Gedanken zur Entwicklung von Red und Black Bee
Als der Japaner Hisayasu Suzuki Ende der 90er in einem seiner Becken zwischen normalen Bienengarnelen die erste rote Mutation entdeckte, war ihm wahrscheinlich nicht bewusst, welche aquaristische Erfolgsgeschichte er mit seiner Erstzüchtung einmal schreiben würde. So lag Herr Suzukis Augenmerk doch eigentlich auf der Züchtung von Moosen aller Art und Garnelen schwammen bei ihm nur nebenbei in einigen seiner Ausstellungsbecken herum. Als zum ersten Mal von dieser „roten“ Garnele berichtet wurde, war recht schnell klar – diese Tierchen würden einen Raketenstart in die Aquaristik hinlegen, und so ließ sich Herr Suzuki recht schnell den Namen „Crystal Red“ und einige Wortverwandte schützen.

Anfangs war das Rot noch schwach, und der Weißanteil schlecht, doch nahmen sich immer mehr Züchter dieser Garnele an. Die Farben wurden immer kräftiger, und erste Trends zeichneten sich ab. Viel Züchter machten es sich zur Aufgabe, den Weißanteil heraus- und den Rotanteil wegzuzüchten. So entstanden irgendwann die „K-Grades“ der Logemann-Brüder, welche bis heute national und international Bestand haben.

Je nach Weißanteil geht die Skala von „K0“ für Tiere mit sehr wenig Weiß bis zu „K14“ für Tiere, die nur noch einen kleinen Rest an Rot aufweisen. Da mittlerweile auch andere Züchter den Markt mit Tieren bedienen wollten und der Name „Crystal Red“ nicht benutzt werden durfte, tauchten irgendwann „Red Bees“ in Asien auf. Die Red Bees schlugen ein wie ein Bombe – dennoch trieb dieses kleine Tierchen einen großen Keil in die Garnelenszene.

„Schmutziges“ Blut
Die Anhänger der Crystal Red waren über die „Kopie“ und die Dreistigkeit jener empört, die dem Kind einfach einen neuen Namen gaben, um daraus Profit zu schlagen. Auf der anderen Seite wurde viel darüber spekuliert, ob die „Red Bee“ etwas Neues sei. Parallel dazu entstanden aus der Urform ebenso sehr farbintensive Tiere, die heute auf den Namen „Black Bee“ hören.

Immer wieder hört man, Red Bee und Black Bee seien aus einer (eventuell auch unabsichtlichen) Kreuzung von Crystal Red beziehungsweise einfacher Bienengarnele und Tigergarnele entstanden. Wirklich bejahen oder verneinen kann dies bis heute niemand, es gibt jedoch deutliche Hinweise, dass dem so gewesen sein könnte.
Mit der Red und Black Bee machten die Asiaten einen Riesensatz nach vorne. Und so kam es, wie es kommen musste: Die deutschen Foren überschlugen sich seinerzeit mit Meldungen über die tollen Tiere aus Asien. Doch wer konnte/wollte schon mehrere hunderte bis tausende von Euros ausgeben und das Risiko eingehen, Tiere aus Asien zu importieren?! Tatsächlich gab es in jener sehr spannenden Zeit einige wenige, die mutig genug waren und entsprechendes Kleingeld über hatten. So gelangten einige Tiere der damals sehr gehypten Linien „Akaebinosato“ und „Benibachi“ nach Deutschland.

Mit viel Liebe zum Detail und züchterischem Können wurden die Tiere stabil für die deutschen Verhältnisse gemacht und stetig verbessert. So entstanden daraus zwei noch heute sehr bekannte Synonyme für den Inbegriff der Japanqualität in Deutschland. Leider sind beide Züchter nicht mehr aktiv und die Spuren ihrer Linien verlaufen sich langsam, aber sicher – sehr schade! Aber seid beruhigt, mit ein wenig Geschick und Recherche lassen sich noch einige der „Ursprungstiere“ auffinden. So habe ich in meinem Züchterkreis bereits beide Linien ausfindig machen können. Es ist also noch nicht zu spät!
Übrigens sei gesagt, dass sehr viele Tiere, die heute auf dem deutschen Markt erscheinen, irgendwo in den beiden Linien ihren Ursprung finden. Leider wurden viele Ableger dieser Stämme nicht sauber weiter geführt, sodass viel „schmutziges“ Blut in den Umlauf gebracht wird. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass 90% der heute verfügbaren Red Bees und Black Bees den gleichen Ursprung haben und somit verwandt sind.
Reine Selektion
Mit dem Erscheinen der neuen „Super-Garnelen“ wurden neue Begriffe manifestiert: „PRL“ und „PBL“. Der ursprüngliche Gedanke der Asiaten war die Prägung eines Qualitätsmerkmales für besonders farbintensive Tiere. So sollten die Bezeichnungen PRL und PBL für Tiere stehen, die nicht durch Einkreuzung von Snow-White-Garnelen, sondern durch reine Selektion entstanden sind. Eben Pure Red Line und Pure Black Line.

Demnach sollen diese Bezeichnungen einen bestimmten Genotypen klassifizieren und sagen (erst einmal) gar nichts über den Phänotyp einer Garnele aus. So kann eine Dreibandgarnele genauso PRL oder PBL sein wie eine Mosura oder Hinomaru. Gäbe es da nicht die „bösen“ Einflüsse der Shadow Bees – aber Moment mal: Shadow what?! Shadow Bees!
Beschäftigt man sich einmal etwas tiefgründiger und intensiver mit den Zuchtansätzen der Asiaten, so wird man parallel zum Thema PRL und PBL immer auch etwas über „Taiwaner“ lesen. Auf den ersten Blick wirkt das etwas befremdlich, auf den zweiten Blick aber eher logisch, wenn man sich ein eigenes Urteil erlaubt. An dieser Stelle sei gesagt, dies ist meine ganz persönliche Meinung, die nicht wissenschaftlich fundiert ist, aber sehr logisch erscheint.
Farbliche Schattierungen
Zu jener Zeit war man in Asien bestrebt, Tiere mit einer besonders guten Farbdeckung zu züchten – auf der einen Seite hatte man die Shadow Bee (auch Taiwan Bee) entdeckt und war von der Tiefe der Farben fasziniert. Auf der anderen Seite wollte man ebenso Red Bee und Black Bee mit solcher Farbdeckung erhalten. Für mich scheint es so, als nahm man die gleichen Vorfahren und züchtete vom Muster her in eine etwas andere Richtung.
Heutzutage erkennt man in vielen sogenannten PRL und PBL farbliche Schattierungen, die auf einen Einfluss von „Shadow Bees“ schließen lassen: So haben viele „PRL“ einen schwarzen Schatten im Rot und viele PBL einen blauen Schatten im Weiß. Ich habe zu diesem Thema viel gelesen und mich mit vielen Züchtern darüber unterhalten, und die Erkenntnisse haben mich in meiner persönlichen Meinung mehr und mehr bestärkt.

