Das „Gesellschaftsaquarium“ ist wohl der Aquarientyp, den man am häufigsten findet. Aber was genau bedeutet das?
Im Gegensatz zum Artbecken leben in einem Gesellschaftsaquarium verschiedene Fischarten zusammen. Das ist gar nicht unnatürlich, auch in der freien Wildbahn hat ja kaum ein Tier das Gewässer ganz für sich. Im Amazonas, dem riesigen Fluss in Südamerika, aus dem viele unserer Aquarienfische stammen, leben auch Salmler, Buntbarsche, Panzer- und Harnischwelse zusammen.
Im Gesellschaftsbecken ist es aber auch „erlaubt“, Tiere zusammen zu halten, die sich in der Natur niemals getroffen hätten. Das können zum Beispiel amerikanische Salmler und asiatische Labyrinthfische sein, oder asiatische Barben und afrikanische Buntbarsche. Alle Kombinationen sind in Ordnung – unter gewissen Bedingungen. Das Gesellschaftsbecken ist sozusagen die offene Wohngemeinschaft unter den Aquarien.
Als Halter bestimmst Du darüber, wer in deinem Aquarium zusammenlebt. Du hast eine große Verantwortung damit, deine „Wohngemeinschaft“ zusammenzustellen. Denn die Bewohner können ja nicht einfach ausziehen, wenn es ihnen nicht passt.
Zu allererst müssen die Grundbedingungen für alle passen. Mögen die Tiere es lieber kalt oder warm, lieber weiches order hartes Wasser? Lieber ein dicht bepflanztes Becken mit wenig Strömung oder bevorzugen sie ein Bachbecken mit Steineinrichtung und viel Strömung? Selbstverständlich darf hier nur zusammen kommen, wer die gleichen Ansprüche hat. Also nicht Tiere mischen, die aus völlig unterschiedlichen Lebenswelten kommen – da zieht immer mindestens einer den Kürzeren und fühlt sich nicht wohl.
Prüfe also, bevor du deinen Besatz zusammenstellst, genau welche Bedürfnisse die geplanten Bewohner haben und suche nur solche heraus, deren Ansprüche möglichst deckungsgleich sind. Nehmen wir an, du hast eine Fischart, die Temperaturen von 18-26° C verträgt und eine, die 22-28° verträgt, so kannst du diese durchaus zusammen halten, wenn du dein Aquarium auf 22-26° Grad einstellst. Sollten sich die Bedürfnisse nicht überschneiden (Beispiel: 18-22° und 24-28°) solltest du zum Wohl der Fische auf eine der beiden Arten verzichten und lieber eine aussuchen, die zu der anderen passt. Du willst schließlich auch nicht entweder dauerhaft frieren oder schwitzen, richtig?
Das Gleiche gilt für alle anderen Eigenschaften des Aquariums wie Bepflanzung, Strömung und Wasserwerte.
Aber nicht nur die Einrichtung der Wohnung muss allen Bewohnern gefallen – auch die Bewohner selbst müssen sich miteinander verstehen, damit es nicht zu Streit kommt.
Achte auf folgende Eigenschaften:
Das ist ganz klar – sehr große Fische und sehr kleine Tiere (Fische, Garnelen, teilweise Schnecken) passen insofern nicht zusammen, dass die großen die kleinen als Futter ansehen könnten.
Im Gegensatz zu uns flugunfähigen Landbewohnern haben die Tiere in deinem Aquarium eine Bewegungsrichtung mehr zu Verfügung – nach oben und unten.
Die meisten Fische haben einen bevorzugten Bereich, wo sie sich aufhalten. Einige verlassen den Boden praktisch nie, andere schwimmen in der Mitte, wieder andere ganz oben. Das bietet dir die Möglichkeit, mehrere Arten zu halten, ohne dass sie sich in die Quere kommen. Nutze das aus und wähle jeweils nur ein, maximal zwei Arten für jeden Bereich.
In einem großen Becken haben die Tiere natürlich mehr Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen. Hast du ein großes (über 112l) Becken, kannst du also schon mehr Tierarten zusammen halten, als beispielsweise in einem kleinen 60cm Becken. Halte bitte nicht, um etwa noch mehr Arten unterbringen zu können, nur wenige Tiere einer Schwarmfischart. Sie fühlen sich nur in großen Gruppen wohl, außerdem wirkt ein schöner Schwarm oft besser, als viele verschiedene Arten, von denen jeweils nur wenige Tiere im Becken schwimmen. Bei kleinen Becken musst du dich mit weniger Arten begnügen, damit alle Bewohner noch genug Platz für sich haben und kein Stress entsteht.
Worauf musst du jetzt also achten, wenn du eine „Gesellschaft“ zusammenstellst?
Fische haben durchaus einen Charakter. Wie die Vertreter einer Art ticken ist meist recht gut vorhersehbar. Rowdy oder Kuschelbär, wilder Sportler oder Faulpelz?
Tiere, die standorttreu sind, also einen Bereich im Aquarium ihr Eigen nennen und auch verteidigen, können Probleme mit „Wanderfischen“ haben, die ihr Revier durchstöbern. Streit und Verletzungen sind vorprogrammiert. Im gewissen Maße lernen zwar auch wuselige Schwarmfische, das Revier des Buntbarsches um seine Höhle zu meiden, aber bis dahin fliegen erst mal die Schuppen.
Sehr schwimmfreudige Tiere können ruhebedürftige Exemplare stören. Krebse können bodenlebende Fische gefährden, indem sie sie nachts im Schlaf angreifen.
Mach dich also über den Lebensstil deiner Kandidaten schlau, bevor du sie kaufst, und setz nicht einfach nach Lust und Laune viele verschiedene Tiere zusammen. Das endet sowohl für die Tiere wie auch für dich unerfreulich – lieber gleich sorgfältig auswählen und danach eine glückliche Aquarien-WG haben!
Nein, es ist völlig in Ordnung, wenn die Tiere aus verschiedenen Gebieten der Erde stammen, solange die Bedürfnisse annähernd gleich sind. Manchmal ist es sogar hilfreich, wenn die Fische sich nicht „kennen“, sprich keine Verhaltensweisen mitbringen, die den anderen als Feind erkennen und behandeln. Hast du dir schon mal unsere Verbeitungskarte angeschaut?
Hier bekommst du eine Übersicht, wo welcher Fisch ursprünglich mal her kam. Natürlich sind inzwischen die meisten Fische gezüchtet und haben ihr Heimatland nie gesehen, ihre Verhaltensweise sind aber genetisch festgelegt und entsprechen großteils noch ihren wilden Vorfahren.
Wenn man bei der Vergesellschaftung geschickt vorgeht, kann ein Becken, in dem Tiere von vier verschiedenen Kontinenten stammen, aber durchaus hervorragend funktionieren.
Die Alternativen zum Gesellschaftsaquarium haben wir hier auch erklärt, du findest das Art-, Garnelen- und Krebsaquarium im Menü rechts.
Und wenn du doch mal nicht weiter kommst mit deinem Aquarium, eine Frage oder Anregungen hast: Schreib‘ Mr. Fishy!
Wir haben Ende 2018 dieses neue Format gestartet und werden in Zukunft auf diesem Kanal alles abdecken, was dich als Aquarianer unterstützt und dir hilft, dein Aquarium besser und gesünder zu betreiben.
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