Auslandsjahr in Bolivien

Auslandsjahr in Bolivien

Daniel Konn-Vetterlein verbrachte ein Jahr in Südamerika in Bolivien. Hier schildert er seine Erlebnisse seiner Fangexpeditionen:

Als junger Aquarianer hat man nicht oft die Gelegenheit, die Heimatgewässer von tropischen Zierfischen zu erkunden. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich diese Gelegenheit dann 2006/2007 bekommen habe und nach Bolivien reisen konnte. Wäre ich dort alleine Fischen gegangen, hätte ich wahrscheinlich nur einen Bruchteil der letztlich gefundenen Arten fangen können. Glücklicherweise aber ergab sich recht früh der Kontakt mit einigen ansässigen professionellen Fischern, die sowohl das Material als auch das Wissen stellten, wenn es um den Fischfang ging. So konnte ich an vielen Exkursionen teilnehmen, die alle Neues und Interessantes hervorbrachten.

1 Leporinus friderici
Leporinus friderici

Einer meiner ersten Trips führte mich in das Einzugsgebiet des Río Palacio, wo es Unmengen an kleinen Teichen und Tümpeln gibt. Da diese Gewässer oft direkt neben der Straße liegen, ist ein Befischen problemlos möglich. Zudem sind diese Gewässer selten tiefer als einen Meter, und gut zugänglich. Mit dem Wurfnetz sind die größten Erfolge möglich, wie ich festgestellt habe. Allerdings ist die Fischfauna in diesen Gewässern auch stark begrenzt, so kommen zum Beispiel nur sehr wenige Harnischwelsarten vor, dafür aber oft umso interessantere. Ein wahres Paradies sind sie hingegen für Salmler, wie Pygocentrus und Leporinus, die in großen Mengen vorkommen. Die meisten dieser Gewässer sind Überbleibsel der Regenzeit, wenn die großen Flüsse über die Ufer treten und das Umland überschwemmen. In Senken sammelt sich dann das Wasser, die Fische verteilen sich und wenn das Wasser zurück geht, sind es eben diese Vertiefungen, in denen es am längsten stehen bleibt. Leider trocknen auch viele der Gewässer aus, und so sterben sehr viele Fische oder gehen bereits vorher am niedrigen Sauerstoffgehalt des Wassers ein. Die Wasserparameter gleichen sich in fast allen Fällen, weich, neutral und mit starken Temperaturschwankungen zwischen ca. 20 und 30 °C. Die Bewohner müssen also einiges wegstecken können und zeigten sich auch nach dem Fang als robuste Pfleglinge.

In diesen Gewässern fingen wir zum Beispiel:

  • Pygocentrus sp.
  • Leporinus friderici
  • Tetragonopterus chalceus
  • Prochilodus nigricans
2 Astyanax sp.
Astyanax sp.

Eine vollkommen andere Fischfauna findet man in den kleinen Zuflüssen und Bächen, die sich quer durchs Land ziehen und die großen Flüsse speisen. Raubfische sind hier relativ selten anzutreffen, dafür aber mehr Loricariiden, Barschartige und natürlich verschiedene Salmlerarten. Dabei unterscheide ich gerne zwischen den Bächen die größtenteils durch Waldgebiete fließen und somit kühler sind, da sie nicht so viel Sonneneinstrahlung abbekommen und denen die durch offenes Gelände fließen und sich schneller erwärmen. In solchen findet man ungemein viele verschiedene kleine Salmlerarten, die sich im Schutze des Ufers aufhalten und in kleinen Schwärmen zusammen durch das Wasser ziehen. Nicht ganz so häufig fängt man auch Panzerwelse, dann aber meist in kleinen Stückzahlen. In gut durchströmten und klaren Bächen dieser Art ist es möglich mit einem Handkescherzug mehrere Hundert Otocinclus zu fangen. Innerhalb von Minuten hat man so tausend Exemplare und mehr zusammen. Wie kommt das zustande? Strömungsreiche Bäche haben als Bodengrund meist größere Kiesel und selten Sand, dazu ermöglicht das klare Wasser eine gute Lichtdurchflutung des Wassers und so wachsen Unmengen an Algen auf den Steinen, die den Hauptnahrungsanteil der kleinen Welse ausmachen.

Hier fängt man unter anderem:

  • Otocinclus vittatus
  • Hemiloricaria beni
  • Hemiloricaria lanceolata
  • Hemigrammus sp.
  • Imparfinis sp. „Río Paraguay“
  • Apistogramma sp.
  • Astyanax sp.
3 Piabucus dentatus
Piabucus dentatus

Am spannendsten sind aber natürlich die großen Flüsse, zumindest wenn man, wie ich, auf Harnisch-, Dorn- und Antennenwelse aus ist. Diese findet man fast nur hier und es erfordert schon weitaus mehr Geschicklichkeit und vor allem Fangutensilien als einen Rahmenkescher wie oben beschrieben. Hier fingen wir auch die meisten Tiere mit dem Wurfnetz, allerdings gibt es eine Schwierigkeit, die man in den flachen Teichen und kleinen Bächen nicht hat: Äste. Oft genug verfing sich unser Netz irgendwo am Grund in einem Ast, und wir hatten Probleme es wieder aus dem Wasser hinaus zu befördern. Versuche mit einem kleinen Zugnetz ergaben zwar wunderschöne Pygocentrus, Myleus und Leporinus sowie Loricariichthys und mehr, aber auch sehr viele Löcher im Netz, das den Ästen nicht standhielt. Die besten Chancen hat man, wenn man es nachts mit dem Wurfnetz probiert, dann hat man eine größere Ausbeute und fängt auch die interessanteren Fische, da viele erst nachts aus ihren Verstecken kommen. Mit einem kleinen Holzkanu begaben wir uns zu zweit also auf den Fluss und begannen zu fischen. Der spannendste Moment ist zweifelsohne immer der, wenn das Netz herausgezogen wird und es ordentlich wackelt, man aber noch nicht erkennen kann worum es sich handelt. Dann heißt es sortieren und bestimmen.

Ein Teil unserer Beute aus den größeren Flüssen:

  • Pseudoplatystoma fasciatum
  • Pygocentrus nattereri – Leporinus fasciatus
  • Liposarcus anisitsi
  • Glyptoperichthys weberi
  • Oxydoras niger
  • Pterodoras granulosus
  • Pimelodus ornatus
  • Doras punctatus
  • Astyanax sp.
  • Moenkhausia sp.
  • Piabucus dentatus
  • Pimelodus argenteus

-Pterodoras granolosus
Pterodoras granolosus

-Acestrorhynchs altus
Acestrorhynchs altus

3 Doras punctatus
Doras punctatus

Egal wann und wo wir Fischen waren, die Fische mussten natürlich auch mitgenommen und vernünftig untergebracht werden. Das geschah in Buena Vista, wo fünf große Betonteiche dafür gedacht waren die Fische zu hältern. Dort angekommen haben wir noch oft bis in die Nacht vor den Aquarien gesessen und versucht möglichst alles zu bestimmen, was wir gefangen hatten. Wenn das mal nicht geklappt hat, war es auch nicht schlimm, denn mitunter haben wir auch einige neue, noch unbekannte Arten entdeckt und da freut man sich doch über eine nicht geglückte Artbestimmung.

Daniel Konn-Vetterlein

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