Faszination Aquaristik: Blasenschnecken gegen Blaualgen?

Faszination Aquaristik: Blasenschnecken gegen Blaualgen?
0:00 / 0:00

Blaualgen im Aquarium gehören für viele Aquarianer zu den frustrierendsten Problemen. Sie beeinträchtigen nicht nur die Optik, sondern können auch das Wachstum von Wasserpflanzen erheblich hemmen. In diesem Beitrag berichtet Ulli Bauer von ihren eigenen Erfahrungen, wie er mit einer natürlichen und nachhaltigen Methode gegen Blaualgen vorgegangen ist – durch den Einsatz von Blasenschnecken der Gattung Physa. Er zeigt, wie man mit einfachen Mitteln und ohne chemische Hilfsmittel das Wasser wieder klar und gesund bekommen kann.

Die hellen Flecken auf dunklem Grund sind charakteristisch. Foto: Garnelio
Die hellen Flecken auf dunklem Grund sind charakteristisch. Foto: Garnelio

Erfahrungsbericht über eine potentielle „Pestschnecke“ als Nützling“

In meinem jüngsten frisch eingerichteten Soil-Aquarium kümmerte die Bepflanzung anfangs stark – ich hatte die In-Vitro-Cups falsch gelagert, und die schwächelnden Pflanzen trotzdem versuchsweise eingesetzt, frei nach dem Motto: „Ein Guter überlebt’s!“. Leider gab es dadurch ziemlich viel absterbende Biomasse im Becken und nur einige wenige tapfere Überlebende. Tiere hatte ich noch keine eingesetzt.

Blaualgen im niedrigen Wasserteil eines Wabi-Kusa-Pflanzenglases. Foto: Ulli Bauer
Blaualgen im niedrigen Wasserteil eines Wabi-Kusa-Pflanzenglases. Foto: Ulli Bauer

Hilfe, eine Algenplage!

Schnell machten sich Blaualgen breit. Dicke blaugrüne Beläge überzogen die Steine, den Bodengrund, sogar die wenigen Pflanzen, die zögerlich anfingen, auszutreiben. Leider sind Blaualgen ziemlich fiese Zeitgenossen, die das Wachstum höherer Pflanzen hemmen können. Meine arg gebeutelten Gewächse im Aquarium wollte ich nicht auch noch einer Dunkelkur aussetzen – die übliche Vorgehensweise gegen Blaualgen hätte vermutlich auch noch den letzten tapferen Überbleibseln den Garaus gemacht.

Blaualgen unter dem Mikroskop. Foto: Bresser
Blaualgen unter dem Mikroskop. Foto: Bresser

Fressfeinde einsetzen

Die Blaualgen allerdings auch, also was tun? Ich entsann mich einer Studie, die ich vor längerer Zeit gelesen hatte, in der nachgewiesen wurde, dass sich Blasenschnecken der Gattung Physa besonders gerne über Blaualgen hermachten, und ging in meinen anderen Aquarien mal gucken. Dort tummelt sich neben einigen anderen Aquarienschnecken jeweils eine kleine Blasenschneckenpopulation, die sich grade so hält. Bald hatte ich etwa zehn bis 20 ca. 3-4 mm kleine Schneckchen gefunden, die ich in das blaualgengeplagte Aquarium setzte. 

Eine kleine Blasenschnecke im Aquarium. Foto: Ulli Bauer
Eine kleine Blasenschnecke im Aquarium. Foto: Ulli Bauer

Blasenschnecken

Die Gattungen Physa und Physella vermehren sich bei gutem Nahrungsangebot sehr gut, entsprechend schlecht ist ihr Ruf in der Aquaristik. Ein Gelege kann bis zu 50 Eier enthalten, und die Schnecken können in fetten Zeiten bei entsprechenden Temperaturen alle paar Tage ein solches ablegen. Gefressen werden alle Arten von Algenbelägen, Futterresten, Pflanzenresten und Aas. Sie tolerieren sehr weiches bis sehr hartes Wasser und ein weites Temperaturspektrum.

Das Gelege der Blasenschnecke ist schwammig und wirkt oft etwas unförmig. Foto: Garnelio
Das Gelege der Blasenschnecke ist schwammig und wirkt oft etwas unförmig. Foto: Garnelio

Ohne Mampf kein Kampf

Die Blasenschnecken in meinem Problemaquarium wuchsen rasant und erreichten innerhalb weniger Wochen einen knappen Zentimeter Gehäuselänge. Unzählige Gelege zierten die Scheiben, und in den Blaualgen waren deutliche Fraßspuren zu sehen.

Das Aquarium war innerhalb von sechs Wochen praktisch blaualgenfrei, die Pflanzen begannen wieder zu wachsen, die Bepflanzung wurde ergänzt. Die Blasenschneckenpopulation hat mangels Nahrungsüberschuss aufgehört zu explodieren; mittlerweile sieht man nur hin und wieder einmal ein Gelege, und auch die Zahl der sichtbaren Schnecken hat sich der Nahrungsmenge gemäß eingependelt. 

Dunkelkur – wie wird’s gemacht?

Eine sogenannte Dunkelkur wird gegen Blaualgen (Cyanobakterien) und Grünalgen empfohlen. Dazu wird das Aquarium sieben bis 14 Tage lang komplett abgedunkelt: Die Aquarienbeleuchtung wird abgeschaltet, und jeglicher sonstiger Lichteinfall wird durch dunklen Stoff oder Pappe verhindert. Eine gute Belüftung mit Hilfe eines Sprudelsteins ist in dieser Zeit sehr wichtig. Die CO2-Zufuhr wird abgestellt, Düngung und Fütterung eingestellt. Vor Beginn der Dunkelkur werden sichtbare Algen so gut wie möglich abgesammelt oder abgesaugt. Der Lichtentzug schwächt alle Photosynthese betreibenden Lebewesen, die Algen mehr als die Aquarienpflanzen. Eine Dunkelkur wird nur so lange durchgeführt, bis die Algen verschwunden sind, hin und wieder wird daher kurz das Licht eingeschaltet, um den Zustand zu kontrollieren. Dabei können die Aquarientiere auch gleich gefüttert werden. 

Nach der Dunkelkur sollte ein großer Wasserwechsel stattfinden, um die organische Belastung durch die abgestorbenen Algen zu minimieren. Das Auftreten von Algen hat immer eine Ursache, die durch die Dunkelkur nicht behoben wird. Häufig liegt dem ein Ungleichgewicht bei den Nährstoffen zugrunde, darum sollte danach die Aquariendüngung optimiert werden.

Ulli Bauer berichtet, wie er in einem frisch eingerichteten Soil-Aquarium Blaualgen erfolgreich mit Blasenschnecken der Gattung Physa bekämpft hat. Innerhalb von sechs Wochen konnte er die Algen fast vollständig eliminieren, was zeigt, wie natürliche Nützlinge eine nachhaltige Alternative zu chemischen Mitteln darstellen.

Der Einsatz von Blasenschnecken stellt eine nachhaltige, natürliche Alternative zur Bekämpfung von Blaualgen dar. Mit der richtigen Pflege und einer ausgewogenen Wasserqualität können Aquarienbesitzer die Algenprobleme effektiv in den Griff bekommen, ohne auf chemische Mittel zurückzugreifen. Ein wichtiger Schritt zu einem gesunden, lebendigen Aquarium – ökologisch sinnvoll, biologisch abgestimmt und einfach in der Anwendung.

LINDER, Julia (2018): Freshwater Snail Feeding Behavior Response to Algae Grown in Excess Nutrient Levels. University of Michigan Biological Station: EEB 3 81 General Ecology, Prof. Pillsbury

Über das Magazin: Caridina

Caridina – Das Magazin für Wirbellose im Süßwasseraquarium
Das Magazin Caridina ist das führende Fachmagazin für Aquarianer, die sich auf die Haltung, Zucht und Pflege von Garnelen, Krebsen, Schnecken und anderen Wirbellosen spezialisiert haben. Es begleitet Hobbyisten von den ersten Schritten bis hin zu professionell gepflegten und zuchtfähigen Linien. Mit liebevoll gestalteten, gut bebilderten Beiträgen, praxisnahen Tipps und fundiertem Fachwissen ist es sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Züchter ideal.

Was bietet das Magazin?

  • Fachkundige, didaktische Berichte und brillante Fotos von renommierten Autoren
  • Spannende Fachartikel zu Garnelen, Krebse, Schnecken, Wasserpflanzen, Aquarientechnik und mehr
  • Praxisnahe Anleitungen, Tipps, Tricks sowie Kleinanzeigen und Produktneuheiten
  • Jedes Heft widmet sich einem speziellen Themenbereich, der in mehreren Beiträgen vertieft wird
  • Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (quartalsweise)

Zielgruppe:
Alle, die sich für die Pflege, Zucht und Haltung wirbelloser Süßwasserbewohner interessieren – von begeisterten Einsteigern bis zu professionellen Züchtern.

Weitere Infos:
Mehr zur Zeitschrift und Abonnements finden Sie hier: Caridina – Zeitschrift für Wirbellose

Über den Dähne Verlag

Der Dähne Verlag wurde im Jahr 1970 von Karl-Heinz Dähne gegründet und wird heute in zweiter Generation von Marc Dähne geführt. Das Familienunternehmen gliedert sich in zwei Bereiche: Als Branchenfachverlag versorgt es die Baumarkt- und Gartencenter-Branche sowie den Zoofachhandel mit Fachinformationen. Für das Hobby Aquaristik veröffentlicht der Verlag erfolgreiche Hobby-Magazine, Fachzeitschriften und ein umfangreiches Buchprogramm.

Verlagsangebot im Überblick:

  • Rund ein Dutzend Fach- und Publikumszeitschriften
  • Internet-Portale und Online-News-Dienste
  • Umfassende Statistiken, Studien und Handelsdaten
  • Eine große Auswahl an Büchern (über 90 Titel) zu Aquaristik, Garten, Teich- und Terraristik
  • Weitere Publikationen wie Einkaufsführer, Adressverzeichnisse und mehr

Der Verlag ist führend in der Veröffentlichung hochwertiger Fach- und Hobbyliteratur und unterstützt den Austausch und die Weiterbildung in der Aquaristik-Community.

Mehr erfahren: Webseite des Dähne Verlags

119523555_3421393981252693_755624230905705654_n

Ulli Bauer

Ulli Bauer ist eine renommierte Aquarianerin und Fachautorin, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der Pflege und Zucht von Süßwasserarten beschäftigt. Sie verfügt über umfangreiche praktische Erfahrung im Bereich der Aquaristik und ist bekannt für ihre fundierten Fachbeiträge in verschiedenen Fachmagazinen wie „Caridina“ und „Aquaristik“. Ulli engagiert sich zudem in der Aquaristik-Community, hält Vorträge und Workshops, um ihr Wissen weiterzugeben, und ist stets bestrebt, neue Arten und Zuchtmethoden zu erforschen und zu dokumentieren. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch fundierte Recherche, praktische Anleitungen und eine große Leidenschaft für die Aquaristik aus.

Archiv

Ähnliche Beiträge

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments

Newsletter

Was beschäftigt die Aquaristik-Community? Der my-fish-Newsletter informiert dich über spannende Inhalte aus der Unterwasserwelt.

my-fish Podcast

Wir haben bei Zierfischgroßhändlern, Aquascapern, Züchtern und Liebhabern nachgefragt:

my-fish TV

Wir haben Ende 2018 dieses neue Format gestartet und werden in Zukunft auf diesem Kanal alles abdecken…

Auf my-fish.org Anmelden
Sicherheitsabfrage: Bitte geben Sie die korrekte Nummer für die Anmeldung ein.
Beweisen Sie, das Sie ein Mensch sind: 5   +   3   =  
my-fish logo 2021
0
Lass uns doch ein Kommentar da!x