für Buntbarsch-Verhältnisse als recht scheue Sensibelchen ausnehmen können - was aber nicht heißt, das sie sich nicht Respekt zu verschaffen wüssten. Meine Geduld hatte sich aber gelohnt, denn irgendwann begann das Weibchen, den Attacken des Männchens nicht mehr auszuweichen und ihn stattdessen anzubalzen. Jetzt rechnete ich eigentlich ständig mit einem Gelege, doch so schnell gings dann aber doch nicht. Die beiden waren einfach wochenlang ein Herz und eine Seele (wieder: Für Buntbarsch-Verhältnisse) und die besten Kumpels, sonst aber nichts. Zumindest konnte ich nie ein Gelege bzw. entsprechendes Verhalten der inzwischen großen Tiere (m 11cm f 7cm) beobachten. Lediglich wurden ausgiebig verschiedene Stellen im Revier (sprich: Das ganze Becken) untersucht, geputzt und etwas gegraben, was aber nicht so weit geht als das sie Pflanzen ausbuddeln. Nach vier Wochen jedoch war ein deutlicher Verhaltensunterschied zu beobachten: Sie bewachte ein Gelege in einem kleinen auf der Seite liegend eingerabenen Blumentopf ohne Boden, und er bewachte die hinterste obere Ecke das Pflanzendickicht, in dem er saß und versuchte, IHR nicht ins Auge zu fallen, das Weibchen war sehr dominant und bewachte ihr Gelege (wie später auch die Brut) wie ein kleiner Derwisch (Ein weiterer Grund, in nicht zu kleinen Becken zu züchten). Dabei trägt das Weibchen nun ein Brutpflegekleid, das sensationell ist. Nachdem die Larven geschlüpft waren zog das Weibchen mit Ihnen noch zweimal um, was jedoch an meiner Neugierde gelegen haben könnte, denn ein bis zwei mal am Tag versuchte ich mit Hilfe einer Taschenlampe zu erkennen, was Stand der Dinge sei. Wie gesagt, P. sacrimontis reagiert sensibel auf Störungen. Deshalb beschränke ich alle Aktivitäten am und im Becken in der Zeit der Brutpflege (bis vier Wocchen nach Freischwimmen der Jungen) aufs Notwendigste. Nach elf Tagen (23°C) schwamm die Brut frei, und ab dem Zeitpunkt wurde das Männchen wieder geduldet, selbst in unmittelbarer Nähe der Brut, jedoch übernimmt er Pelvivachromis-typisch eher die Verteidigung der Reviergrenzen. Das besteht größtenteils darin, Angriffe auf die Feindfische zu schwimmen. Das tut das Weibchen gelegentlich auch, jedoch heftiger. Die Gelege-Größe ist relativ klein, je nach Kondition der Alttiere liegt sie bei 15-25 Jungfischen. Zu dem Verhältnis der Geschlechter-Verteilung (in Abhängigkeit der Temperatur) kann ich derzeit noch keine Aussage treffen - das kann ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt aktualisieren. In den ersten beiden Wochen bekam ich die Jungfische kaum zu Gesicht, die von den Alten so durchs Becken geführt wurden, das sie stets in Deckung durch Wurzeln oder Pflanzen waren. In dieser Zeit füttere ich 4-5 mal am Tag mit frisch geschlüpften Artemien, die ich in die Nähe des Jungfischschwarms pipetiere - bzw. dahin, wo ich die Brut vermutete, die waren meistens in der entgegengesetzten Ecke wo sich die Hechtlinge aufhielten. Die Kleinen wachsen in den ersten Wochen deutlich, wenn sie ausreichend gefüttert werden. Da auf Dauer die Fütterung mit ausschließlich Artemia-Larven zu einseitig wird füttere ich mit Beginn der 3. Woche auch noch mit fein zerriebenem Flockenfutter und mit Frostfutter, das für Fischbrut gedacht ist. Da ist wohl auch jede Menge Artemia drin, aber auch Copepoden und andere Kleinstlebewesen. Durch die intensivere Fütterung nimmt natürlich auch die Belastung des Wassers zu, so das ich den Teilwasserwechsel (25-33%) zwei mal wöchentlich vornehme. Das ist übrigens bei den meisten Fisch-Nachzuchten sehr wichtig: Ich bringe die erfolgreiche Aufzucht von Fischbrut auf die einfache Formel: Sehr gut füttern (!) und häufig (regelmäsig) Teilwasserwechsel! Mit zunehmender Größe der Kleinen nimmt aber auch die Aggressivität der Alten zu, das Becken muß wirklich groß genug sein, das - in meinem Fall die Hechtlinge - die anderen Tiere ausweichen können. Ich denke das ich diesen Punkt wirklich nicht oft genug hervorheben kann, denn wenn die Alten nur noch auf die anderen Fische eindreschen wächst auch ihr Stress was in Extremo dazu führen kann, das sie ihre Brut nicht weiter betreuen! Ab einem Alter von sechs bis acht Wochen lässt der Brutpflegetrieb der Alttiere nach, und jetzt sollte man überlegen, ob man die Möglichkeit nutzt, die juvenilen Tiere zu separieren um sie gezielt füttern und aufziehen zu können, vielleicht ist es dem Wohlbefinden - und somit dem Wachstum - der Jungen abträglich, wenn sie immer mehr den Aggressionen der Alttiere ausgesetzt sind? Ich habe mich dazu entschieden, die juvenilen Tiere über diesen Zeitpunkt hinaus bei den Alten zu lassen, senke aber die Temperatur ab (Zimmer-Temp.), damit die Alten nicht direkt das nächste Brutgeschäft beginnen, was sie natürlich weniger aggressiv sein lässt. Es bekommt den Zuchttieren ohnehin besser, ihnen zwischen den Laichgeschäften Ruhe zu gönnen, das verbessert ihre Kondition und somit auch die der Nachzuchten. Die Mutter zeigt gelegentlich schon Aggressionen gegenüber den Jungtieren, lässt sie aber ansonsten in Ruhe, so das diese ungestört im Revier, das ihr Vater ja nach wie vor bewacht, nach Futter suchen können. Dieser zeigt bis dahin ( 8te Woche ) keinerlei aggressives Verhalten gegen seine Jungen. Unterm Strich ist Pelvicachromis sacrimontis ein toller Zwergbuntbarsch - die Männer sind vielleicht nicht ganz so farbenfroh wie die anderer Pelvicachromis-Arten, jedoch machen die Weibchen das wieder wett: Ihre Farben sind kräftig und plakativ. Außerdem ist diese Art ein Parade-Beispiel des Brutpflege-Verhaltens bei Buntbarschen mit Mutter-Vater-Familie. Anmerken möchte ich noch, das beide Geschlechter in der richtigen Stimmung (Balz, Brutpflege) sehr schön gefärbt sind, was jedoch in den Fotografien kaum abgebildet wird, auch im Netz habe ich noch keine Bilder gesehen, die den Tieren gerecht werden. Interessant zu erwähnen sei noch, das die Jungfische anfangs ein Fleckenmuster tragen ("Leoparden-Kringel"), welches hervorragend tarnt, weil es die Körperform vor dem Hintergrund optisch auflöst. Ab der 4.Woche fängt dieses an sich langsam zu verändern und den durchgehenden Streifen Streifen der adulten Tiere bildet.