Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Callochromis macrops
Geophagus aus dem Tanganjikasee? Nicht ganz, auch wenn der Gedanke kommen kann, sieht man Callochromis macrops zum ersten Mal. Diese maulbrütenden Sandcichliden gehören allerdings in die weitläufige Haplochromis-Verwandtschaft. Das Farbwechselvermögen der Tiere (die fotografierten Exemplare, deutsche Nachzucht, sind gegenwärtig 6-7 cm lang) ist sagenhaft. Ein eben gerade noch einfarbig silberfarbenes oder geschecktes Tier erstrahlt binnen Sekundenbruchteilen in einem prächtigen Kupferrot! Die Maximallänge der Art liegt bei etwa 12-14 cm.
oben rechts: Characidium sp. Venezuela
Bezüglich der Artbestimmung ist die Gattung der Bodensalmler – Characidium – die wohl unübersichtlichste aller Salmler. Gegenwärtig (2016) werden 58 Arten allgemein anerkannt, es kommen aber noch unzählige, wissenschaftlich noch unbeschriebene Arten hinzu. In seiner Arbeit über die Salmler-Verwandten aus dem Becken des Rio Apure in Venezuela unterscheidet Taphorn (1992) z.B. neun verschiedene Arten, kann aber nur eine davon sicher mit Artnamen ansprechen (C. chupa). Es macht darum derzeit wenig Sinn, einen Artnamen an diese Tiere zu vergeben.
Aus Venezuela hat Aquarium Glaser einen Import erhalten, in den sich zwei verschiedene Arten Characidium gemischt befinden. Zunächst dachten sie, es seinen noch mehr, doch stellte sich heraus, dass diese Tiere über ein sehr starkes Farbwechselvermögen verfügen – was die Sache auch nicht eben einfacher macht.
Characidium sp. Venezuela I ist ein langgestreckter Bodensalmler, der etwa 5-6 cm lang wird. In Normalfärbung zeigt er ein durchgehendes, schwarzes Längsband, das sich jedoch auch stimmungsabhängig zu Punkten auflösen kann. Dann hat der Fisch 10-11 senkrechte Binden. Auf dem beschuppten Teil der Schwanzflosse befindet sich in kleiner, scharf abgesetzter Punkt.
Characidium sp. Venezuela II ist gedrungener im Körperbau und bleibt auch etwas kleiner. Der auffallendste Farbunterschied zu sp.I ist ein bronzefarbenes Längsband, das das dunkle Längsband begleitet und stets gut sichtbar ist. In Stressfärbung hat das Tier sehr zahlreiche (weit über 10) senkrechte Binden.
Von beiden Arten befinden sich Exemplare mit einer auffälligen, großflächigen schwarzen Scheckung im Import. Dabei handelt es sich um eine harmlose Hautreaktion auf eine überstandene parasitäre Infektion, die nur in der Natur auftreten kann.
Bodensalmler sind friedliche, interessante Bodenfische mit einem drolligen, neugierigen Verhalten. Die Pflege ist völlig problemlos. Weibchen sind etwas größer und deutlich kräftiger als die Männchen.
unten links: Poecilia wingei
Zwischenzeitlich wird Poecilia wingei auf breiter Ebene als eigenständige Guppyart akzeptiert. Allerdings ist diese Art genauso wandelbar, wie der eigentliche Guppy, Poecilia reticulata, das wird oft übersehen. Der „klassische“ Endler-Guppy ist also bereits als eine (Selektions-) Zuchtform aufzufassen, in der Natur ist er erheblich variabler. Trotz und alledem: er ist einer der schönsten und lebhaftesten unter allen Wildguppy-Typen!
unten rechts: Macropodus opercularis WILD
Wildfänge des ersten exotischen Zierfisches (den Goldfisch einmal ausgenommen), der je Europa erreichte – das war 1869 -, sind so gut wie nie auf dem Markt. Aquarium Glaser hat über Hongkong Wildfänge dieses nach wie vor phantastischen Aquarienbewohners importieren können.
Auffällig ist die tiefschwarze Kehle mit weißen Punkten, die das Männchen während der Balz entwickelt. Die Fische sind vergleichsweise klein (ca. 6 cm), aber sehr attraktiv, obwohl die Flossen bei weitem nicht so mächtig entwickelt sind, wie wir das von den Aquarienstämmen gewohnt sind.
Man muss allerdings dazu auch sagen, dass diese Tiere in ihrer Heimat bisher in Winterruhe waren. Vermutlich werden auch diese „Großflosser“ (das bedeutet der Gattungsname Macropodus nämlich übersetzt) im Laufe des Sommers noch erheblich an Größe und Flossenschmuck zulegen
Der Chronist – bekennender Makropoden-Fan von Kindesbeinen an – konnte natürlich nicht widerstehen und setzte gleich ein Paar zur Zucht an. Was er da zu sehen bekam, wurde bei M. opercularis in den zurückliegenden 150 Jahren, die dieser Fisch nun schon im Aquarium gezüchtet wird, noch nie in dieser Intensität beobachtet: das Weibchen entwickelte eine hell-cremefarbene Laichfärbung mit zwei dunklen Streifen am Vorderrücken und einer Aalstrich-Blesse. Sensationell!
Quelle: http://www.aquariumglaser.de/