Das Edelkrebsprojekt NRW soll entscheidend zum Schutz und zur Stützung der heimischen Flusskrebsbestände beitragen. Besonders eine Verringerung der Gefährdung durch die „Krebspest“ wird nicht nur freilebende, sondern auch in der Aquakultur befindliche Edelkrebsbestände erhalten.
Ein wichtiger Schritt zu diesem Ziel ist die möglichst genaue Erfassung der heimischen Flusskrebse (Edelkrebs und Steinkrebs) aber auch der nicht heimischen Flusskrebsbestände in gesamt NRW, die derzeit nur lückenhaft vorliegt. Dazu wurden umfangreiche Befragungen u. a. von Fischereiberechtigten, Behörden und Tauchern durchgeführt, um die teilweise nur regional bekannten Daten zu sammeln. Ergänzend dazu untersuchen geschulte, ehrenamtliche Kartierer Gewässer auf Flusskrebsvorkommen bzw. überprüfen eingegangene Meldungen. Diese Kombination war auch bei dem auf den Regierungsbezirk Köln beschränkten Pilotprojekt Edelkrebs NRW (2003 – 2006) mit vergleichbarer Zielrichtung erfolgreich.
Eine solche Datengrundlage ist zur Risikoabschätzung einer „Krebspestübertragung“ oder einer Einwanderung nicht heimischer Arten notwendig. Nur so kann z.B. die Eignung von Wiederansiedlungsgewässern oder Teichanlagen zur Edelkrebsproduktion abgeschätzt werden. Das Projekt dient für derartige Fragestellungen auch als Beratungsstelle und kann regionale Projekte fachlich begleiten.
Im zweiten Schwerpunkt wird durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit möglichst breit auf die spezielle Gefährdungssituation der heimischen Flusskrebse aufmerksam gemacht. Der Edelkrebs ist ein erschreckendes und sehr anschauliches Beispiel, welche negativen Folgen das Aussetzen von nicht heimischen Arten (Neobiota) in der Natur haben kann. Die Verbreitung dieser Information ist daher nicht nur entscheidend für den Erhalt der heimischen Flusskrebse, sondern trägt auch zum Schutz anderer v.a. aquatischer Ressourcen (z.B. Fische und Muscheln) bei, die in ähnlicher Weise gefährdet sind. Die Zielsetzung des Projektes geht damit deutlich über den Schutz der heimischen Flusskrebse hinaus. Weiterhin wird das Projektpersonal bei Fragen zu Flusskrebsen aber auch zu Neozoen als Beratungsstelle fungieren.
Notwendigkeit und Nutzen des Projektes
Die beiden heimischen Flusskrebsarten Edelkrebs und Steinkrebs gelten in NRW als „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste NRW 2010, im Druck). Neben der Gewässerverschmutzung und dem Ausbau der Gewässer war v. a. eine aus Amerika eingeschleppte Pilzerkrankung für den erschreckenden Rückgang der Flusskrebse verantwortlich.
Der seuchenartige Verlauf der Krankheit und das massenhafte Sterben von Flusskrebsen brachten ihr den Namen „Krebspest“ ein. Aber erst durch die Einführung amerikanischer Flusskrebsarten, die gegenüber der Krankheit weitgehend immun sind, diese aber übertragen, konnte sich die Krebspest in Europa dauerhaft etablieren. Die heute in unseren Gewässern weit verbreiteten amerikanischen Flusskrebsarten bilden den Ausgangspunkt für weitere Ausbrüche. Eine Verbreitung der Krankheit erfolgt häufig unbewusst durch den Menschen.
Eine zusätzliche Gefahr besteht in der z. T. durch den Menschen geförderten Ausbreitung der nicht heimischen Flusskrebse und der damit verbundenen Verdrängung der biologisch unterlegenen heimischen Arten. Das zunehmende Interesse an Flusskrebsen in der Aquaristik und der unkontrollierte Verkauf über den Zoofachhandel spielen dabei eine entscheidende Rolle. Durch die Ernährung von totem tierischem und pflanzlichem Material nimmt der Flusskrebs als eine Art „Gesundheitspolizei“ eine wichtige Position im Gewässer ein. Dieser Nutzen für die gesamte Lebensgemeinschaft sollte erhalten bleiben.
Projektbeschreibung
Die erfolgreiche Grundkonzeption des Pilotprojektes Edelkrebs NRW, mit einer Kombination aus Erfassung und Information, wurde beim landesweiten Edelkrebsprojekt NRWübernommen, wobei auf Grund der gesammelten Erfahrungen eine Modifikationen erfolgte. Das deutlich vergrößerte Projektgebiet ist eine logistische Herausforderung und bedingte sowohl organisatorische als auch personelle Veränderungen der Konzeption.
Schon das Pilotprojekt hat gezeigt, dass bei der Betreuung der steigenden Zahl an ehrenamtlichen Kartierern logistische Probleme auftreten, die u. a. zu erheblichen Fahrtkosten führten. Die Zusammenarbeit mit einzelnen Biologischen Stationen als regionale Anlaufstellen hat diese Probleme verringert. Das Edelkrebsprojekt NRW ist daher bemüht regionale Anlaufstationen zu schaffen, in denen v. a. ein Entleihen von Fanggeräten möglich ist. Neben Biologischen Stationen könnten dies auch örtliche Fischerei- oder Naturschutzvereine übernehmen.
Um diese Betreuung und die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes in gesamt NRW in ausreichendem Maße durchzuführen, ist NRW in zwei Arbeitsbereiche (nördliches und südliches NRW) aufgeteilt worden.
Als weiterer Stützpfeiler des Projektes ist im Naturschutzzentrum Arche Noah in Menden (Märkischer Kreis) eine Informationsstelle „Flusskrebse“ eingerichtet worden. Neben der zentralen Lage im Land sind hier ausreichende räumliche Kapazitäten vorhanden. In Zusammenarbeit mit dem Landesfischereiverband Westfalen & Lippe e.V. wurde dort eine Aquarienanlage errichtet, in der alle in NRW vorkommenden Flusskrebsarten präsentiert werden. Weiterhin werden die ganztägigen Flusskrebsseminare und andere Veranstaltungen des Projektes abgehalten.
Neben der stärkeren Einbeziehung der Großmuscheln in die Kartierungsarbeit, wird mittlerweile eine Unterrichtseinheit zum Thema „Edelkrebs“ angeboten, die schon in vielen Schulen erfolgreich angewandt wurde. Um diese Ziele zu erreichen, wird auch fachliche Unterstützung über Kooperationsvereinbarungen in Anspruch genommen werden. So bestehet eine Kooperation mit der „Projektgruppe Molluskenkartierung NRW“. Um der Problematik der in der Natur ausgesetzten Aquarientiere noch besser zu begegnen, sind engere Kontakte zu Aquarienverbänden bzw. – vereinen und Fachzeitschriften geplant. Die ebenfalls angebotene Informationsbroschüre „Flusskrebse in Aquarium und Gartenteich – Hinweise zu einem verantwortungsvollen Umgang mit diesen Tieren“ soll die notwendige Informationsverbreitung auch in diesem Bereich möglich machen.
Ehrenamtliche Mitarbeiter werden wie im Pilotprojekt Edelkrebs NRW stark in die Projektarbeit eingebunden. Durch die verlässliche Übernahme von wichtigen Aufgaben (z. B. Kassenführung, Rechnungsprüfung, Koordination Taucher, Datenerfassung) sind sie ein Faktor, ohne den die Umsetzung der Projektkonzeption nicht möglich wäre. Die im Rahmen des Pilotprojektes Edelkrebs NRW geschaffenen Grundlagen (z. B. Materialanschaffungen, Kooperationsvereinbarungen oder geschulte Kartierer) wurden ebenfalls durch das landesweite Edelkrebsprojekt NRW übernommen.
Träger des Projektes sind der Naturschutzbund Deutschland Landesverband NRW (NABU NRW) und der Fischereiverband NRW. Die Finanzierung wird durch das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der Landes Nordrhein-Westfalen (Mittel aus der Fischereiabgabe), die HIT-Umwelt- und Naturschutzstiftung, die NABU-Stiftung Naturerbe NRW und Project AWARE sichergestellt. Neben dem Verband der nordrhein-westfälischen Fischzüchter und Teichwirte, dem Forum Flusskrebse und derStädte Köln, Aachen und Münster konnten der Tauchsportverband NRW und mehrere öffentliche Aquarien als Unterstützer bzw. als Kooperationspartner gewonnen werden. Die Durchführung des Projektes erfolgt durch die Projektleitung und eine Projektgruppe, die sich aus ehrenamtlichen Interessierten zusammensetzt. Die Finanzverwaltung hat der NABU Stadtverband Köln übernommen.
Benötigen Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema,
haben Sie Kenntnis über Flusskrebsbestände oder
sind Sie an der Mitarbeit im Projekt interessiert,
dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf!
Quelle: Edelkrebsprojekt NRW