Raritäten & Neuimporte im Fokus 522: Faszinierende Zierfische und Wirbellose entdecken

Raritäten & Neuimporte im Fokus 522: Faszinierende Zierfische und Wirbellose entdecken

Exklusive Arten wie Afrikanischer Vielstachler, südamerikanische Buckelsalmler, friedliche Mausschmerlen und silberglänzende Platin-Salmler im Porträt auf my-fish.org

In der Aquaristik gibt es kontinuierlich neue oder seltene Tierarten zu entdecken, mit Fokus auf Zierfische und Wirbellose wie Garnelen und Krebse. Auf my-fish.org stellen wir jeden Sonntag mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) vier besondere Arten vor. Darunter befinden sich Wildimporte, Nachzuchten und spezielle Zuchtformen wie Afrikanischer Vielstachler, Buckelsalmler, Mausschmerle und Platin-Salmler, die im Fachhandel ab und zu auch verfügbar sind. Diese Serie richtet sich an Aquarianer, die seltene Aquarienbewohner, Neuimporte Zierfische, Garnelen und Krebse im Aquarium sowie exklusive Zierfische kennenlernen möchten. Regelmäßige Beiträge informieren über Nachzuchten in der Aquaristik, wirbellose Aquarienbewohner und aquaristische Raritäten.

Petitella bleheri „PLATIN“

Charax cf. michaeli

In Südamerika existiert eine auffällige Gruppe von Salmlern, die als Buckelsalmler bezeichnet werden. Diese Gruppe weckt seit Beginn der Ichthyologie großes Interesse, erweist sich jedoch als schwierig in der verwandtschaftlichen Einordnung. Drei Gattungen – Charax (18 Arten), Cynopotamus (12 Arten) und Roeboides (22 Arten) – lassen sich optisch kaum unterscheiden. Entscheidend für die Abgrenzung sind die Zähne: Cynopotamus-Arten besitzen lange, hauerartige Zähne als spezialisierte Fischfresser, Charax-Arten kürzere hauerartige Zähne für hauptsächlich kleine Fische, während Roeboides-Arten kleine, außenstehende Zähne (Buckelzähne) zum Raspeln von Schuppen nutzen.

Aquarium Glaser importiert interessante Buckelsalmler aus Kolumbien. Diese Tiere zeigen eine hübsche orange Grundfärbung mit glasartiger Durchsichtigkeit und messen derzeit 8–12 cm. Sie sind untereinander friedfertig. Anhand scharfer Fotos mit sichtbarer Zahnstruktur wurde eine Charax-Art identifiziert. Manche Exemplare tragen einen schwarzen Schulterfleck, andere einen schwarzen Schwanzwurzelfleck oder beides – diese Merkmale können stimmungsbedingt ein- und ausgeschaltet werden.

Aktuell sind aus Kolumbien neun Charax-Arten beschrieben. Die stärksten Übereinstimmungen bestehen mit Charax michaeli, einer 1989 erstbeschriebenen Art, die im Amazonas-Einzugsgebiet von Brasilien, Kolumbien, Peru und möglicherweise Ecuador verbreitet ist. Aufgrund leichter Unsicherheiten wird „cf.“ (confer, vergleiche mit) verwendet. Die Art erreicht eine Gesamtlänge von etwa 15–16 cm und eignet sich nicht mit Fischen unter einem Viertel dieser Größe, da diese als Futter dienen könnten. Ansonsten sind die Fische friedlich und etwas scheu.

Polycentropsis abbreviata

Der Name Polycentropsis abbreviata bedeutet übersetzt „der kurze Polycentrus-Ähnliche“. Diese Art des Afrikanischen Vielstachlers ähnelt stark ihrem südamerikanischen Verwandten Polycentrus schomburgkii. Beide Arten zeugen vom früheren Superkontinent Gondwana, der aus den heutigen Kontinenten Südamerika, Afrika, Indien, Australien und der Antarktis bestand. Südamerika trennte sich vor etwa 100 Millionen Jahren von Afrika, und der gemeinsame Vorfahr dieser Fische – beide Arten erreichen nur etwa 8 cm Länge – muss den heutigen Vielstachlern sehr ähnlich gewesen sein. Aquarium Glaser bezieht diese Art aus Nigeria im westlichen Afrika, von Benin bis Gabun.

Im englischen Sprachgebrauch heißen Vielstachler „Blattfische“. Gut getarnt als welkes Blatt treiben sie durch das Wasser und erbeuten mit ihrem vorstülpbaren Maul kleine Fische und Garnelen. Beeindruckend ist ihr Farbwechselvermögen: In Sekunden kann sich ein marmoriertes Exemplar hellbeige oder fast schwarz färben. Schon 1–2 cm lange Jungtiere zeigen ein kontrastreiches Schwarz-Weiß-Muster, das auch bei jungen Labyrinthfischen wie Ctenopoma weeksiiSphaerichthys osphromenoides oder Ctenops nobilis vorkommt. Der Sinn dieser Färbung ist noch nicht erforscht.

Die Brutpflege ist bemerkenswert: Das Männchen baut unter einem breiten Blatt ein Blasennest aus groben Luftperlen, ähnlich wie bei Labyrinthfischen. Hier werden die Eier abgelegt, und das Männchen bewacht sie sowie die ausgeschlüpften Larven bis zum Freischwimmen. Geschlechter sind äußerlich schwer unterscheidbar; Weibchen bleiben etwas kleiner mit kürzerem Kopf. Die Art ist selten im Angebot und benötigt Lebendfutter wie weiße Mückenlarven, große Wasserflöhe, kleine Regenwürmer, Tubifex oder kleine Futterfische.

Yasuhikotakia morleti

Prachtschmerlen (Botia & Co.) entsprechen in Asienbecken ökologisch den Panzerwelsen (Corydoras & Co.) in Südamerikabecken: Es sind interessante und lebhafte Bodenfische. Bei Prachtschmerlen ist jedoch deutlich mehr Artenkenntnis erforderlich als bei den friedlichen Panzerwelsen, um unerwünschte Verhaltensweisen zu vermeiden. Einige Arten wie die Prachtschmerle (Chromobotia macracanthus) erreichen 20–30 cm Länge, während Tigerschmerlen (Syncrossus) im Gemeinschaftsaquarium tyrannisch werden können.

Die Mausschmerle Yasuhikotakia morleti zählt seit 1953 zu den bekannten Prachtschmerlen. Sie bleibt mit einer Länge von bis zu 10 cm (im Aquarium oft etwas kleiner) überschaubar. Im Gegensatz zu früheren Beschreibungen ist sie jedoch nicht friedlich, sondern gilt als sehr durchsetzungsstark und neigt oft zum Flossenbeißen, insbesondere bei langflossigen Mitbewohnern. Sie erfordert zwingend eine Gruppenhaltung mit mindestens fünf, besser mehr Exemplaren, um die innerartliche Aggression innerhalb der Gruppe zu verteilen; Einzeltiere werden verhaltensauffällig und aggressiv gegenüber anderen Fischen.

Die Art durchlief mehrere Namensänderungen: Bis 1974 war sie als Botia horae (manchmal B. horai) bekannt, bevor dieser als jüngeres Synonym für Botia morleti ungültig erklärt wurde. Seit 2004 steht die Art in der Gattung Yasuhikotakia. Ältere Aquarium-Literatur muss daher unter mehreren Namen konsultiert werden.

Y. morleti stammt aus den großen Flüssen Mae Klong, Chao Phraya und Mekong in Südostasien (Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha) und gilt als häufig. Die Art ist bezüglich der Wasserzusammensetzung anspruchslos, benötigt aber regelmäßige Teilwasserwechsel. Sichere Geschlechtsunterschiede fehlen; Weibchen werden etwas größer und fülliger. Gezielte Aquarien-Nachzuchten gelingen fast nie ohne Hilfsmittel; in der Natur erfolgen Laichwanderungen. Kommerzielle Nachzuchten werden meist hormonell induziert (ähnlich wie bei Speisefischen). Diese Prachtschmerlen sind Freilaicher ohne Brutpflege, fressen übliches Zierfischfutter und vertilgen mit Vorliebe Schnecken. Zahlreiche Höhlen und Verstecke sind essenziell für ihr Wohlbefinden.

Petitella bleheri „PLATIN“

Goldtetras treten bei vielen Salmlerarten in Südamerika auf. Meist sind nur wenige Tiere in einem Schwarm betroffen, bei denen stärker als üblich Guanin ausgeschüttet wird, was den silber- oder goldfarbenen Glitzereffekt der Schuppen verstärkt. Dieser Goldglanz lässt sich aus den genannten Gründen nicht in Zuchtstämmen fixieren; Nachkommen von Goldtetras ähneln der Stammform.

Bei Petitella bleheri – einem Salmler, bei dem Goldtetras unter Wildfängen fast nie vorkommen – gelang jedoch die genetische Fixierung des Goldglanzes. Züchter nennen diesen attraktiv silberglänzenden Fisch „Diamant“, im Handel „Platin“. Der Edelmetallglanz dieses Rotkopftetras basiert auf einer zufälligen genetischen Veränderung, nicht auf Parasitenbefall.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

Matthais AI

Matthias Wiesensee

Aquarianer, Wirtschaftsinformatiker, Online Marketing Manager. Liebt Fotografie, Badminton & Inlineskating. Nutzt die Freizeit für die Aquaristik, den Gartenteich und den Hund.
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