
Aquaristik-Expertin Christel Kasselmann hat einen Vortrag auf der Aqua-Expo in Dortmund gehalten. Dort sprach sie über neue Pflanzen in der Aquaristik und berichtete von ihren Reisen rund um die Welt. Und sie nahm sich noch Zeit für ein Interview mit ZZF-Mitarbeiter und Aquarianer Sebastian Zander.
Wenn Christel Kasselmann in tropischen Ländern unterwegs ist, schauen die anderen Teilnehmer der Reisegruppe nach vorne, sie aber schaut nach unten − in Flüsse, Bäche oder Tümpel. Sie ist diejenige, auf die alle warten müssen, weil sie − nur ganz kurz − den einen Seitenarm da hinten untersuchen will.
zza: Was muss eine Pflanze mitbringen, damit sie fürs Aquarium geeignet ist?
Christel Kasselmann: Anpassungsfähigkeit an Licht, Bodengrund und Wasser. Diese neue Pflanze, die ich hier vorstelle, die kann das.
Kasselmann geht nach ihrem Vortrag zu ihrem Stand auf der Messe. Sie hat eine tiefrote Pflanze aus China in zwei Vasen drapiert. Lysimachia parvifolia heißt diese Art. Die äußeren Blätter kann man abtrennen und so vermehren. Weitere Ableger derselben Pflanze aus ihrem Aquarium stehen zum Verkauf. Die kleinen fünf, die größeren zehn Euro, erklärt sie einem Kunden. Der überlegt nicht lange und greift zu.
zza: Warum sollten sich Aquarianer vernetzen und Pflanzen tauschen?
Kasselmann: Es gibt Pflanzen, die im Zoofachhandel nicht angeboten werden. Es gibt eine ganze Reihe Pflanzenfreaks, mit denen ich tausche. Auf diese Weise werden die Pflanzen auch erhalten im Hobby. Reine Wasserpflanzen werden im Handel selten angeboten. Gärtnereien kultivieren die Pflanzen meist über Wasser. Die Lysimachia parvifolia zum Beispiel sieht über Wasser aus wie Salat. Das kauft dann keiner.
Auf dem Tisch steht ein DIN-A4-Aufsteller mit der Aufschrift: „Wasserpflanze des Jahres 2024“. Kasselmann erklärt, dass die L. parvifolia außergewöhnlich anpassungfähig sei. Also genau die Voraussetzungen erfüllt, die Aquarianer suchen.
zza: Wie kommen die Pflanzen denn überhaupt ins Hobby?
Kasselmann: Ich reise und sammele Pflanzen seit meinem 20. Lebensjahr. Damals waren kleine Mengen kein Problem, die durfte man mitbringen und zum Beispiel an botanische Gärten weitergeben. Jetzt ist die Situation eine andere. Man braucht Genehmigungen und die bekommt man nicht so ohne Weiteres. Deshalb kommen nicht mehr so viele Pflanzen ins Hobby.
Sie bedient und berät nonchalant ihre Kunden. Drei Pflanzen, ein Buch; zwei Pflanzen, ein Tipp: „Ja, die hält bis Hamburg.“
zza: Gibt es noch neue Pflanzen?
Kasselmann: Man kann heute nicht mehr einfach so sammeln. Das tue ich auch nicht. Aber ja, es gibt auch neue Pflanzen, die über Gärtnereien aus Asien kommen.
zza: Wie weit verbreitet sind Zuchtformen beziehungsweise Hybriden?
Kasselmann: Die sind sehr verbreitet und sehr hilfreich, weil man so vielfältige Pflanzen zur Verfügung hat, die im Labor produziert werden. Dafür braucht man keine Genehmigung.
zza: Sie spielen Akkordeon. Haben Musiker und Aquarianer etwas gemeinsam?
Kasselmann: Nein! Aber es sind alles nette Leute (lacht). Wenn Freunde zu mir nach Hause kommen, sind das entweder Musiker oder Aquarianer, da gibt es immer was zu reden. Es gibt immer Herausforderungen. Ich habe Pflanzen, die sind 50 Jahre alt. Immer derselbe Stamm. Ich habe eine Aponogeton der Firma Tropica von vor 35 Jahren. Und das finde ich auch wichtig. Dass man geeignete Pflanzen über viele Jahre behält und miteinander teilt. Ich hab’ immer gern den Arm im Wasser. Los, fragen Sie mich noch was? Was wollen Sie wissen?
Christel Kasselmann möchte nicht nur ihre Pflanzen, sondern auch ihr Wissen teilen. Am Ende hat sie noch einen Tipp für alle Pflanzenforscher: hohe Gummistiefel nicht vergessen!
Der Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 02/2025 des zza. Online-Version des Interviews
Website von Christel Kasselmann