Dieser Beitrag zum L 270 / 307 wird möglicherweise abschnittsweise anderen Beiträgen des Autors zu Zierfischen dieser Gattung inhaltlich ähneln. Eckpunkte der beschriebenen Erfahrungswerte sind für weitere Arten zutreffend. Es besteht jedoch keine allgemeine Gültigkeit. |
Nomenklatur
Bei dem L 270 / 307 handelt es sich um einen Wels der Gattung Hypancistrus. Diese Art ist wissenschaftlich noch nicht beschrieben worden. Aus diesem Grund wurde dem Wels eine L-Nummer (das “L” steht für Loricariidae) zugeteilt. Er wurde von mehreren Fangstationen exportiert und die genaue Herkunft war zunächst unbekannt. Irrtümlicher Weise hat dieser Wels in Folge dessen zweimal eine solche Nummer erhalten.
Mittlerweile ist bekannt, dass er dem Rio Curuá Una in Pará, Brasilien entnommen wurde. Auf Grundlage des Fundortes und aus Gründen einer erfolgreichen Vermarktung wurde ihm das deutsche Synonym “Curuá-Una-Zebrawels” zugeteilt. Einige Händler boten ihn auch als “Schokoladen-Zebrawels” an. Trotz seiner auffällig schönen Zeichnung wird diesem Vertreter der Gattung in den meisten Fällen wenig Aufmerksamkeit zuteil. Eine gewissenhafte Arterhaltung ist jedoch auch für den Fortbestand dieses Welses sehr wichtig geworden, denn der L 270 / 307 wird in Zukunft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr importiert.
natürlicher Lebensraum
Für eine arttypische Haltung ist es sinnvoll sich mit den Gegebenheiten des Fangortes auseinander zu setzen. Leider sind detailreiche Bilder und brauchbare Beschreibungen sehr selten zu finden. Auch die Ermittlungen nach Fangtiefen und Unterwasseraufnahmen bleiben häufig erfolglos.
An den schmaleren Stellen des Rio Curuá Una reichen Bäume und Sträucher über das klare, leicht bräunliche Wasser und schatten die Uferzonen ab. Abschnittsweise spenden Cahoeiras (Wasserfälle) strömungsstarkes, sauerstoffreiches Wasser und stellen teilweise natürliche Evolutionsbarrieren dar. Der Schokoladen-Zebrawels ist im Rio Curuá Una zwischen Steinspalten vorzufinden.
Äußerlichkeiten und Unterscheidung der Geschlechter
Die Männchen besitzen auf dem Schwanzstiel und den Brustflossen längere Odontoden. Auch die Interopercular-Odontoden sind stärker ausgeprägt. Als Odontoden bezeichnet man harte Strukturen aus Zahnbein und Blutgefäßkanälen, Interopercular-Odontoden sind verbunden mit den Zwischenkieferknochen.
Verhalten
Dieser Hypancistrus zeigt kein auffällig aggressives Verhalten und ist für die Vergesellschaftung mit anderen ebenfalls ruhigen Zierfischen besonders geeignet. Zur gezielten Zucht empfiehlt es sich jedoch ihn in einem Artbecken zu pflegen. Den meisten Quellen entnimmt man, dass sich geschlechtsreife Welse dieser Gattung mehrere Monate oder sogar Jahre ohne sich fortzupflanzen zunächst an die Gegebenheiten in dem Aquarium gewöhnen. Inwiefern die Aussage zutrifft oder sich diese auf die Übernahme von Unwissenheiten über die gezielte Vermehrung begründet kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht sicher festgestellt werden.
Haltung
Die Grundfläche des Aquariums sollte 80 x 35 cm bei der Haltung von 5 Tieren mit einer Endgröße von ca. 12cm nicht unterschreiten. Zu der notwendigen Beckeneinrichtung zählen Schieferhöhlen, -überstände und -spalten sowie Tonhöhlen oder andere geeignete Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten. Zur Zucht sollte ein Augenmerk auf die Schiefer- bzw. Tonhöhlen gelegt werden. Besonders empfehlenswert sind an die Größe der Welse angepasste, einseitig geschlossene Tonhöhlen. Diese können nebeneinander gelegt, mit einer entsprechend großen Schieferplatte abgedeckt werden. Mit ein wenig Geschick lässt sich so der Höhleneingang hervorragend abschatten.
Bei der Auswahl der Tonhöhlen muss ein großer Wert auf eine glatte Verarbeitung im Innenraum und am Höhlenboden gelegt werden. Eine scharfkantige, spröde und rauhe Oberfläche kann während der Brutpflege zum Verlust des gesamten Geleges führen. Zur Ermittlung der passenden Höhlengröße legt man die Größe des Welsmännchens zu Grunde. Er sollte komplett in der Höhle verschwinden können. Die Breite darf jedoch nicht mehr als seine Körperbreite plus eine Brustflosse bemessen. Auch die Höhe sollte nur wenig mehr als seine Körperhöhe betragen.
Im Handel werden auch teilbare Höhlen oder mit einem Korken verschließbare Tonröhren angeboten. Diese sind aus dem Gedanken entstanden, das brutpflegende Männchen nach dem Schlupf der Tiere einfacher entnehmen zu können. Es ist jedoch dringend davon abzuraten die Welse derartig bei Ihrer Brutpflege zu stören um das Risiko ihnen Ihr natürliches Verhalten abzunehmen auszuschließen.
Das Aquarium sollte insgesamt nur sehr schwach beleuchtet werden, und es kann auf den Einsatz von Pflanzen verzichtet werden. Eine gute Filterung und eine regelmäßige Kontrolle der Wasserwerte werden dadurch vordergründig wichtig. Abgekochtes Totholz und Wurzeln sind eine hervorragende Ergänzung der Beckeneinrichtung. Der Einsatz von teurer Technik ist nicht zwingend erforderlich. Ein perfekt konditionierter, luftbetriebener “Hamburger-Mattenfilter” ist eine hervorragende Alternative. Ein weiterer Vorteil insbesondere für die Zucht ist, dass das Wasser automatisch mit Sauerstoff angereichert wird.
Wasserwerte
Wenn die Einrichtung des Aquariums abgeschlossen und die Technik in Betrieb genommen wurde, ist es an der Zeit an den Wasserwerten zu arbeiten. Über die für eine Zucht vorteilhaften Wasserwerte sind der Fachliteratur und der elektronischen Medien abweichende Informationen zu entnehmen. Bei einer Temperatur zwischen 26 bis 27 °C und einem pH-Wert um 6,5 ist eine erfolgreiche Nachzucht mit umfangreichen Gelegegrößen jedoch am wahrscheinlichsten.
In den wenigsten Fällen ist das für eine Haltung ausreichende Leitungswasser zur Zucht geeignet. Das Einstellen der Temperatur stellt heute kein Problem mehr da. Bei dem pH-Wert verhält es sich etwas problematischer. Weil viele Wasserwerke das Leitungsnetz schonen möchten ist der pH-Wert des Leitungswassers in der Regel im basischen Bereich (um 8,0). Ein solcher pH-Wert muss bei Zuchtabsichten gesenkt werden.
Einstellen des pH-Wert
Zur Senkung des pH-Werts ergeben sich folgende mehr oder weniger geeignete Möglichkeiten. Einen kurzfristigen Effekt erzielt man durch eine Filterung über Torf oder den Einsatz von Erlenzapfen. Wenn ein Hamburger-Mattenfilter die Filterung des Wassers übernimmt, können Torfgranulate oder Erlenzapfen zum Beispiel in einem Damenstrumpf in das Aquarium gehangen werden. Während eines Zuchtversuchs wird jedoch empfohlen täglich eine größere Menge des Wassers zu wechseln. Dadurch spülen wir dann das angesäuerte Aquarienwasser weiter aus und der pH-Wert bleibt nicht konstant.
Eine weitere Möglichkeit ist die Regulierung des pH-Wert über die Zugabe von CO2. Eine derartige Lösung ist für die Zucht dieser Welse jedoch nicht sinnvoll, da das Wasser an anderer Stelle mit Sauerstoff angereichert wird und ggf. auf den Einsatz einer Bepflanzung verzichtet wurde. Diese Umstände hätten einen schlechten Einfluss auf die Wasserchemie. Auch von der Senkung des pH-Wertes über die Verbrennung der Karbonathärte durch den Einsatz von Salzsäure ist abzuraten. Die Gefahr für die Tiere und den Züchter bei unsachgemäßem Umgang ist nicht zu unterschätzen. Die Arbeit mit diesem Gerfahrstoff sollte daher nur Experten überlassen bleiben.
Eine adäquarte Lösung ist der Einsatz von voll- oder teilentsalztem Wasser. Dem Wasser werden dabei die Härtebildner entnommen und ein brauchbarer pH-Wert kann erreicht werden. Um voll- bzw. teilentsalztes Wasser zu erhalten kann es unter hohem Druck durch eine Membran gepresst werden. Diese Aufgabe übernimmt eine Osmoseanlage. Ein großer Nachteil ergibt sich in diesem Fall aus dem entstandenen, unbrauchbaren Abwasser. Für 1 Liter Nutzwasser fallen hierbei ca. 3 Liter Abwasser an. Zwar ist das Abwasser für die Gartenbewässerung geeignet, doch vor dem Hintergrund der Wasserknappheit in den Dritteweltländern bleibt auch diese Variante nicht empfehlenswert.
Eine sehr gute und effektive Möglichkeit zur Senkung des pH-Wertes und dem damit verbundenen Erhalt der empfohlenen Wasserwerte ist der Einsatz eines Ionenaustauschers. Das Wasser wird dabei über unterschiedliche Medien geführt, angesäuert und ihm werden die Härtebildner entzogen. Wenn die Zielwerte erreicht wurden besteht eine absolute Notwendigkeit diese Konstant zu halten und regelmäßig zu überwachen. Haben sich die L 270 / 307 einige Wochen lang akklimatisiert und ist die Geschlechtsreife erreicht worden, kann ein gezielter Zuchtversuch unternommen werden.
Zucht
Für eine Laichbildung spielt auch die Ernährung eine tragende Rolle. Insgesamt sollte diesem sich omnivor (pflanzlich und tierisch) ernährenden Wels eine ausgewogene, abwechselungsreiche Kost angeboten werden. Der Einsatz billiger Futtertabletten (auch von nahmhaften Herstellern) ist häufig nicht ratsam. Sie beinhalten in der Regel Lockstoffe welche dem Züchter nur suggerieren, dass sich der Fisch gut ernährt. Der Großteil der Inhaltsstoffe werden von den Tieren nicht verwertet sondern unverbraucht wieder ausgeschieden. Diese Ausscheidungen (Mulm) belasten zunehmend das Aquariumwasser und sorgen für einen größeren Aufwand bei der Pflege der Tiere und dem damit verbundenen Stress bei den Welsen.
Ein kurzfristiges Anheben der Temperatur um max. 2 °C und die großzügige Gabe von diversen Frostfuttern fördert die Laichbildung und löst in den meisten Fällen die Paarungsbereitschaft aus. Mit dem täglichen Wasserwechsel und dem Abkühlen des Wasser auf die Idealtemperatur ist nach wenigen Tagen mit einem Gelege zu rechnen. Wartet man jedoch vergebens, ist es nötig den Zuchtversuch abzubrechen und dem Schokoladen-Zebrawels eine Pause zu gönnen. Gelingt die Nachzucht ist die Abnahme der Wasserwerte und ein Blick auf das Barometer mit einer späteren Notation der Gelegegröße clever. Es handelt sich bei Gelegeabgaben von Welsen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen vorherrschenden, tiefen Luftdruck. Die Abhängigkeit des Luftdruckes zur Eiablage ist jedoch wissenschaftlich noch nicht bewiesen.
Die Erklärung für die beschriebende Vorgehensweise ist, dass durch das Anheben der Temperatur eine Trockenperiode und der damit verbundene tiefere Wasserstand im Heimatgewässer vorgetäuscht wird. Häufige Wasserwechsel, das Abkühlen des Wassers und reichhaltige Futtergaben imitieren den tropischen Regenguss. Die Welse nehmen diese Gegebheiten war und die Natur hält es für sinnvoll sich zu diesem Zeitpunkt fortzupflanzen. Dieses Verhalten ist besonders ausgeprägt bei Wildfängen zu beobachten – sogar in Abhängigkeit der Jahreszeit. Ob Nachzuchten in der Lager sind diesen Instinkt zu behalten ist noch unklar. Wichtig ist die innere Uhr der Pfleglinge nicht durch zu häufige Zuchtversuche aus dem Takt zu bringen. Es ist bereits davon berichtet worden, dass es nach “erzwungenen” Gelegen bei einigen Welsarten nicht mehr zur erfolgreichen Nachzucht gekommen ist. Doch der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist auch in diesem Fall in Frage zu stellen.
Zwei, vorzugsweise drei Tage nach der erfolgreichen Eiablage wird die Höhle mit dem brutpflegenden Wels in den Aufzuchtkasten überführt. Auch das Aquariumwasser kann nach der Eiablage wieder seltener gewechselt werden. Die Schlupfzeit ist Abhängig von der Dauer des Paarungsvorganges. Nach frühestens 4, in der Regel 5 bis 6 Tagen (in Ausnahmefällen sogar 8 Tagen) schlüpfen dann die Jungfische. Bis zu diesem Zeitpunkt dreht und wendet das Welsmännchen die Eier mit seinem Maul. Dabei sortiert er unbefruchtete, verpilzte Eier aus und frisst diese. Der Einsatz von Erlenzapfen ist während dieser Phase vorteilhaft. Diese wirken fungizid und vermeiden eine Pilzbildung. Mehr als ein Zapfen je 10 Liter Aquariumwasser sollten jedoch nicht eingehangen werden. Um Erlenzapfen aus der Natur entnehmen zu können, hält man vorzugsweise Ausschau nach Entwässerungsgraben an landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dort wurden überwiegend Erlen zur Befestigung gepflanzt. Die Zapfen sollten jedoch nicht vom Boden aufgesammelt sondern in Griffhöhe abgepflückt werden.
Bis zum Freischwimmen der Jungfische dauert es etwas und der brutpflegende L 270 / 307 wird dabei so selten wie möglich gestört. Ein kurzer Augenblick mit der Taschenlampe ist jedoch nicht verwerflich. Nach zehn Tagen schwimmen die ersten jungen Welse aus der Höhle. Es sollte schon kurz vor dem Verzehr des Dottersackes damit begonnen werden die Jungfische zu füttern. Für die spätere Entwicklung der Tiere, ein gleichmäßiges und gesundes Wachstum ist die richtige Ernährung in diesem Stadium ganz besonders wichtig und ebenso problematisch.
Aufzucht
In der Natur ist das Futterangebot sehr reichhaltig. Würden wir versuchen diesen Zustand nachzuempfinden würde das Aquariumwasser stark belastet und möglicherweise sogar umkippen. An dieser Stelle kommen die Vorzüge des Aufzuchtkastens besonders zur Geltung. Über eine luftbetriebene Förderpumpe gelangt das übrige Aquariumwasser permanet in den Behälter, während überschüssiges Wasser dem System wieder zurückgeführt wird. Es wird mehrmals täglich reichlich Aufzuchtfutter zugeführt und die Reste vor jeder weiteren Fütterung zusammen mit den Ausscheidungen wieder abgesaugt. Bei dieser Vorgehensweise ist gewährleistet, dass jeder Jungfisch ausreichend Futter zu sich nehmen kann. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen kommt es ferner auch auf das Futter selbst an.
Viele der sich carnivor (fleischlich) ernährenden Welsarten benötigen in Ihrem ersten Lebensabschnitt auch pflanzliche Futtergaben. Eine Empfehlung ist das Mischen von Chlorella, Spirulina, Cyclops und entkapselten Artemia in Pulverform zu gleichen Teilen. Mit einer Messerspitze dieser Mischung je Fütterung zu Beginn der Aufzucht befindet man sich auf der sicheren Seite. Die Zugabe von Forellenfutter in feinster Pulverform ist umstritten, schadet jedoch in schwach dosierter Form nicht. Dieses Futter belastet dennoch bei falscher Dosierung insbesondere das Wasser und auch den Organismus. Unseriöse Züchter treiben das Wachstum hiermit schnell auf die Abgabegröße.
An dieser Stelle sollte das Männchen bei Gelegenheit behutsam aus dem Laichkasten entnommen werden. Befindet es sich konsequent in der Tonhöhle, kann man sich folgenden Trick zu Nutze machen. Mit einer kleinen Zwinge befestigt man die Höhle schräg, fast senkrecht am Laichkasten. Die Öffnung der Höhle muss hierbei unter Wasser bleiben, die Aquariumbeleuchtung wird abgeschaltet und der Raum wird völlig abgedunkelt. Nach einiger Zeit verlässt das Männchen die ihm unbequem gewordene Höhle.
In den darauf folgenden Wochen wird weiter regelmäßig gefüttert und der Aufzuchtkasten kontinuierlich gereinigt. Wenn die Jungtiere nicht gleichmäßig wachsen, werden sie nach Möglichkeit in einem zweiten Aufzuchtkasten separiert um gezielter füttern zu können.
Informationen zum Autor
Christian Meesters ist Inhaber der L-WELSOASE MEESTERS in Dülmen. Seit Anfag 2011 handelt er gewerblich mit Produkten zur Haltung und Zucht seltener L-Welse. Eine gewissenhafte Arterhaltung und der Erfahrungsaustausch stehen ihm dabei im Vordergrund.
Mit den Beiträgen für das “Aquaristik Survive Projekt” möchte er besonders Jugendliche für selten gewordene L-Welse begeistern. Vor diesem Hintergrund können seine Nachzuchten gegen Vorlage eines Schülerausweises zu besonderen Konditionen erworben werden.
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