Bunte Pracht im Becken: Schnecken

Die kleinen Mitbewohner in deinem Aquarium

Wahrscheinlich sind sie schon wenige Tage nach der Einrichtung des Aquariums aufgetaucht und du hast dich gewundert. Winzig kleine Kriechtiere an der Scheibe. Schon ein paar Tage später ist klar: Du hast Schnecken im Aquarium. Herzlichen Glückwunsch, denn das ist gut so!

Quelle: aQuaBits.de

Schnecken sind ein wichtiger Teil unseres Miniökosystems Aquarium. Sie verwerten Reste, knabbern Beläge ab und putzen die Scheiben. Es gibt nur wenige Arten, die deinen Pflanzen gefährlich werden, insofern brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen, wenn du sie entdeckst.
Wo sind sie aber so plötzlich her gekommen? Sehr wahrscheinlich über Gelege an Pflanzen. Die meisten Schneckengelege sind anfangs durchsichtig und flach, man bemerkt sie kaum. Bei guten Bedingungen wachsen Schnecken schnell und sind in der Einfahrphase wahrscheinlich die ersten Bewohner deines Aquariums.
Allen gemeinsam ist, dass sie ein Häuschen haben. Von flachen Kringeln bis zu spitzen Türmen ist alles dabei.

Es gibt zum einen Kiemenschnecken, die wie Fische den lebenswichtigen Sauerstoff mit Kiemen aus dem Wasser ziehen, zum Beispiel Sumpf-, Turmdeckel- und Kahnschnecken. Dann gibt es Lungenschnecken, die Luft zum Atmen brauchen. Zu diesen gehören Blasenschnecken und die beliebten Posthornschnecken. Sie kriechen an die Oberfläche, nehmen eine Blase als Luftvorrat mit und veratmen sie mit der Zeit. Dann wiederholt sich der Vorgang.

Von den Schnecken befinden sich Kopf und Fuß (so nennt man die Auflagefläche des Schneckenkörpers) normalerweise außerhalb des Häuschens, während die empfindlichen Organe im Gehäuse verborgen sind. Bei Störungen können sich die Schnecken in ihr Häuschen zurückziehen. Manche haben sogar einen festen Deckel, mit dem sie hinter sich die „Tür zu“ machen können. So sind sie vor Fressfeinden bestens geschützt.

Schnecken in Gesellschaft

Schnecken sind friedliche, unproblematische Mitbewohner. Bis auf eine Ausnahme (siehe unten) tun sie niemandem etwas zu Leide. Du kannst sie also bedenkenlos entweder als Zufallsgast willkommen heißen oder absichtlich zusetzen. Beachte nur die Gefahr in die andere Richtung: Es gibt Fische, die Schnecken fressen. Einige Schmerlen, Kampffische und natürlich ins besondere Kugelfische fressen kleinere Schnecken.
Was du bei einzelnen Schnecken Besonderes beachten musst, erläutern wir bei der jeweiligen Artbeschreibung.
Zur Haltung brauchst du nichts Spezielles, die fühlen sich im „ganz normalen Aquarium“ wohl. Das Wasser sollte nur nicht zu weich sein, das heißt, es sollte eine gewisse Menge Kalk enthalten, denn diesen brauchen Schnecken zum Aufbau ihrer Gehäuses. Fehlt Kalk im Wasser, werden die Schnecken weiß und brüchig. Übrigens: Hast du sehr viele Schnecken, können sie die Härte des Wasser entscheidend senken. Die „Härte“, also Kalk, wird in die Häuschen eingebaut und damit dem Wasser entzogen.

Futter für die Untermieter

Quelle: aqua-global – Dr. Jander & Co. OHG

Eine geringe Anzahl Schnecken versorgt sich im Becken selbst. Die Menge reguliert sich von allein so, dass genügend Aufwuchs entsteht, bis die Schnecken ihn wieder abweiden. Hast du aber besondere Schnecken, oder möchtest mehr haben, kannst du sie mit Garnelenfutter oder Fischfuttertabletten zufüttern. Auch Gemüse und Laub essen sie gern. Hier kann es helfen, wenn du das Frischfutter kurz mit kochendem Wasser übergießt, damit es weicher wird. Denn Schnecken haben nur eine Raspelzunge, keine Zähne, mit denen sie feste Stoffe abnagen könnten.

Gesunde Pflanzen sind normalerweise vor Schneckenfraß sicher. Nur Pflanzen, die aus irgendeinem Grund geschwächt sind, werden eventuell gefressen.
Die eine, früher in der Aquaristik weit verbreitete Schnecke, die auch gesunde Pflanzen frisst, ist inzwischen nicht mehr zu haben.

Bild: Ingo Seidel, Variante “Gold”

Die hübsche und ehemals in vielen Zuchtformen existierende Apfelschnecke ist 2012 in der ganzen Europäischen Union verboten worden. Import, Verkauf, Zucht und Weitergabe aller Apfelschneckenarten der Gattung Pomacea sind untersagt. Warum ist das passiert? Die ursprünglich aus Südamerika stammende Apfelschnecke hat sich besonders in Spanien in Gewässern ausgebreitet, heimische Tiere verdrängt und Pflanzen geschädigt. Um weitere versehentliche Auswilderungen zu vermeiden wurde das Verbot erlassen. Apfelschnecken aus anderen Gattungen, wie die gelb braun gestreifte Asolene spixi, sind nicht verboten.

Der einzige Schaden, den Schnecken anrichten, ist zum einen ein nicht schön anzusehendes Massenaufkommen (Tipps dagegen kommen später im Artikel) und zum anderen das Fressen von Gelegen anderer Arten.

In geringer Anzahl sind sie aber eine wunderbare Gesundheitspolizei im Aquarium. Sie verwerten Stoffe, die sonst langsam verrotten müssten und dabei die Wasserqualität verschlechtern.

Fressen Schnecken Algen?


Das tun sie teilweise, allerdings nicht die Algen, die uns stören.
Die meisten Schnecken fressen „Aufwuchs“, also die dünne Schicht aus Algen und Bakterien, die sich mit der Zeit auf Pflanzen, Deko und Glas bildet. An fädige Grünalgen gehen sie kaum ran und auch Blaualgen fressen sie ungern bis gar nicht.

Überbevölkerung

Was tun, wenn die Schnecken überhandnehmen?
Da gibt es nur einen Hebel: Das Futter. Schnecken können sich nur dann gewaltig vermehren, wenn sie Futter im Überfluss finden. Eventuell fütterst du zu viel und es sinken Reste zu Boden, an denen kein Fisch Interesse hat. Oder du benutzt Futtersorten, die den Fischen nicht gefallen und sie lassen etwas übrig. Das kann zum Beispiel vorkommen, wenn du Tabletten fütterst, aber Fische hast, die lieber an der Oberfläche fressen.

Es kann etwas schwierig sein, die richtige Balance zu finden, wenn man Garnelen oder Welse hat. Die Garnelen sind Dauerfresser und du wirst ihr Futter wahrscheinlich über längere Zeit im Aquarium belassen. Hier kannst du versuchen, an Stellen zu füttern, wo die Schnecken nicht so leicht dran kommen (Futterringe, Klammern zum einhängen).
Bei am Boden fressenden Fischen ist es besser, einen nicht zu groben Bodengrund zu haben. Zum einen gefällt das beispielsweise Panzerwelsen ohnehin besser als Kies, und zum anderen kann in Sand nicht viel Futter in die Zwischenräume fallen, wo es sich dann die Schnecken holen.

Setzte bitte nicht unüberlegt schneckenfressende Fische ein. Besonders der Kugelfisch ist ein ruppiger Mitbewohner, der nicht einfach zu vergesellschaften ist. Außerdem ist er auf Schnecken als Futter angewiesen, da er nichts anderes nimmt. Sind also alle Schnecken aufgefressen, hungert er. Ihn dann einfach wieder abzugeben, wäre dem Fisch gegenüber nicht fair. Bedenke also bitte immer, ob der Schneckenvertilger in dein Becken passt und auch dauerhaft dort bleiben darf.

Einfacher hast du es da mit der unten beschriebenen „Helena“, Anentome helena, einer Schneckenart, die andere Schnecken frisst. Sie verringert den Schneckenbestand allmählich, kann ihn aber durchaus auch ganz ausrotten. Das ist nicht unbedingt erwünscht, da sie selbst nicht die Funktionen der anderen Schnecken übernimmt.

Die Regulierung der Futtermenge ist immer die bessere Alternative, da du hiermit das Problem an der Wurzel packst, anstatt die Folgen zu beheben.

Bekannte Aquarienschnecken

Blasenschnecke

Sie ist ein Überlebenskünstler und meist die Erste, die nach der Neueinrichtung auftaucht. Sie hat ein glattes, leicht spitz zulaufendes Gehäuse, das hübsch dunkelbraun grau gefleckt ist, und lange, schlanke Fühler. Sie wird nur bis zu einem Zentimeter lang, kann sich aber sehr schnell vermehren.
Sie frisst tote oder welkende Überreste von Pflanzen und Fischfutter. Gesunden Pflanzen wird sie nicht gefährlich. Spannend: Die Blasenschnecke kann „fliegen“ – an einem hauchdünnen Schleimfädchen kann sie durchs freie Wasser kriechen. Sie verlässt auch manchmal das Wasser für einige Zeit.

Posthornschnecke

Sie ist flach spiralförmig, wobei ihr Gehäuse bis zu 4 Zentimeter Durchmesser erreichen kann. Meist bleibt sie im Aquarium jedoch wesentlich kleiner. Es gibt sie inzwischen in verschiedenen Farbschlägen, wie rosa und blau. Bei der „normalen“ Posthornschnecke ist sowohl das Häuschen als auch der Körper kastanienbraun, manchmal gefleckt. Sie vermehren sich gut von allein.

Turmdeckelschnecke

Quelle: aquabits.de

Hiermit ist meist die Malayische Turmdeckelschnecke gemeint, die offiziell eigentlich Nadelkronenschnecke heißt. Das weiß aber kaum jemand, also bleiben wir gewohnt bei „Turmdeckel“. Sie haben ein langes, spitzes, etwas genopptes braunes Gehäuse, das meist leicht gefleckt ist. Sie bewegen sich lustig schubweise vorwärts und erfüllen im Aquarium eine sehr wichtige Aufgabe: Den Staubsauger. Sie halten sich vorwiegend auf und im Bodengrund auf und futtern da alles an Resten, was ihnen in die Quere kommt. Hast du nur wenige, siehst du sie eventuell gar nicht, weil sie gern nachtaktiv sind. Erst beim Massenvorkommen fallen sie auch tagsüber auf.

Rennschnecke

Der lustig anmutende, weil völlig unzutreffende, Name fasst mehrere Arten der Familie der Kahnschnecken zusammen, die inzwischen wegen ihrer tollen Gehäusefärbungen gern gehalten werden. Besonders bekannt: Die gelb schwarz gestreifte Zebrarennschnecke, inzwischen dicht gefolgt von der Ornament Rennschnecke mit schwarzen Punktereihen auf orangenem Grund. Sie sind auch ihrer Größe wegen auffällig, denn sie werden bis zu 3 cm lang.
Sie sind besonders gute Aufwuchsfresser und „Scheibenreiniger“.
Kleiner Nachteil: Sie legen kleine weiße Eier, die sich aber im Süßwasser nicht entwickeln können und dauerhaft auf Deko und Pflanzen kleben bleiben, das sieht nicht unbedingt schön aus.

Geweihschnecken

Quelle: aqua-global – Dr. Jander & Co. OHG

Der Name ist Programm, auf dem bunten Häuschen der bis 2 cm großen Geweihschnecken bilden sich lange Stacheln, die diese Schneckenart noch besser vor Fressfeinden schützt. Sie liegen außerdem sehr flach auf der Oberfläche, nur die Fühler schauen heraus. Das ergibt kaum Angriffsfläche für „schneckenschlürfende“ Fische.
Es gibt sie in vielen tollen Färbungen, sie fressen stetig Aufwuchs und sind recht robust.
Auch ihre Eier brauchen für die Entwicklung Salzwasser, es ist leider noch nicht gelungen, sie im Aquarium zu vermehren.

Raubturmdeckelschnecke

Anentome helena, der „Kannibale“ unter den Schnecken. Sie sieht aus wie eine etwas zu kurze Turmdeckelschnecke, ist aber hübsch gelb braun geringelt. Aber Vorsicht: Wenn dir deine anderen Schnecken lieb sind, solltest du sie nicht dazu holen! Sie frisst nämlich andere Schneckenarten. Über den Rüssel, den sie immer suchend herausstreckt, saugt sie andere Schnecken praktisch aus. Erst wenn sie keine mehr findet, gibt sie sich zur Not auch mit Fischfutter zufrieden.

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