Raritäten & Neuimporte im Fokus 150

Raritäten & Neuimporte im Fokus 150

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

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oben links: Nomorhamphus celebensis

Die meisten Arten der Nomorhamphus-Halbschnäbler kommen von der Insel Sulawesi (früher: Celebes). Einige, wie N. ebrardtii oder N. rex, werden hauptsächlich als Wildfang gehandelt, andere, darunter N. liemi, auch als Nachzucht. Überhaupt nur sehr selten im Handel ist der Schwarze Celebes-Halbschnäbler, Nomorhamphus celebensis.

Diese Art ist zwar nicht so farbenprächtig, aber dafür friedlich. Man kann sie sowohl untereinander wie auch mit artfremden Fischen gut vergesellschaften. Während der Balz werde diese Tiere tiefschwarz.

Während die Männchen der lebendgebärenden Art mit rund 6 cm Länge ihr Wachstum einstellen, können die Weibchen mit ca. 10 cm erheblich größer werden. Bei der Zucht ist es entscheidend, die Jungtiere vor den Eltern zu retten, denn die sind kannibalisch. Trächtige Weibchen darf man nicht zu spät in da Wurfaquarium umsetzen, sonst kommt es eventuell zu Totgeburten, aber auch nicht zu früh, denn die lebhaften Tiere mögen freien Schwimmraum. Man sieht: auch die Zucht der vermeintlich “einfachen” Lebendgebärenden hat ihre Tücken.

oben rechts: Heros liberifer

Aktuelle Aufsammlungen durch Aquarianer in Venezuela zeigten, dass dort tatsächlich zwei Heros-Arten gemeinsam vorkommen, der Maulbrüter und eine weitere Art (Peter Dittrich, DCG-Info 2014: 21-24). Dies war Anlass für Wolfgang Staeck und Ingo Schindler, den Original-Typen von Heros severus erneut zu untersuchen. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass der Maulbrüter tatsächlich eine unbeschriebene Art darstellt und benannten sie als Heros liberifer; der Artname bedeutet “Kinderträger”, in Anspielung auf das einzigartige larvophile Maulbrüten.

Gegenüber allen anderen (beschriebenen) Arten der Gattung unterscheidet sich der maulbrütende Heros liberifer durch parallele Reihen roter Punkte auf der unteren Körperhälfte, einen bei erwachsenen Tieren stets gut sichtbaren Schwanzwurzelfleck (dieser verschmilzt mit der kopfwärts davor liegenden, senkrechten Körperbinde bei den anderen Arten) und kleinen schwarzen Punkten auf den Kiemendeckeln und Wangen der Männchen (bei den anderen Arten sind die Punkte groß oder es existiert ein Wurmlinienmuster). Von der zumindest stellenweise gemeinsam mit ihr lebenden Art Heros severus (diesmal wirklich dem “echten”) Unterscheidet sich H. liberifer durch das leuchtend rote Auge (braun oder dunkelrot bei severus), diversen, am lebenden Tier nicht erkennbaren anatomischen Merkmalen und in aller Regel dadurch, dass die vierte Körperbinde (vom Schwanz aus gezählt) bei H. liberifer von der Basis der Afterflosse bis zur Basis der Rückenflosse verläuft, während bei Heros severus diese Binde nur bis knapp oberhalb der Seitenlinie läuft, also eine halbe Binde darstellt. Der “wirklich echte” H. severus wurde bisher im Hobby meist als H. sp. “Inirida” bezeichnet. Leider ist das sehr bequeme “Bindenmerkmal” nur bei Wildfängen einigermaßen verlässlich, unter Aquarienstämmen von Heros variiert es, was möglicherweise auf (unabsichtliche) Hybridisierung zurückzuführen ist.

Unter allen wissenschaftlich untersuchten Exemplaren ist das Bindenmerkmal sehr konstant, wenngleich Schindler in der DCG-Info 2015: 117 auf Ausnahmen hinweist. So ist es als außergewöhnlicher Zufall zu werten, dass ausgerechnet ein H. liberifer, den Aquarium Glaser im Juni 2015 importieren konnte, ein Bindenmuster von H. severus zeigte! Das Foto ist ein echtes Zufallsdokument, denn es entstand am Importtag in unserer Anlage zu Bestimmungszwecken. Leider kann Aquarium Glaser nicht sagen, ob das Phänomen bei dem Tier nur einseitig oder auf beiden Körperseiten ausgeprägt war, es ist längst verkauft. Alle Farbmerkmale dieses Tieres entsprachen allerdings gut H. liberifer.

unten links: Corydoras evelynae

Corydoras evelynae ist eine der meist gesuchten Corydoras-Arten. Ihr Vorkommen in Kolumbien ist durch die Arbeit von Mojica et al. (2005): Peces de la Cuenca del Rio Amazonas en Colombia: Región de Leticia. Bioto Combiana 6 (2): 191-210 bestätigt worden. Ursprünglich wurde sie aus dem Oberlauf des Amazonas in Brasilien beschrieben.

unten rechts: Leporacanthicus sp. L263 und L264

Aus Brasilien hat Aquarium Glasert zwei schöne, fleischfressende L-Welse erhalten. Beide stammen aus dem Rio Tapajós, wo sie sogar gemeinsam vorkommen. L264 wurde als Leporacanthicus joselimai bereits wissenschaftlich beschrieben, L263 wartet noch auf eine wissenschaftliche Bearbeitung.

Es ist sehr ungewöhnlich, dass zwei derartig nah verwandte Arten gemeinsam vorkommen, ohne sich Konkurrenz zu machen. Es handelt sich aber mit einiger Sicherheit um zwei verschiedene Arten, nicht etwa um Männchen und Weibchen der gleichen Art, denn beide wurden bereits erfolgreich nachgezüchtet.

Mit 15-20 cm Länge gehören L263 und L264 zu den mittelgroßen L-Welsen.

Quelle: Aquarium Glaser

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