Anfang Februar 2010 wurde in Brasilien das gigantische Staudammprojekt „Belo Monte“ am mittleren Rio Xingu, einer der großen rechten Nebenflüsse des Amazonas, freigegeben. Geplant sind zwei Staudämme, die eine Fläche von etwa 500 km² überfluten werden. Riesige unterirdische Röhren verbinden beide Dämme und sollen das aufgestaute Wasser zu den Turbinen leiten. Diese sollen zukünftig etwa 10% des brasilianischen Strombedarfs erzeugen und damit helfen die CO2-Emissionen des Landes zu verringern.
Das Projekt hat nach dessen Ankündigung für große Protestwellen gesorgt, die bis heute nicht abgerissen sind. Mehrere tausend Menschen – Angehörige verschiedener sehr ursprünglich lebender Indianerstämme – bewohnen das betroffene Gebiet und sollen nach dem Willen der Regierung umgesiedelt werden. Mit dem Bau des Staudamms verlieren sie nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihren Lebensunterhalt, denn viele der Familien leben vom Fischfang. Doch betroffen sind nicht nur die Menschen, sondern auch hunderte verschiedene Fischarten, wie zum Beispiel der Zebraharnischwels (L 46 – Hypancistrus Zebra). Viele von ihnen sind endemisch, kommen also nur im bisher wenig erforschten Rio Xingu und seinen ebenfalls betroffenen Zuflüssen, wie den Rio Iriri, vor. Sie sind spezialisiert auf dessen charakteristische Stromschnellen und ein großer Teil ist bis heute noch wissenschaftlich unbeschrieben. Ihr natürlicher Lebensraum wird jedoch mit dem Aufstauen des Wassers zerstört. Ein ganzer Flussabschnitt von etwa 100 km soll von beiden Dämmen abgeschnitten werden und als Folge entweder austrocknen oder nur noch wenig Wasser führen. Die Umsetzung des Projekts wird also unweigerlich dazu führen, dass viele der Fischarten vom Aussterben bedroht werden.
Unzählige Protestaktionen seitens der Tierschützer sowie der dort lebenden Menschen hatten immer wieder für Verzögerungen des Bauvorhabens geführt, bis sie im September letzten Jahres einen kleinen Sieg erlangten: der Bundesgerichtshof in Belém verordnete durch eine einstweilige Verfügung den sofortigen Baustopp des Staudamms. Die Freude über den Erfolg war groß, doch heute ist das Verbot leider wieder aufgehoben und die Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Längst wurde mit einer Umleitung des Flusses begonnen, um trockenen Boden für die Errichtung der Staumauer zu erhalten. Die Proteste gehen weiter, doch ein endgültiger Abbruch des Projekts ist nicht in Sicht.
Um über das aktuelle Geschehen und die Baufortschritte am Rio Xingu auf dem neuesten Stand zu bleiben, könnt Ihr den Blog “plattform belo monte” besuchen. Luftaufnahmen der Baustelle findet ihr hier.