Faszination Aquaristik: Sind Rennschnecken wirklich Algenfresser?

Faszination Aquaristik: Sind Rennschnecken wirklich Algenfresser?
0:00 / 0:00

Rennschnecken gelten bei Aquarianern als praktische Helfer im Kampf gegen Algen — doch ihr Ruf als universelle „Putztruppe“ greift zu kurz. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Neritiden eher spezialisierte Aufwuchsfresser sind, welche Haltungsbedingungen und Fütterungsstrategien wirklich wichtig sind und worauf Sie achten müssen, damit die Tiere im Aquarium gesund bleiben und sich wohlfühlen.

Ihr stabiles, tief herabgezogenes Gehäuse schützt die Rennschnecke vor neugierigen Mitbewohnern. Foto: Chris Lukhaup
Ihr stabiles, tief herabgezogenes Gehäuse schützt die Rennschnecke vor neugierigen Mitbewohnern. Foto: Chris Lukhaup

Sind Rennschnecken wirklich Algenfresser?

Die Neritiden – mehr als „nur“ ein Putztrupp

Vittina waigiensis mit Vorkommen auf den Philippinen und in Indonesien. Foto: Chris Lukhaup
Vittina waigiensis mit Vorkommen auf den Philippinen und in Indonesien. Foto: Chris Lukhaup

Die meisten Rennschnecken aus der Familie der Nixenschnecken (Neritidae) leben in ihrer Heimat in Südostasien in Flüssen und meeresnahen Bächen, überwiegend im Süßwasser, teils auch in den Brackwasserzonen der Flussmündungen. Sie sind sehr anpassungsfähig und vertragen weiches bis sehr hartes Wasser. Die Wassertemperatur sollte über 20 °C liegen.

Rennschnecken als Algenfresser?

Auch wenn sie häufig als solche angeboten werden, sind Rennschnecken pauschal keine Algenfresser, sondern spezialisierte Aufwuchsfresser oder Limnivoren. Zähe Fadenalgen oder Pinselalgen werden konsequent verschmäht, dagegen stehen alle Arten von Algen- und Biofilmen hoch im Kurs. Höhere Algen werden als Teil des Aufwuchses nur gefressen, wenn sie noch ganz jung und weich sind,

Neritiden sollten daher niemals in frisch eingerichtete Aquarien kommen – Aufwuchs braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Manche Autoren gehen von bis zu einem halben Jahr Wartezeit aus, andere von mindestens acht bis zwölf Wochen. Einmal erfolgreich eingewöhnt, zeigen sich Rennschnecken als robust und langlebig. Sie können im Aquarium acht Jahre und älter werden.

Die richtige Aquariengröße

Eine kleine Gruppe braucht mindestens ein Aquarium von 54 Litern oder 60 cm Kantenlänge mit ausreichend Flächen zum Abweiden. Eine abwechslungsreiche Einrichtung mit Holz und Steinen kommt ihren Fressgewohnheiten entgegen. An gesunde Pflanzen gehen sie nicht.

Neritodryas sp. sitzt gerne über Wasser - eine tolle Schnecke für ausbruchssichere Aquaterrarien. Foto: Chris Lukhaup
Neritodryas sp. sitzt gerne über Wasser – eine tolle Schnecke für ausbruchssichere Aquaterrarien. Foto: Chris Lukhaup

Die Vermehrung von Rennschnecken

Die zweigeschlechtlichen Rennschnecken vermehren sich im Aquarium nicht. Die befruchteten Weibchen legen dennoch fleißig beige bis schmutzig weiße ovale Eikokons auf Hartsubstrat ab, aus denen ungefähr 0,1 mm lange, frei im Wasser schwebende Veliger-Larven schlüpfen. In der Natur treiben sie ins Meer, wo sie sich zur Schnecke entwickeln und im Anschluss wieder in die Flüsse zurückwandern. Im Aquarium sterben sie ab.

Bekommt die Rennschnecke genügend Futter?

Bei einer gut genährten Rennschnecke ist der Fuß in etwa so groß wie die Gehäuseöffnung und hat einen glatten Rand. Fällt eine gut genährte Rennschnecke auf ihr Gehäuse, kann sie sich umdrehen – langsam und mühsam, aber sie schafft es. Unterernährte Rennschnecken dagegen haben einen auffallend kleinen Fuß, oft mit welligem Rand, und können sich nicht allein umdrehen, wenn sie auf dem Gehäuse landen. Diese Tiere brauchen dringend Hilfe.

Rennschnecken im Aquarium richtig füttern

Rennschnecken im Handel sind oft vom Transport geschwächt. Sie gehen in der ersten Zeit nur schlecht an handelsübliches Futter oder Gemüse. Ein Aquarium mit grünen Scheiben ist genau richtig! 

Mit Futterpasten („Pudding“) oder mit in wenig Wasser angerührtem Spirulinapulver lässt sich auf glatten Steinen ein Fressrasen schaffen. Auch Algensteine sind sinnvoll, um magere Rennschnecken zu päppeln. Auf braunem Herbstlaub bildet sich im Aquarium schnell der nötige Aufwuchs. Viele Rennschnecken nehmen zudem grün getrocknetes Walnusslaub oder dünne Scheiben vom Hokkaidokürbis. Mit der Zeit gewöhnen sie sich an Futtertabletten und Granulatfutter.

Infobox

Wie bleibt die Schnecke im Aquarium?

Manche Rennschneckenarten verlassen das Wasser regelmäßig und sitzen gern auf Mangrovenstämmen oder Pflanzenstängeln über der Wasseroberfläche. Die meisten in der Aquaristik verbreiteten Rennschnecken leben allerdings fast ausschließlich aquatil. Wer sicher gehen will, dass die Schnecken im Aquarium bleiben, arbeitet am besten mit einer Abdeckung oder trägt eine sogenannte „Schneckenschranke“ als nahezu unsichtbaren Film auf die Aquarienkante auf.

Wie bleibt die Schnecke im Aquarium?

Manche Rennschneckenarten verlassen das Wasser regelmäßig und sitzen gern auf Mangrovenstämmen oder Pflanzenstängeln über der Wasseroberfläche. Die meisten in der Aquaristik verbreiteten Rennschnecken leben allerdings fast ausschließlich aquatil. Wer sicher gehen will, dass die Schnecken im Aquarium bleiben, arbeitet am besten mit einer Abdeckung oder trägt eine sogenannte „Schneckenschranke“ als nahezu unsichtbaren Film auf die Aquarienkante auf.

Rennschnecken (Neritidae) aus Südostasien sind anpassungsfähige Aufwuchsfresser, die weiches bis sehr hartes Wasser und Temperaturen über 20 °C tolerieren. Sie fressen bevorzugt Biofilme und junge, weiche Algen, verschmähen jedoch zähe Faden- oder Pinselalgen. Deshalb sollten sie nicht in frisch eingerichtete Aquarien eingesetzt werden. In geeigneten Haltungsbedingungen werden sie robust und können älter als acht Jahre werden. Wichtige Punkte sind ausreichende Aquarienfläche, abwechslungsreiche Einrichtung, artgerechte Fütterung und Maßnahmen gegen das Auswandern aus dem Becken.

Rennschnecken sind keine Allzweck‑Algenvernichter, sondern spezialisierte Aufwuchsfresser mit eigenen Ansprüchen. Wer ihre Bedürfnisse — ausreichend Aufwuchs, passende Wassertemperatur, genügend Abweidefläche und gelegentliche Unterstützung bei Futterknappheit — berücksichtigt, gewinnt langlebige, robuste Aquarienbewohner. Für Züchter und Pflanzenaquarianer bedeutet das: vor dem Einsatz Geduld walten lassen, passende Beckenbedingungen schaffen und nicht auf schnelle Algenbekämpfung hoffen.

Über das Magazin: Caridina

Caridina – Das Magazin für Wirbellose im Süßwasseraquarium
Das Magazin Caridina ist das führende Fachmagazin für Aquarianer, die sich auf die Haltung, Zucht und Pflege von Garnelen, Krebsen, Schnecken und anderen Wirbellosen spezialisiert haben. Es begleitet Hobbyisten von den ersten Schritten bis hin zu professionell gepflegten und zuchtfähigen Linien. Mit liebevoll gestalteten, gut bebilderten Beiträgen, praxisnahen Tipps und fundiertem Fachwissen ist es sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Züchter ideal.

Was bietet das Magazin?

  • Fachkundige, didaktische Berichte und brillante Fotos von renommierten Autoren
  • Spannende Fachartikel zu Garnelen, Krebse, Schnecken, Wasserpflanzen, Aquarientechnik und mehr
  • Praxisnahe Anleitungen, Tipps, Tricks sowie Kleinanzeigen und Produktneuheiten
  • Jedes Heft widmet sich einem speziellen Themenbereich, der in mehreren Beiträgen vertieft wird
  • Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (quartalsweise)

Zielgruppe:
Alle, die sich für die Pflege, Zucht und Haltung wirbelloser Süßwasserbewohner interessieren – von begeisterten Einsteigern bis zu professionellen Züchtern.

Weitere Infos:
Mehr zur Zeitschrift und Abonnements finden Sie hier: Caridina – Zeitschrift für Wirbellose

Über den Dähne Verlag

Der Dähne Verlag wurde im Jahr 1970 von Karl-Heinz Dähne gegründet und wird heute in zweiter Generation von Marc Dähne geführt. Das Familienunternehmen gliedert sich in zwei Bereiche: Als Branchenfachverlag versorgt es die Baumarkt- und Gartencenter-Branche sowie den Zoofachhandel mit Fachinformationen. Für das Hobby Aquaristik veröffentlicht der Verlag erfolgreiche Hobby-Magazine, Fachzeitschriften und ein umfangreiches Buchprogramm.

Verlagsangebot im Überblick:

  • Rund ein Dutzend Fach- und Publikumszeitschriften
  • Internet-Portale und Online-News-Dienste
  • Umfassende Statistiken, Studien und Handelsdaten
  • Eine große Auswahl an Büchern (über 90 Titel) zu Aquaristik, Garten, Teich- und Terraristik
  • Weitere Publikationen wie Einkaufsführer, Adressverzeichnisse und mehr

Der Verlag ist führend in der Veröffentlichung hochwertiger Fach- und Hobbyliteratur und unterstützt den Austausch und die Weiterbildung in der Aquaristik-Community.

Mehr erfahren: Webseite des Dähne Verlags

119523555_3421393981252693_755624230905705654_n

Ulli Bauer

Ulli Bauer ist eine renommierte Aquarianerin und Fachautorin, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der Pflege und Zucht von Süßwasserarten beschäftigt. Sie verfügt über umfangreiche praktische Erfahrung im Bereich der Aquaristik und ist bekannt für ihre fundierten Fachbeiträge in verschiedenen Fachmagazinen wie „Caridina“ und „Aquaristik“. Ulli engagiert sich zudem in der Aquaristik-Community, hält Vorträge und Workshops, um ihr Wissen weiterzugeben, und ist stets bestrebt, neue Arten und Zuchtmethoden zu erforschen und zu dokumentieren. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch fundierte Recherche, praktische Anleitungen und eine große Leidenschaft für die Aquaristik aus.

Archiv

Ähnliche Beiträge

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments

Newsletter

Was beschäftigt die Aquaristik-Community? Der my-fish-Newsletter informiert dich über spannende Inhalte aus der Unterwasserwelt.

my-fish Podcast

Wir haben bei Zierfischgroßhändlern, Aquascapern, Züchtern und Liebhabern nachgefragt:

my-fish TV

Wir haben Ende 2018 dieses neue Format gestartet und werden in Zukunft auf diesem Kanal alles abdecken…

Auf my-fish.org Anmelden
Sicherheitsabfrage: Bitte geben Sie die korrekte Nummer für die Anmeldung ein.
Beweisen Sie, das Sie ein Mensch sind: 2   +   2   =  
my-fish logo 2021
0
Lass uns doch ein Kommentar da!x