Cherax snowden „Irianto Red“ & Cherax holthuisi, Harttia punctata, Gymnogeophagus labiatus und Garra qiaojiensis: Artporträts zu Herkunft, Haltung und Besonderheiten

Entdecke jede Woche vier außergewöhnliche Aquarienbewohner – ausschließlich Zierfische und Wirbellose wie Garnelen und Krebse. In unserer Beitragsserie stellen dir die Zierfischgroßhändler der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) sorgfältig ausgewählte Arten mit Text und Bild vor. Du findest ausführliche Artporträts zu seltenen und neuen Fischen, Garnelen und Krebsen, Hinweise zu Haltung, Wasserwerten, Futter und Vergesellschaftung sowie Informationen zu Nachzuchten und Zuchtformen. Unsere Artikel helfen dir, geeignete Aquaristik-Arten für Süßwasser- und Gesellschaftsbecken zu entdecken, bieten Pflegetipps für Einsteiger und Fortgeschrittene und zeigen Besonderheiten seltener Aquarienbewohner. Pflanzen werden in dieser Serie nicht behandelt. Suchst du Tipps zu Zierfischen, Garnelen, Krebsen, Aquaristik-Haltung oder Zucht? Dann bist du hier genau richtig.
Cherax snowden „Irianto Red“ und Cherax holthuisi
Diese intensiv gefärbten Krebse stammen aus Papua-Neuguinea, wo sie auf der Vogelkop-Halbinsel gefunden werden. Die Farbvariante „Irianto Red“ gehört zu Cherax snowden, das erst 2015 wissenschaftlich beschrieben wurde; Cherax holthuisi trägt seinen wissenschaftlichen Namen seit 2006. Früher war C. holthuisi unter dem im Hobby gebräuchlichen Namen „Aprikosenkrebs“ bekannt, C. snowden wurde vor der Erstbeschreibung als Cherax sp. „Orange Tip“ geführt.
Beide Arten kommen in der Natur in Nachbarschaft vor, sind ökologisch jedoch unterschiedlich aufgestellt: C. holthuisi lebt überwiegend unterirdisch. Wissenschaftlich ausgedrückt sind die Arten sympatrisch (im gleichen Vorkommensgebiet), aber nicht syntop (nicht im gleichen Biotop). Aquarium Glaser erhält beide Arten häufig gemischt als Wildfänge, da sie sich äußerlich sehr ähnlich sehen. Am einfachsten lassen sie sich an der Augengröße unterscheiden: Die Augen von C. holthuisi sind deutlich kleiner als die von C. snowden.
Die knallig orange Färbung von C. snowden „Irianto Red“ ist nach aktuellem Kenntnisstand bei Nachzuchten reinerbig. Bei der Zusammenstellung von Zuchtpaaren ist zu beachten, keine gemischten Paare (snowden/holthuisi) zu kombinieren, da Cherax-Arten im Aquarium hybridisieren können. Cherax holthuisi zeigt große Farbvariabilität; neben orangefarbenen Exemplaren treten auch graue, weißliche, gelbe oder bläuliche Individuen auf.






Harttia punctata
Harttia punctata gehört zur artenreichen Gattung Harttia (aktuell rund 28 Arten) und gelangt nur selten ins Aquarium. Die Tiere sind nahe Verwandte der Störwelse (Sturisoma, Sturisomatichthys) und zeigen ähnliche Verhaltensweisen, gelten aber als deutlich anspruchsvoller. Für ein gedeihliches Leben benötigen sie sehr sauberes, sauerstoffreiches und warmes Wasser; ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus feinem Futter, das dem natürlichen Aufwuchs (Algen und darin lebende Kleinstorganismen) entspricht. Schon geringe Pflegefehler können für diese Fische fatal sein, weshalb Fang und Transport besondere Herausforderungen darstellen. Unter optimalen Bedingungen sind gesunde Tiere jedoch bereits erfolgreich nachgezüchtet worden.
Harttia punctata kommt gemeinsam mit einer weiteren Art, H. duriventris, im Rio Tocantins (Brasilien) vor. Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist die Bauchbeschilderung: Bei H. duriventris ist die gesamte Bauchseite mit Knochenplatten bedeckt, bei H. punctata sind große Bereiche des Bauches unbeschildert. Dieses Merkmal zeigt jedoch innerhalb der Populationen eine gewisse Variabilität. Farblich ähneln sich beide Arten stark; H. punctata weist tendenziell zahlreichere und kontrastreichere Punkte auf. Bei den aktuell importierten Exemplaren entspricht die Bauchbeschilderung dem für H. punctata beschriebenen Zustand, dennoch kann ein Eintrag von H. duriventris nicht komplett ausgeschlossen werden.
Wie Sturisoma und Sturisomatichthys sind Harttia Offenbrüter: Die Eier werden bevorzugt an stark überströmten Steinen abgelegt und vom Männchen bis zum Schlupf bewacht. Geschlechtsunterschiede zeigen sich hauptsächlich in einem etwas breiteren Kopf der Männchen und einem breiteren, bestachelten ersten Brustflossenstrahl. Die Aufzucht ähnelt weitgehend der der Störwelse.
Harttia punctata richtet sich an sehr erfahrene Aquarianer, die eine anspruchsvolle Herausforderung suchen.






Gymnogeophagus labiatus
Die Buntbarsche der Gattung Gymnogeophagus sind ausgesprochen attraktive Aquarienfische, deren Pflege und Zucht spezielle Kenntnisse erfordern. Es handelt sich um subtropische Arten, die nicht dauerhaft in tropisch-warmen Aquarien gehalten werden sollten. Bei zu hohen Dauertemperaturen stellen die Fische die Fortpflanzung ein, verlieren Farbe und Anfälligkeit für Krankheitserreger steigt; Gymnogeophagus benötigen daher eine kühlere Ruhephase mit Temperaturen um etwa 14 °C. Unter artgerechter Pflege entwickeln sie sich zu eindrucksvollen Schautieren.
Das trifft auch auf Gymnogeophagus labiatus zu. Aktuell liegen Jungtiere dieser Saison vor, die gezeigten Jungfischfotos stammen aus dem aktuellen Bestand; viele Bilder zeigen voll ausgefärbte, etwa dreijährige Tiere. G. labiatus wächst relativ langsam, weshalb Geduld bei der Haltung gefragt ist. Es handelt sich um einen larvophilen Maulbrüter beim mütterlichen Geschlecht: Die Tiere laichen auf Steinen oder Wurzeln ab, die geschlüpften Jungen werden anschließend im Maul der Mutter weiter betreut. Die Art gilt als polygyn, ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen; nach Züchterangaben pflegen manche Weibchen jedoch nicht zuverlässig. Voll ausgewachsene Männchen können gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen sehr aggressiv sein, gegenüber Weibchen und den meisten artfremden Fischen sind sie meist friedlich; Weibchen untereinander sind in der Regel verträglich.
In Bezug auf Wasserwerte und Ernährung zeigen Gymnogeophagus insgesamt wenig Probleme, so auch G. labiatus. Auffällig ist die rheophile Herkunft der Art: Sie bewohnt relativ stark strömende Gewässer, was bei der Haltung berücksichtigt werden sollte.
Verbreitet ist Gymnogeophagus labiatus in Teilen Brasiliens und Uruguays, unter anderem in Zuflüssen der Laguna Merín und der Laguna dos Patos, im Fluss Tramandaí sowie in Küstengewässern im Nordosten von Rio Grande do Sul und im Süden von Santa Catarina.






Garra qiaojiensis
Garra qiaojiensis kommt sehr lokal im Irrawaddy-System von China und Myanmar (Burma) vor, konkret aus der Putao-Region. Die hier vorgestellten Exemplare erreichen eine Länge von etwa 9 cm. Auffällig sind individuelle Farb- und Körperunterschiede: Bei einem Tier zeigt die Schulterregion einen roten Punkt, das andere nicht; zudem weichen die Färbung der Bauchflossen und die Körperstärke leicht voneinander ab, was auf ein mögliches Paar hindeutet.
Garra-Arten sind insgesamt vielfältig und ökologisch spezialisiert; G. qiaojiensis lebt in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet in speziellen Habitatsbedingungen. Die Art besticht durch ihre dekorative Zeichnung und Form, wobei einzelne Tiere deutliche Variationen in Färbung und Zeichnung zeigen. Außenstehende Hinweise auf Fang, Verkauf oder Bestellmöglichkeiten wurden entfernt.






Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

