Sie sind pfeilschnell, wenn sie Beute erjagen. Kaum erfassbar in der Schnelligkeit für das menschliche Auge, ergreifen sie ihre Opfer. Selbst aus 20 cm Entfernung dauert es nur Sekundenbruchteile, und die Beute ist im Maul der Jäger verschwunden. Dabei handelt es sich fast immer um kleine Fische. Das sind offenbar in der Natur die wichtigsten Futtertiere. Diese schnellen Jäger sind Hechtköpfe, Labyrinthfische der Gattung Luciocephalus. Und es sind Maulbrüter. Bis vor wenigen Jahren kannte man nur eine Art, Luciocephalus pulcher, taxonomisch bearbeitet schon 1830.
Erst 2005 wurde eine zweite Art beschrieben, Luciocephalus aura. Während die erste Art in kleinen Flüssen und Seen mit sehr weichem und saurem Wasser in West-Malaysia und auch Sumatra beheimatet ist, lebt die zweite Art in leicht bis kräftig dunkel rotbraun gefärbtem Schwarzwasser in Sumatra und vor allem in Kalimantan. Dabei handelt es sich um sehr mineralarmes, keimarmes Wasser mit pHWerten um 4, wobei Kalzium- und Magnesiumsalze nicht nachweisbar sind. Bei beiden Arten handelt es sich um sehr schlanke, laut Literatur um 15 cm lang werdende Fische, wobei die Kopflänge fast ein Drittel der Körperlänge ausmacht. Wenige Millimeter der vorderen, oberen Schnauzenspitze sind nach oben aufklappbar und ermöglichen so eine problemlose Luftaufnahme an der Wasseroberfläche.
Luciocephalus aura ist die farblich attraktivere Art. Die Fische zeigen in der Körpermitte ein von der Schnauze bis in den Schwanzstil reichendes breites Längsband, das mit vielen kleinen, glänzenden, türkisgrünen Flecken verziert ist. Die Geschlechter sind schwer zu unterscheiden und nach meinen Beobachtungen nur bei erwachsenen Fischen. Weibliche Hechtköpfe haben im Vergleich einen schlankeren Kopf und einen weniger hohen Körperbau. Sie sind auch bei gleicher Totallänge insgesamt schlanker. Die erfolgreiche Pflege dieser Hechtköpfe ist eine große Herausforderung.
Meine zurzeit etwas über 11 cm langen Luciocephalus aura pflege ich in einem 200-Liter- Aquarium. Es ist reichlich mit totem Holz und selbst gefertigten, baumstammähnlichen Tonsäulen dekoriert sowie mit vielen Pflanzen bestückt. Der Bodengrund besteht aus hellem Sand und ist stellenweise mit Buchenblättern bedeckt. Zudem befindet sich ein adultes Paar Betta obscura in diesem Aquarium. Das Wasser wird, wie auch für alle anderen meiner Schwarzwasserfische, in einem besonderen, 350 l fassenden Glasbehälter aufbereitet und nach langem „biologischem Einlaufen“ über Filter auch für den Wasserwechsel im Aquarium der Luciocephalus aura genutzt. Die Werte liegen dabei zwischen 10 bis 30 μS/cm elektrischer Leitfähigkeit bei 27°C Wassertemperatur und einem pH-Wert um 4,0 bis 4,3. Das Wasser wird mit einem Zusatz von natürlichen Huminstoffen angereichert. Eine sehr gute Wasserqualität im Aquarium ist sehr wichtig und Voraussetzung für eine erfolgreiche Pflege. Wichtig ist auch das Futter. Es wird nur lebendes Futter angenommen, und das in entsprechenden Größen. Die kläglichen Versuche, die Hechtköpfe mit toten Futtertieren, also mit Frostfutter zu füttern, blieben eine Notlösung und „ein am Leben halten auf Zeit“. Auf Dauer gesehen kommt man bei diesen Fischen um das entsprechende Futter nicht herum. Ausgesuchtes, sauberes Lebendfutter wie weiße Mückenlarven, Enchyträen und adulte Artemia reichen nicht als ausschließliches Futter. Garnelen einer kleinen Art ohne Scheren könnten auch ein gutes Futter sein. Die beste Nahrung sind aber kleine, gesunde, gut ernährte Fische.
Bei dieser dann fast optimalen Pflege kann es auch zur erfolgreichen Fortpflanzung kommen. So beobachtete ich schon nach rund vier Wochen eine erste Paarungen. Sie erfolgten im unteren Bereich, meist über dem Boden des Aquariums und dauerten mehr als acht Stunden. Dabei umschwamm das Weibchen pausenlos ihren Partner fast schlangenartig und berührte mit dem Kopf immer wieder seine Rücken- und Kopfregion. Auch ein Parallelstehen zum Körper des Männ- chens sowie das Streifen und schlängelnde Berührungen des Männchens gehören zum Balzrepertoire. Das Männchen hat zwar während der Paarungen immer wieder Anstalten zu einer für Labyrinthfische üblichen Paarung gemacht, aber nach meinen Beobachtungen eine Umschlingung nie vollzogen. Soweit ich beobachten konnte, wurden Eier in relativ großen Zeitabständen im freien Wasser als kleine Menge von sechs bis acht Stück vom Weibchen beim Umschwimmen des Männchens ausgestoßen und anschließend von Männchen aufgenommen. Diese Form der Paarung ist für Labyrinthfische sehr ungewöhnlich. Außerdem lässt das kontaktlose Ausstoßen der Eier eine erfolgreiche Befruchtung sehr zweifelhaft erscheinen. Trotz stundenlanger Beobachtungen konnte ich nur Ansätze des Umschlingens feststellen. Hier besteht noch viel Forschungsbedarf. Das Männchen hatte am Schluss der Paarungen Eier im Maul. Sie sind im Vergleich zu anderen Labyrinthfischarten mit durchschnittlich 2,7 mm sehr groß. Das Männchen hielt sich danach meist zwischen dichten Pflanzenwuchs auf.
Es entließ die Jungfische nach 23 bzw. 24 Tagen Brutzeit. Sie hatten bereits eine Totallänge von rund 17 mm, waren vollständig ausgebildet und nahmen in den folgenden Tagen problemlos frisch geschlüpfte Nauplien von Artemia als Erstfutter an. Schon bald wurden dann auch gierig Grindal-Würmer und später weiße Mückenlarven gefressen. Die Jungfische zeigten schon mit Totallängen von rund 2,5 cm die Zeichnung und Färbung der Elternfische, nur die glänzenden, türkisgrünen Flecke waren noch nicht sichtbar. Die kleinen Luciocephalus aura wuchsen bei dieser Fütterung und bester Wasserqualität sehr schnell und waren nach rund drei Monaten schon durchschnittlich 5,5 cm lang. In dieser Größe wurden dann fast nur noch kleine, der Größe der Hechtkopf-Jungtiere angepasste Jungfische gefressen. Nur als „Ersatzfutter“ wurden noch lebende weiße Mückenlarven akzeptiert. Die Jungfische wurden in dieser Größe ins Aquarium der Eltern umgesetzt, wo sie sich sehr versteckt zwischen Wasserpflanzen aufhielten und nur selten in offenen Wasserzonen schwammen. Ein Nachstellen durch die Eltern war bisher nicht zu beobachten.
Fazit: Hechtköpfe sind faszinierende Aquarienfische. Ihre optimale Pflege ist immer noch relativ schwierig und mit großem Aufwand verbunden. Dabei spielen das Wasser, der Schwimmraum und die Fütterung eine entscheidende Rolle. So sollte das Wasser dem natürlichen Lebensraum angepasst sein. Das bedeutet sehr weiches, mineralarmes, vor allem möglichst frei von Kalzium- und Magnesiumsalzen, sehr saures Wasser mit Huminstoffanteilen. Wasser mit einer elektrischen Leitfähigkeit von wenigen Mikro Siemens pro Zentimeter und einem pH-Wert zwischen 4 und 4,5 sind für eine erfolgreiche Pflege wichtig. Die Wasserqualität bezüglich Nitratwerten spielt gleichfalls eine wichtige Rolle. Deshalb ist ein regelmäßiger Teilwasserwechsel sehr förderlich. Um möglichst stabile Wasserwerte zu erreichen, kann bei mir das Wasser in einem 350 l großen Glasbehälter mit entsprechenden Filtern über Torf biologisch „einlaufen“, wobei nur immer bis knapp ein Viertel Behälterinhalt zum Wasserwechsel in den Aquarien genutzt wird. Danach aufgefülltes Frischwasser kann sich dann anschließend wieder problemlos mit dem verbliebenen „Altwasser“ im Glasbehälter mischen. Es lässt sich so auch sehr gut auf die erforderlichen Wasserwerte einstellen. Eine weitere, wichtige Voraussetzung ist das entsprechende Futter. Für eine optimale Pflege sind gesunde, gut genährte Futterfische in entsprechenden Größen erforderlich. Dafür sollten nur Fische aus eigener, kontrollierter Zucht Verwendung finden. Kranke Fische übertragen ihre Keime sehr schnell auf die Hechtköpfe und das hat verheerende Folgen und führt meist sehr schnell zum Tod. Dieser Aufwand ist insgesamt ungewöhnlich groß und erfordert für eine erfolgreiche Pflege Wissen und Fleiß. Wer diese Anforderungen nicht erfüllen kann, sollte diese Fische nicht halten. Hechtköpfe, besonders Luciocephalus aura, sind ungewöhnlich interessante Aquarienfische mit vielen weiteren Geheimnissen. Es sind ideale Studienobjekte, nicht nur für Aquarianer.
Quelle: Horst Linke, Aquaristik Fachmagazin, Ausgabe 230
Es stehen immer noch viel zu viel offene Fragen, Herr Linke. Ich habe meine Tiere Problemlos an einige Frostfuttersorten gewöhnen können. Alles was es braucht ist etwas Zeit und Geduld, sowie das Spiel mit Konditionierung. Meine Tiere schnappen mittlerwile nach der Futterpipette und akzeptieren alles was aus dieser den Weg ins Becken findet. Die Tiere haben bei mir auch mit überwiegender Frostfutterfütterung gelaicht. Ebenso wenig ist es Voraussetzung, dass Schwarzwasser geboten wird. Weiches und leicht saures Wasser “ja”, den Ph in den Keller treten, wie im Biotop “nein”. Das bedeutet eine hohe Anstrengung für den Körper der Tiere und das… Weiterlesen »