Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Brachyrhaphis roseni
Wildformen lebendgebärender Zahnkarpfen sind generell nicht sehr weit in der Aquaristik verbreitet. Spezialisten für diese Fische sind allerdings meist so von ihnen fasziniert, dass sie nicht mehr davon loskommen. Zu den schönsten Arten gehört Brachyrhaphis roseni, der ursprünglich aus Waldbächen in Panama und Costa Rica stammt. Während die Haltung erwachsener Fische – Weibchen werden bis zu 6 cm lang, Männchen bleiben immer erheblich kleiner – keinerlei nennenswerte Schwierigkeiten macht, ist die effektive Zucht ganz hohe Schule der Aquaristik, denn diese Tiere sind extrem kannibalisch. Versuche, die Weibchen in Ablaichkästen zu halten, schlagen fehl, da die Tiere dazu viel zu nervös sind.
Einer der Züchter hat die Art jetzt allerdings geknackt, so dass Aquarium Glaser jetzt erstmals eine gute Anzahl voll ausgewachsener und halbwüchsiger B. roseni anbieten können.
Die Pflege von B. roseni sollte im Schwarm erfolgen, die Fische sind stark oberflächenorientiert. Als Gesellschaft eignen sich kleinere Buntbarsche, flinke Salmler, Welse etc.. Andere Lebendgebärende pflegt man besser nicht mit B. roseni, da diese ähnlichen Fischen gegenüber recht ruppig werden können.
Halbwüchsige Weibchen sehen den Männchen übrigens farblich sehr ähnlich und sind viel bunter als erwachsene Tiere. Einen “Trächtigkeitsfleck” haben beide Geschlechter.
Lexikon: Brachyrhaphis: bedeutet “kurze Nadel”, bezieht sich auf das männliche Begattungsorgan. roseni: Widmungsname für Donn E. Rosen (1929-1986).
oben rechts: Pelvicachromis signatus
Aus Guinea hat Aquarium Glaser diesen herrlichen Zwergbuntbarsch erhalten. Die Art ist eng mit P. humilis verwandt und wurde vor ihrer Erstebeschreibung auch als P. sp. “Bandi 1” bezeichnet. Die Maximallänge der Männchen liegt bei etwa 10 cm, die Weibchen bleiben deutlich kleiner.
Wie bei fast allen Pelvicachromis sind die Geschlechtsunterschiede sehr deutlich ausgeprägt, wer sich nicht auskennt, könnte auf den Gedanken kommen, Männchen und Weibchen gehörten unterschiedlichen Arten an. Der glänzende Bauchfleck der Weibchen sieht geradezu unglaublich aus und in der Anlage von Aquarium Glaser wurde schon öfter gefragt, wer da das Lämpchen in den Bauch der Fische operiert hätte.
Man pflegt diese Waldfische bei nicht zu hohen Temperaturen, in weichem und leicht (!) saurem Wasser. Wichtig ist ein Bodengrund aus feinem Sand, denn die Tiere wühlen leidenschaftlich.
Lexikon: Pelvicachromis: pelvis ist Latein und bedeutet “Becken”, chromis ist eine andere Barschgattung. Der Name bezieht sich auf die Färbung des Bauches. signatus: latein, bedeutet “gezeichnet”. humilis: latein, bedeutet “niedrig”. Vorschlag eines deutschen Gebrauchsnamens: Bandi-Zwergbuntbarsch
unten links: Moenkhausia cosmops
Einen ganz ungewöhnlich schönen Salmler hat Aquarium Glaser jetzt als deutsche Nachzucht in kleiner Stückzahl erhalten: Moenkhausia cosmops. Diese Art wurde erst 2007 wissenschaftlich beschrieben.
Man kennt sie bislang nur aus den Oberläufen der Rio Paraguai und Rio Tapajos-Bassins im Staat Mato Grosso: Rio Juba, Rio Juruena, Rio Papagaio und deren Zuflüssen.
Als nächste Verwandte werden die aquaristisch gut bekannten Moenkhausia oligolepis (Schwanzspiegel-Moenkhausia) und M. sanctaefilomenae (Rotaugen-Moenkhausia) gesehen. Weitere ähnliche Arten sind die im Hobby bislang bedeutungslos gebliebenen M. cotinho, M. diktyota, M. forestii und M. pyrophthalma. Alle diese Arten haben eine rote Iris und den Schwanzwurzelfleck gemeinsam. M. cosmops kann man auf den ersten Blick durch die einzigartigen blau-grünen Augen und den roten Streifen oberhalb des Maules von allen anderen genannten Arten unterscheiden.
Die einzigartige Färbung dieses Fisches erinnert einerseits ein wenig an die wunderbaren Kaisertetras (Nematobrycon), andererseits an die asiatische Lippenstiftbarbe (Barbus erythromycter). Eine verwandtschaftliche Beziehung zu den genannten Fischen besteht aber nicht. Die Maximallänge von Moenkhausia cosmops liegt bei etwa 6 cm.
Anfangs sind die Fische etwas scheu. Bei Aquarium Glaser haben sie sich bislang als wenig empfindlich und friedlich erwiesen. Weiches und leicht saures Wasser kommt den natürlichen Bedingungen nahe, die Biotope werden als Weißwasser-Biotope mit sandigem Boden beschrieben.
Die Art bildet Schwärme mit über 50 Individuen, die sich meist nahe der Ufervegetation zwischen toten Ästen in Stillwasserzonen der Flüsse aufhalten.
Lexikon: Moenkhausia: Widmungsname für W. J. Moenkhaus, einem Freund Eigenmanns. oligolepis: altgriechisch, bedeutet “mit wenig Schuppen”. sanctaefilomenae: nach dem Fundort der Art (“Lagune bei Sa. Filomena am Parnahyba”.). cosmops: altgriechisch, bedeutet “mit geschmücktem Gesicht”. cotinho: Widmungsname zu Ehren des Sammlers, eines Major Cotinho, brasilianischer Attaché der Thayer Expedition. diktyota: altgriechisch, bedeutet “mit Netzmuster”; forestii: Widmungsname zu Ehren von Fausto Foresti, einem Genetiker. pyrophthalma: altgriechisch, bedeutet “mit rotem Auge”. Nematobrycon: altgriechisch, bedeutet “Brycon mit Faden”, was sich auf die Schwanzflossenform bezieht. Brycon ist eine andere Salmlergattung. Barbus: latein, bedeutet “der Bärtige”. erythromycter: altgriechisch, bedeutet “mit roter Nase”. Vorschlag eines deutschen Namens: Lippenstift-Moenkhausia
unten rechts: Corydoras sp. CW 49 und CW 51
Zu den schönsten Panzerwelsneuheiten der letzten Jahre gehört der “New Panda” aus Kolumbien. Erstmals hat Aquarium Glaser ihn 2010 importieren können. Es gibt zwei Varianten dieser Art. Bei der einen zieht sich der schwarze Rückenfleck über die Körpermitte hinaus nach unten (CW 49), bei der anderen beschränkt er sich auf die obere Körperhälfte (CW 51). Man sagt, dass zwar beide Formen aus dem Rio Vaupes – bzw. seinen Zuflüssen – stammen, jedoch in der Natur nicht gemeinsam vorkommen. Dagegen spricht, dass sie zumindest in den Importen von Aquarium Glaser gemischt sind und sich auch Übergangsformen beobachten lassen. Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit bei CW 49 und CW 51 um die gleiche Art im zoologischen Sinne. Aber selbstverständlich ist vorstellbar, dass die Art verschiedene Fundortformen ausgebildet hat.
Wer beide Geschlechter der jeweiligen Varianten besitzt, sollte die Beobachtungen bezüglich der Färbung der Nachkommen bitte publizieren, damit etwas Licht in das Dunkel dieser Fragen fällt. Die Zucht zumindest von CW 51 ist bereits geglückt, auch wenn u.W. noch keine Details dazu publiziert wurden. Nach Informationen auf Ian Fullers Seite http://www.corydorasworld.com, wo auch die CW-Nummern vergeben werden, stammt CW 51 aus dem Grenzgebiet zwischen Brasilien und Kolumbien, wo er in einem kleinen Creek nahe der Siedlung Villa Bittencourt gefunden wird. Der Fundort ist nahe bei der Stelle, wo der Apaporis in den Rio Caqueta mündet. Diese Information stammt von Heiko Bleher. CW 49 stammt, der gleichen Quelle zufolge, aus Kolumbien, ebenfalls aus einem kleinen Creek, der in den Rio Ica mündet, nahe bei der Indianersiedlung Boa Vista. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Art insgesamt sehr viel weiträumiger verbreitet ist, als solche Fundortinformationen erscheinen lassen. Bleiben wir neugierig!
Quelle: Aquarium Glaser GmbH