Rote Spitzschwanzmakropoden sind ideale „Anfängerfische“
Der Neueinsteiger in die Aquaristik ist garantiert auf der Suche nach kleineren, farbenprächtigen und auch leicht züchtbaren Aquarienfischen. Wer sich in der Aquarienliteratur oder im Internet vorab informiert, wird sicher auch auf die maximal 6 cm großen Roten Spitzschwanzmakropoden (Pseudosphromenus dayi) stoßen. Dieser klein bleibende Zierfisch erlebte seine Ersteinfuhr nach Deutschland im Jahr 1908 durch die Firma Scholze und Pötzschke in Berlin. Mit seinen ziegelrot gefärbten, unpaaren Flossen, die hellblau gesäumt sind, macht der kleine Kerl optisch schon was her. Und was dem Anfänger wichtig ist: Es ist ein friedlicher und leicht züchtbarer Aquarienfisch.


Der verfügt über ein zusätzliches Atmungsorgan, das Labyrinth. Dieses Organ ermöglicht ihm, auch in sauerstoffarmen Gewässern zu existieren, indem er mit dem Maul an der Wasseroberfläche Luft schöpft. Im Aquarium sollten Labyrinthfische daher immer ein Luftpolster zur Deckscheibe haben. Auch muss bei einer CO2-Düngung der Pflanzen für eine gute Luftzirkulation über der Wasseroberfläche gesorgt sein.
Schon vor über 40 Jahren hatte ich einen Faible für diesen kleinbleibenden Labyrinthfisch, den ich damals als Mitglied der ZAG Labyrinthfische in Cottbus erfolgreich nachgezogen habe. Deshalb war es neulich wie ein Déjà-vu bei meinem Aquarienhändler, als ich bei ihm Wildfänge vom Roten Spitzschwanzmakropoden (Pseudospromenus dayi) entdeckte. Ich war begeistert und habe zwei Paare mitgenommen. Nach der obligatorischen 14-tägigen Quarantäne zogen sie ins Wohnzimmeraquarium, um sie besser zu beobachten und ihre Verhaltensweisen im Bild festzuhalten.


Stiefkind der Aquaristik
Das Vorkommen des Roten Spitzschwanzmakropoden ist auf das westliche Südindien um Kerala begrenzt. Dort besiedeln die Tiere viele Gewässer, die über eine üppige Bepflanzung und reichlich Versteckplätze verfügen.
Rote Spitzschwanzmakropoden sind schon als Jungtiere recht attraktive Fische: Der ocker gefärbte Körper wird von zwei braunen Bändern durchzogen. Die Kehle des Männchens ist ebenso wie die Bauchflossen, die After- und die zipflig ausgezogene Schwanzflosse, ziegelrot gefärbt und somit namensgebend für die Spitzschwänze. Die transparente Rückenflosse ist von einem Leitermuster durchzogen.
Mit dem Schwarzen Spitzschwanzmakropoden (Pseudospromenus cupanus) ist und bleibt er ein Stiefkind in den Becken der Aquarianer. Gleiches trifft auch für Kretsers Spitzschwanzmakropoden (Malpulutta kretseri)zu, der auf Sri Lanka beheimatet ist.

Nach ihrer gerechtfertigten Abtrennung von ihren größeren Vertretern,den Makropoden,bei denen es sich um Schwimmeier Produzenten handelt, haben sie nur noch die namensgebende üppige Beflossung gemeinsam. Alle Spitzschwanzmakropoden sind Sinkeierproduzierer und stehen verwandtschaftlich derGattung Betta nahe.
Haltung und Pflege
Wer sein Herz an diesen kleinen Labyrinther verloren hat, wird feststellen, dass diese Tiere gar nicht so leicht zu beschaffen sind. Im Zoofachhandel sind Pseudosphromenus-Arten kaum gefragt und das nur wegen ihrer versteckten Lebensweise und wegen ihrer blassen Färbung in den Händlerbecken.
Für ein Paar ist ein gut bepflanztes 60-cm-Aquarium ausreichend. In einem größeren Becken kann eine kleine Gruppe gehalten werden und einige friedliche kleine Barben werden von den Spitzschwänzen toleriert. Auf Bodengrund kann sogar verzichtet werden, wenn man ihnen einige Anubias oder Schwarzwurzelfarnbüschel (Microsorum pteroides), gebunden auf Wurzeln oder Steine, anbietet. Auch ein paar Schwimmpflanzen sollten nicht fehlen, da sie den Tieren Deckung bieten und als Anker für das Nest dienen, wofür sich sehr gut Hornfarn (Ceratopteris thalictroides) eignet.
Um ihrer natürlichen Lebensweise und ihrem Brutverhalten gerecht zu werden, bitte einige kleine Höhlen einbringen. Schöne Exemplare sind preisgünstig im Internet zu erwerben.

Bei den Wasserwerten ist der Rote Spitzschwanzmakropode sehr anspruchlos und toleriert Wasserhärten von 5 bis 20 Grad dGH und einen pH Wert von 6 bis 7. Die Filterung des Aquariums kann über einen kleinen, motorbetriebenern Filter mit schwacher Strömung oder einem luftbetriebenen Eckfilter erfolgen. Die Wassertemperatur kann in einem Bereich zwischen 24 und 26 °C eingestellt werden.
Eine abwechslungsreiche Fütterung mit Lebendfutter optimiert das Laichverhalten, aber auch Trockenfutter wird nicht verschmäht. Fühlen sich die Roten Spitzschwänze gut versorgt, werden die Männchen bald die Initiative ergreifen und den Weibchen den Hof machen. Eifrig werden sie mit dem Bau eines Schaumnestes beginnen. Dies kann sowohl unter einem Pflanzenblatt als auch in einer Höhle erfolgen.
Die Vermehrung


Während des Nestbaues duldet das Männchen keine Störungen durch das Weibchen. Es wird jedoch nicht in einer ruppigen Weise vertrieben. Ist das Männchen bereit zur Paarung, nähert sich ihm das Weibchen mit schlängelnden Schwimmbewegungen. Es drängt sich an dessen Körperflanke und löst dabei den Umschlingungsreiz aus.

Dann dreht das Männchen seine Partnerin in Rückenlage und unter Zittern werden die Laichprodukte ausgestoßen. Spitzschwanzmakropoden produzieren weiße Sinkeier, die einen Durchmesser von 1 mm haben. Bei jedem Laichgang werden etwa 20 bis 30 Eier abgegeben. Nach dem Ablaichprozess erwacht das Männchen zuerst aus der Laichstarre und beginnt mit dem Aufsammeln des Laiches.
Das Weibchen, welches etwas später erwacht, hilft dem Männchen und spuckt die Eier dem unter dem Nest stehenden Männchen zu. Der gesamte Prozess kann sich über mehrere Stunden hinziehen. Dabei ist das Männchen immer wieder mit dem Umschichten und Unterlegen des Laiches mit Schaumbläschen beschäftigt, wodurch das Laichpaket im Nest stabilisiert wird.

Sehr oft kann man beobachten,das das Männchen das Schaumnest samt Larven an einen anderen Ort umbettet. Nach ein bis zwei Tagen schlüpfen die ersten Larven und nach weiteren zwei bis drei Tagen ist ihr Dottersack aufgebraucht und die Jungen müssen angefüttert werden. Als erste Nahrung eignen sich Pantoffel- und Rädertierchen. Auch die Flüssigfertigfuttersorten Liquifry Nr. 2; Baby Star oder Nobilfluid sind hervorragend geeignet. AlsFaustregel gilt: Augengröße gleich Futtergröße. Auch Trockenfutter der kleinsten Sorte, welches man auf die Oberfläche streut, erfüllt seinen Zweck. Die Futtermenge immer nur in kleinsten Dosen portionieren.
Brut abschöpfen
Will man das ganze Gelege aufziehen, kann man die Elterntiere herausfangen. Sinnvoller ist es jedoch, die Brut abzuschöpfen und in ein Aufzuchtbecken überführen, welches die gleichen Wasserparameter wie das Zuchtbecken hat. Ein größeres Becken mit einem Wasserstand von 5 cm, dem wir täglich Tag etwa 1 cm Frischwasser zugeben, ist empfehlenswert.

Ein paar Schnecken im Aufzuchtbecken vertilgen Futterreste vom Boden. Den Schneckenkot entfernt man mittels Luftschlauch. Das Becken sollte mit einem kleinen luftbetriebenen Schwammfilter bestückt sein, um das Futter etwas aufzuwirbeln und das Aquarium grob zu reinigen. Nach fünf bis sechs Tagen sind die Jungen in der Lage, frischgeschlüpfte Artemia und Mikrowürmer zu bewältigen. Auch gesiebtes Tümpelfutter können wir ihnen nach etwa einer Woche verfüttern. Mit Cyclopsnauplien ist Vorsicht geboten, da diese schnell heranwachsen und sich an den Jungfischen festbeißen können – das kann den Verlust der gesamten Brut zur Folge haben!
Auch im Zuchtbecken kommen immer einige Jungfische auf, denn das Wurzelgewirr der Schwimmpflanzen beherbergt Kleinstlebewesen, die einigen Jungen ein Überleben garantieren. Außerdem finden sie im Pflanzendickicht Deckung und Schutz. Die Jungen sind schnellwüchsig und beginnen, sich nach sechs Wochen einzufärben.
