Überraschend einfach – Die Nachzucht des „Red Muzel Tetra“ aus Südamerika

Diese noch recht neue Art im Hobby zeigt eine außergewöhnliche Rotfärbung und gehört damit zu den farbenprächtigsten Salmlern. Ich habe meine Zuchtgruppe von sechs Tieren zur Zucht in ein 54-Liter-Aquarium eingesetzt. Für die dauerhafte Haltung ist nach meinen Erfahrungen beides nicht ideal, für die Zucht aber gut geeignet. Der „Muzel Tetra“ (Hyphessobrycon sp. „Red Muzel“ oder Hemigrammus sp. „Red Muzel“) neigt zu scheuem Verhalten.
Nachdem ich neben einigen normalen Pflanzen auch Schwimmpflanzen (Salvinia auriculata) eingesetzt hatte, fingen die Fische an, normales Verhalten zu zeigen. Die Tiere verteilten sich mit kleinem Abstand zueinander im Becken und besetzten Kleinstreviere, aus denen sie die Artgenossen immer vertrieben. Fühlen sie sich jedoch bedroht, bilden sie sofort eine eng zusammenstehende Gruppe. Je mehr Tiere im Aquarium sind, desto weniger scheu erscheinen sie.
Bei den Wasserparametern zeigen sich meine Tiere als recht tolerant. Selbst für die Zucht sind keine extremen niedrigen pH-Werte notwendig. Ich halte meine Zuchtgruppe bei pH 6,2 bis 6,5 und KH3. Die Temperatur liegt zwischen 23 und 25 °C.

Die Zucht ist tatsächlich überraschend einfach für eine recht neue Art im Hobby. Ich habe eine Ecke des 54-Liter-Aquariums, im weitesten Sinne ein Keilaquarium, abgeteilt. Dieses Abteil nutze ich zum einen als Mattenfilter und zum anderen zum Sammeln der Jungfische, geschützt vor den adulten Tieren.
Vor dem Zulaufschlitz des Abteils habe ich noch einen abgetrennten Bereich für das Moos zum Ablaichen angebracht. Da das Moos noch nicht allzu kräftig gewachsen ist, habe ich mit Miniziegeln eine kleine Konstruktion davor gesetzt und das Moos aufgeklebt. Einen Monat später war das Abteil schon deutlich zugewachsen.

Jungfisch entdeckt
Etwa zwei Monate nach dem Einsetzen konnte ich dann einen 4 bis 5 mm langen Jungfisch in dem Abteil entdecken. Nach einigem Suchen entdeckte ich auch weitere Nachwuchstiere. Alle hatten bereits eine deutlich sichtbare Rotfärbung. Die Jungfische sind allerdings deutlich länglicher. Die hochrückige Form der adulten Tiere bildet sich erst deutlich später.



Die Ernährung mit Artemia-Nauplien wird von den Jungfischen wunderbar angenommen. Wie das mit frisch geschlüpften Muzel-Larven aussieht, kann ich mangels entsprechender Beobachtung nicht sagen. Ich füttere regelmäßig Staubfutter, Artemia-Nauplien und ein flüssiges, haltbares Nauplienfutter. Zusätzlich habe ich Laub in dem Aquarium und auch im Aufzuchtabteil, um die Besiedelung mit Kleinstlebewesen zu fördern.
Die ersten sechs Jungfische habe ich nach ca. vier Wochen mit etwa 1 cm Körperlänge ins Elternabteil überführt. Das hat sehr gut funktioniert. Zuerst versteckten sich die Kleinen noch, aber bereits nach ein paar Tagen fingen sie an, sich in die Gruppe zu integrieren. Die Jungfische wachsen relativ schnell und zeigen schon wenige Tage nach dem Schlupf eine deutliche Rotfärbung.
Da aber immer nur wenige Jungfische im Eckabteil auftauchten, vermute ich, dass die Kleinen, sobald sie können, weitere geschlüpfte Larven fressen. Leider konnte ich dort nie Larven beobachten. Ich bemerkte die Kleinen erst, wenn sie schon nach Fisch aussehen.



Nach einiger Zeit musste ich die Eckabtrennung reparieren. Um die Fische nicht zu gefährden, habe ich sie derweil in ein anderes Zuchtbecken umgesetzt, diesmal ein klassisches Keilbecken. Die Wasserwerte wurden beibehalten. Aus dem alten Becken konnte ich noch einige weitere Jungtiere in das Aufzuchtbecken überführen, auch aus dem Elternabteil.
Anscheinend ist der Jagdtrieb beim eigenen Nachwuchs nicht besonders ausgeprägt. Im neuen Becken konnte ich dann auch Larven sehen: Winzige farblose oder weiße Striche, die durchs Becken schossen und innerhalb von Sekundenbruchteilen „verschwunden“ waren. Die Rotfärbung setzt etwa zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf ein.
Das Elternabteil hatte ich diesmal an einen Uferbereich angelehnt. Vorne viel freier Schwimmraum, in der Mitte ein paar Pflanzen und zum Keil hin eine große, dichte Menge an Moos. Dieses Setup funktionierte deutlich besser, die Nachwuchszahlen stiegen kräftig an.
Um die Jungfische aus dem Aufzuchtabteil zu entfernen, habe ich den Bereich mit einem Luftschlauch abgesaugt und die Fische dann in das Aufzuchtbecken überführt. Die größeren Jungfische haben die neuen, deutlich kleineren Muzel nur im ersten Moment verfolgt, aber es traten keine nennenswerte Verluste auf. Die Aufzucht ist problemlos und bei der richtigen Ernährung wachsen die Tiere wirklich zügig.
Nach sechs bis acht Monaten erreichen die Tiere nach meinen Beobachtungen die Geschlechtsreife. Mit etwa fünf Monaten waren die Nachzuchten so groß, dass ich die Fische umquartierte. Der erste Wurf zog dann in mein Gesellschaftsbecken, unter anderem mit Apistogramma macmasteri besetzt. Auch dort haben sie sich sofort wohl gefühlt und zeigten auch vor den größeren Barschen keinen Respekt.



