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Volvox sp.

Volvox - Foto-Fin  / pixelio.de
Foto-Fin / pixelio.de

Biologie

Die kugelförmige Grünalge Volvox sp. markiert in der Entwicklung vom Einzeller hin zum Vielzeller das Stadium direkt nach der Konstitution der ersten Vielzeller.

Sie ist die fortgeschrittenste und größte (bis zu 2 mm Durchmesser) Geiselträgerkolonie, bestehend aus sehr vielen (bis zu 20.000) Einzelzellen, die in regelmäßigen Abständen in der Wandung einer Gallerthohlkugel stecken und ihre 2 Geißeln nach außen kehren. Jede Einzelzelle ist mit ihren Nachbarn durch Plasmabrücken verbunden.

Die Fortbewegung geschieht durch den gemeinsamen Geißelschlag aller Zellen. Die vorderen Zellen haben größere Augenflecke und sind lichtempfindlicher als die Zellen am hinteren Pol. Zur Vermehrung sind nur noch wenige Zellen am Hinterende der Kolonie fähig (Bildung erster Keimzellen!); sie sind größer und werden bei ihrer Teilung ins Innere der Kolonie gedrängt. Dort wachsen sie dann zur neuen Kolonien heran, welche nach dem Aufplatzen der Mutterkolonie frei werden. Auf dieser Stufe der Entwicklung der Lebewesen hat nun auch der Tod Einzug gehalten. Sich durch Spaltung vermehrende Einzeller waren und sind ja prinzipiell unsterblich.

 

Die Wimperkugel Volvox liebt eutrophe Gewässer, in denen sie manchmal in dichten Wolken zu beobachten ist. Die einzelnen, bei einigen Arten bis über 1 mm großen Kugeln, sind mit dem unbewaffneten Auge durchaus zu erkennen, wenn sie langsam, angetrieben durch den gleichzeitigen Wimpernschlag aller Zellen, durch das Wasser rollen.

 

Kulturmedien

Um Reinkulturen zu erhalten sollen die Medien möglichst steril hergestellt werden. In den Originalrezepten wird daher autoklaviert.

Anstelle der Verwendung eines Autoklaven, soll es für erste Versuche genügen, die Lösungen erst 10 min zum Sieden zu erhitzen, dann in saubere Flaschen abzufüllen und dicht zu verschließen. Die Vitamine dürfen nicht mit erhitzt werden, da man die empfindlichen Stoffe sonst zerstört.

Man kann auch die blasenlos gefüllten Flaschen für 10 min im Dampfdrucktopf erhitzen (114 °C).

Die Hinweise zum Abmessen kleinster Mengen sind hilfreich.

 

1. Möglichkeit

Von verschiedenen Seiten wurde die Verwendung der französischen Mineralwassers Volvic empfohlen.

2. Möglichkeit

nach Uspanski und Uspanskaja. Nach ihren Angaben scheiterten bisherige Kulturversuche oft am Eisenbedürfnis der Volvox sp.

Inhaltsstoff Menge
KNO3 (Kaliumnitrat) 250 mg/l
MgSO4 (Magnesiumsulfat) 250 mg/l
Ca(NO3)2 (Calciumnitrat) 1000 mg/l
KH2PO4 (Kaliumdihydrogenphosphat) 250 mg/l
K2CO3 (Kaliumcarbonat) 345 mg/l
Fe2(SO4)3 (Eisen(III)sulfat) 12,5 mg/l

Die Eisenmenge oder die gesamte Nährlösung sind im Sommer 10, im Winter 20-tägig zu ersetzen.

3. Möglichkeit

modifiziert, nach L. Provasoli und I.J. Pintner, 1959, in dest. Wasser

Inhaltsstoff Menge
Ca(NO3)2 × 4 H2O (Calciumnitrat) 118 mg/l
MgSO4 × 7 H2O (Magnesiumsulfat) 40 mg/l
KCl (Kaliumchlorid) 50 mg/l
Na2-glycerophosphat × 5 H2O 60 mg/l
Glycylglycin 500 mg/l
Micronährstofflösung 6 ml

Micronährstofflösung

FeCl3 × 6 H2O (Eisen(III)chlorid) 97 mg/l
MnCl2 × 4 H2O (Mangan(II)sulfat) 41 mg/l
ZnCl2 × 6 H2O (Zinkchlorid) 5 mg/l
CoCl2 × 6 H2O (Kobalt(II)chlorid) 2 mg/l
Na2MoO4 × 2 H2O (Natriummolybdat) 4 mg/l
EDTA-dinatriumsalz-dihydrat 750 mg/l

Dem fertigen Medium werden nach dem Sterilisieren noch Vitamin B₁ (500 µg/l) und Vitamin B₁₂ (5 µg/l) zugesetzt.

4. Möglichkeit

Nach einer Anleitung der „Sammlung von Algenkulturen” im Albrecht von Haller – Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen, Abt. Experimentelle Phykologie, zitiert von Dr. U. G. Schlösser.

Verwendet wird ursprünglich das Basalmedium mit 10 % Euglena Medium mit Vitaminen. Das wurde ursprünglich aber für eine bakterienfreie Kultur entwickelt. Da das aber für aquaristische Zwecke nicht zu erreichen ist, sollte man nur 1 bis höchstens 5 % Euglena Medium zusetzen, damit sich die Bakterien nicht allzu üppig ausbreiten.

4.1. Basalmedium

Inhaltsstoff Menge
KNO3 (Kaliumnitrat) 200 mg/l
K2HPO4 (Dikaliumhydrogenphosphat) 20 mg /l
MgSO4 × 7 H2O (Magnesiumsulfat) 20 mg /l
Erdabkochung* 5 ml/l
Mikronährstofflösung 5 ml/l

* Einen Kolben zu einem Drittel mit Erde aus Garten oder Laubwald füllen (aber nicht zu viel humoser Anteil), die aber keinen Dünger oder gar Pestizide enthalten darf. Der Erfolg hängt stark ab von der Auswahl geeigneter Erden, wobei hohe Lehm-Anteile eher ungünstig sind.
Es wird mit deionisiertem Wasser 5 cm hoch überschichtet und 2 mal in 24 h für eine h zum Sieden erhitzt. Danach wird dekantiert und von Partikeln durch Filtration (Kaffeefilter!) getrennt. Man füllt in kleine Gefäße, die sich gut im Dampfdrucktopf sterilisieren lassen und bewahrt sie anschließend im Kühlschrank auf.

4.2. Mikronährstofflösung

ZnSO4 × 7 H2O (Zinksulfat) 1 mg/l
MnSO4 × 4 H2O (Mangan(II)sulfat) bzw.
MnSO4 × H2O
2 mg/l bzw.
1,5 mg/l
H3BO3 (Borsäure) 10 mg/l
Co(NO3)2 × 6 H2O (Kobalt(II)nitrat) bzw.
CoSO4 × 7 H2O (Kobalt(II)sulfat)
1 mg/l
CuSO4 × 5 H2O (Kupfer(II)sulfat) 0,5 µg/l
FeSO4 × 7 H2O (Eisen(II)sulfat) bzw.
FeSO4 × H2O
700 mg/l bzw.
430 mg/l
EDTA-dinatriumsalz-dihydrat 800 mg/l

4.3. Euglena Medium

NaOAc (Natriumacetat) bzw.
NaOAc × 3 H2O
1 g/l bzw.
1,7 g/l
Fleischextrakt 1 g/l
Bacto-Tryptone** 2 g/l
Hefeextrakt 2 g/l
Erdabkochung (s. Basalmedium) 30 ml/l

**Bacto®-Tryptone („Pancreatic Digest [→ Verdauungsprodukt] of Casein especially rich in Tryptophane”). Bekannter Zusatz zu Nährböden aller Art. Erhältlich z.B. bei

Becton Dickinson
Tullastraße 8 – 12
69126 Heidelberg

Quelle: www.drak.de – Dr. Andreas Kremser

Bildquelle: Foto-Fin / pixelio.de

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