Was genau ist eigentlich „Balz“? Vielleicht hast du den Begriff schon mal gehört oder gelesen, hier erklären wir ihn.
Zur Fortpflanzung müssen in der Fischwelt männliche und weibliche Tiere zusammenkommen und gleichzeitig Eier und Samen abgeben. Im Gegensatz zu den Säugetieren, wo die Befruchtung der Keimzellen im weiblichen Körper stattfindet und diese dort auch zu weit entwickelten Jungtieren beziehungsweise Babys heran reifen, legen Fische „leere“ Eier, die nur Dotter enthalten, und die Fischbabys entwickeln sich erst nach der Eiablage in ihnen. Das Weibchen gibt also unbefruchtete Eier ab – diese müssen mit dem Samen des männlichen Fisches in Berührung kommen, um befruchtet zu werden. Nur dann entwickeln sie sich zu kleinen Fischen, die eine Mischung des Erbguts beider Elternteile tragen. Die Samenzellen sind winzig klein – wie schaffen die Fische es, dass überhaupt welche die Eier treffen, wo doch rundherum Wasser ist, das die Samenzellen weg spült?
Hier kommt die Balz ins Spiel. Mit Balz bezeichnet man bestimmte Verhaltensweisen, die dafür da sind, die erfolgreiche Vermehrung sicherzustellen. Schauen wir uns dafür erst einmal an, welche Voraussetzungen aus Sicht der Fische erfüllt sein müssen, damit sie sich fortpflanzen können:
All das stellt die Balz sicher.
Es gibt ganz unterschiedliche Arten, wie Fische sich vermehren, und entsprechend unterschiedlich verläuft auch die Balz. Beispielsweise gibt es feste Paarbindungen: Ein Fischpärchen kommt und bleibt zusammen, schützt die Brut und Jungfische (Brutpflege, z.B. Buntbarsche). Oder das Fischpaar kommt nur für die unmittelbare Paarung zusammen, legt die Eier irgendwo ab (Freilaicher), überlässt sie sich selbst und trennt sich wieder. Oder die Fische laichen in Gruppen ab, die Partner kommen mehr oder weniger zufällig und wechselnd zusammen.
Bei all diesen Formen gibt es aber ein bestimmtes Vorspiel, dass die Partner aufeinander einstimmt. Das Balzverhalten muss sich von normalem Verhalten unterscheiden, damit es zu keinen Verwechselungen kommt. Meistens verläuft das ungefähr so:
Die Begleitumstände stimmen – Temperatur, Wasserstand, Wasserwerte und Futter sind so, dass das Weibchen angeregt wurde, Eier zu bilden. (siehe Kasten: Laichanregung) Es hat nun einen sichtbar gerundeten Bauch und vielleicht sogar eine besondere Färbung, die die Laichbereitschaft zeigt.
Das Männchen hat entweder ein festes Revier, oder steckt nur für die Paarung ein kleines Revier ab, das durchaus flexibel sein kann – also mal hier, mal dort.
Es wird dieses Revier jetzt gegen andere Männchen verteidigen. Das geschieht meistens rein optisch. es bekommt leuchtende Farben, spreizt die Flossen weit, um größer auszusehen, und verhält sich drohend. Viele Labyrinthfische zum Beispiel spreizen die Flossen runderhum so, dass sie eine große Fläche bilden, stellen sich zwar quer zum Angreifer, drehen aber den Kopf zu ihm und stellen die Kiemendeckel auf, die oft noch eine besonders bedrohliche Färbung haben. Diese Haltung sagt klar aus „Ich bin hier der Boss, zieh ab, sonst kriegst Du eine gewischt!“
Normalerweise reichen solche Drohungen, um klar zu stellen, wer der Stärkere ist und der Unterlegene sucht das Weite. Bei einigen Fischen kommt es auch zu echten Kämpfen wo die Schuppen fliegen und es sogar zu Verletzungen und Tod kommen kann, wenn der Unterlegene nicht ausweichen kann.
Ist der Mitbewerber vertrieben, ist das Revier frei für das Weibchen.
Sagt dem Weibchen das Revier und das Männchen zu, zeigt es jetzt ein ganz speziell für diese Umstände zugeschnittenes Verhalten. Es präsentiert zum Beispiel seine Seite, stellt sich quer zum Männchen, dreht den Kopf weg und steht ganz still, zeigt also keine Aggression. Dieses Verhalten ist der so genannte Schlüsselreiz für das Männchen, diesen Eindringling als laichbereites Weibchen zu erkennen – und damit als willkommen.
Beim Männchen schaltet also das Verhaltensmuster dadurch von „Revier verteidigen“ auf „Paarung“ um.
In Grundzügen zeigt es das gleiche Verhalten wie bei der Verteidigung – es macht sich besonders groß und bunt. Jetzt aber nicht, um das Weibchen zu verschrecken, sondern um ihm zu zeigen, wie toll es doch ist und dass es besonders gutes Erbgut an die gemeinsamen Nachkommen weiter geben würde.
Dieser Anblick wiederum erregt nun das Weibchen, dass dadurch paarungsbereit wird.
Bei nestbauenden Fischen wird zumeist das Männchen jetzt einen Ort aussuchen, der zur Eiablage dient, und führt das Weibchen dort hin. Das geschieht durch ruckartige Bewegungen in Richtung des Ortes – es sieht fast aus, als würde der Fisch mit sich selbst als Pfeil dort hin zeigen.
Folgt das Weibchen, kommt es wieder zu besonderem Verhalten, das die beiden Partner „synchronisiert“ – das heißt, aufeinander einstimmt, sie gleichgeschaltet handeln lässt. Denn jetzt kommen wir zu dem entscheidenden Punkt, dass Eier und Samen möglichst gleichzeitig und dicht beieinander abgegeben werden müssen.
Alle Lebewesen reagieren auf äußere Umstände. Es gibt einen Reiz: die weit aufgestellten Flossen des Männchens und besondere Färbung. Und eine Reaktion: das Weibchen reagiert mit Laichbereitschaft. Je intensiver der Reiz, desto intensiver die Reaktion. Gibt es keinen Reiz, kommt auch keine Reaktion. So sichert die Natur, dass die Paarung nur stattfindet, wenn alle Begleitumstände stimmen und beide Partner in Topform sind.
Die Fischarten haben ganz unterschiedliches Balzverhalten entwickelt. Bleiben wir bei unserem Beispiel des Labyrinthfisches, wird dieser nun ein Nest aus Luftblasen bauen und sein Weibchen dort hin führen. Durch seinen „Tanz“, er spreizt die Flossen, biegt sich und zuckt mit dem Körper, löst er in dem Weibchen Laichbereitschaft aus. Wenn die Eier voll entwickelt sind, wird das Weibchen sich nun an das Männchen schmiegen, beide rollen sich zu einem „C“ umeinander ein, drehen sich mit dem Bauch nach oben und geben, gleichgeschaltet durch dieses spezielle Verhaltensvorspiel, Eier und Samen zum selben Zeitpunkt ab.
Bei anderen Fischen läuft das im Detail anders, aber die Grundzüge sind ähnlich. Ein ganz besonderes Verhalten, das nur für die Vermehrung reserviert ist, wird gezeigt. Wenn beide Partner bereit sind, schaukeln sich diese Reiz-Reaktionsmuster bis zur vollbrachten Paarung auf.
Das ist die Balz.
Laichanregung: Wann balzen Fische? In der Natur sind es oft Veränderungen der äußeren Umstände, die Vermehrungsbereitschaft auslösen. Bei Fischen aus Gebieten wo es Regen- und Trockenzeit gibt kann das zum Beispiel der Ablauf von zunächst fallendem Wasserstand und Verschlechterung der Wasserwerte und dann plötzliches Ansteigen des Wasserstands, Abkühlung der Temperatur und Verbesserung der Wasserwerte sein. Dieser Ablauf zeigt dem Fisch: Die Regenzeit ist da, ab jetzt haben meine Nachkommen die besten Überlebenschancen. Dieser äußere Reiz löst die Bildung von Eiern beim Weibchen aus und die Balz und Paarung kann kommen. Aber auch das Vorhandensein von besonders gutem Futter oder einfach einem passenden Laichplatz kann der Auslöser der Paarung sein.
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