Raritäten & Neuimporte im Fokus 338

Raritäten & Neuimporte im Fokus 338

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Oxyropsis carinata

Leider werden die „Giant Otos“ der Gattung Oxyropsis nur äußerst selten einmal angeboten. Wissenschaftlich akzeptiert sind derzeit vier Arten, O. carinata und O. wrightiana, die das obere und mittlere Amazonas-Becken bewohnen, O. acutirostra vom oberen Orinoko und Rio Negro-Becken, sowie O. ephippia aus dem Essequibo River (Guiana-Schild).
Von den ähnlichen Arten der Gattung Hypoptopoma unterscheiden sich Oxyropsis durch den stark abgeflachten, seitlich mit einem Kiel versehenen Schwanzstiel. Ansonsten sehen sie sich sehr ähnlich; es kommen allem Anschein nach in der Natur je eine Hypoptopoma-Art und eine Oxyropsis-Art nebeneinander vor, die sich offenbar in Details ihrer Ökologie unterscheiden.
Aus Peru stammen diese „Giant Tiger Otos“, bei denen es sich wohl um O. carinata handelt. Das „Tiger“ bezieht sich auf den waagerecht gestreifen Schwanzstiel, was besonders deutlich in der Draufsicht zu erkennen ist. O. carinata wird rund 8 cm lang und ist ein sehr friedlicher Fisch. Die Bezahnung weist darauf hin, dass diese Art hauptsächlich Aufwuchs frisst. Da Details zur Aquarienbiologie von O. carinata noch nicht bekannt sind, empfiehlt sich eine mittlere Wassertemperatur von 22-24°C, wie sie sich für viele Fische des oberen Amazonasbeckens in Peru bewährt hat. Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist ansonsten zur Pflege wohl eher nebensächlich, man vermeide lediglich Extreme. Ein pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 bei weichem bis mittelhartem Wasser sind sicher nicht verkehrt, ob zur Zucht andere Parameter erforderlich sind, muss die Zukunft zeigen.

oben rechts: Trachelyichthys exilis

Der Trugdornwels Trachelyichthys exilis stammt aus Peru und wird 6-8 cm lang. Die Art wurde schon im Aquarium gezüchtet. Die Fische haben eine innere Befruchtung, die Weibchen legen die klebrigen Eier ohne Zutun der Männchen ab.
Die ersten Strahlen der Afterflosse sind beim Männchen zum Zweck der inneren Befruchtung zu einer Art Röhre umgebildet. Zumindest bei Stichproben der Importfische zeigte sich, dass sie etwas weniger kontrastreich gefärbten Tiere stets Männchen waren.
Trachelyichthys sind friedliche, nachtaktive Welse, die jedes übliche Futter bereitwillig annehmen.

unten links: Vaillantella maassi

Dies ist sicher eine der eigenartigsten Schmerlen überhaupt. Die Gattung Vaillantella – man unterscheidet derzeit drei Arten – hat eine über den gesamten Rücken verlaufende bandförmige Rückenflosse, während alle anderen Schmerlen relativ kurze, dreieckige Rückenflossen besitzen.
Vaillantella sind Schwarzwasserbewohner und werden 12-15 cm lang, bleiben gewöhnlich aber deutlich kleiner; V. maassi ist in den Torfsumpfgebieten von Malaysia und Borneo verbreitet, einem durch Trockenlegung für Ölpalmplantagen extrem gefährdeten Lebensraum. Leider müssen darum alle Fische (und anderen Lebewesen), die dort vorkommen, als hochgradig bedroht eingestuft werden. Der Fang von Zierfischen kann helfen, wenigstens Teile dieser Biotope als Wirtschafträume zu erhalten und ist deshalb aktiver Umwelt- und Artenschutz.
Vailantella maassi ist bislang nur sehr selten im Aquarium gepflegt worden. Man sollte sie analog zu den aquaristisch gut bekannten Dornaugen pflegen. Die sehr große, gegabelte Schwanzflosse ermöglicht Vailantella einen explosiven Vortrieb; das Aquarium muss daher absolut lückenlos abgedeckt sein, damit die Tiere nicht auf dem Trockenen landen, wenn sie von dem bekannten Wandertrieb, den viele Schmerlen zeitweilig im Aquarium zeigen, gepackt werden.


unten rechts: Curimatopsis macrolepis

Die Gattung Curimatopsis umfasste bis zum Jahr 2009 fünf beschriebene Arten – jetzt (2020) sind es mehr doppelt so viele, nämlich 11! Man kann Curimatopsis in zwei Großgruppen unterteilen. Einmal die C.-macrolepis-Gruppe mit 6 Arten und zum anderen die C.-evelynae-Gruppe mit 5 Arten. Das beste Unterscheidungsmerkmal der beiden Gruppen ist die Maulstellung. Bei den Arten der C.-macrolepis-Gruppe ist der Unterkiefer länger als der Oberkiefer, steht also etwas vor, bei der C.-evelynae-Gruppe sind beide Kieferhälften gleich lang.
Glaser konnte jetzt aus Venezuela einige Curimatopsis importieren, bei denen es sich um C. macrolepis handelt. Dieses attraktive Fischchen hat bislang kaum den Weg in die Aquarien gefunden.
C. macrolepis wird maximal 6 cm lang, ist jedoch mit 4 cm voll geschlechtlich differenziert und ausgefärbt. Die Männchen erkennt man an ihrem deutlich höheren Schwanzstiel und dem ganz anders geformten Schwanzwurzelfleck. Dieser ist bei Weibchen rund oder längs-oval, beim Männchen hingegen am Ende zu einem Strich ausgezogen, der sich durch die gesamte Schwanzflosse zieht. Je nach sozialem Rang innerhalb des Schwarmes leuchtet ein roter Schwanzwurzelfleck unterschiedlich intensiv. Dieses Farbmerkmal haben ebenfalls nur die Männchen. Das bedeutet, jedes Tier mit rotem Schwanzwurzelfleck ist ein Männchen, aber nicht jedes Individuum ohne diesen Fleck ein Weibchen. Sozial schwache Männchen zeigen den Fleck nämlich ebenfalls nicht oder nur undeutlich! Das gleiche gilt für die Rotfärbung der Schwanzflosse, die ebenfalls nur beim Männchen auftritt.
C. macrolepis ist ein sehr friedlicher Fisch, der sich ideal für ein Gesellschaftaquarium eignet. Am schönsten wird er in einem durch Torf oder Laub leicht gelb gefärbten Wasser, dann leuchtet entlang der Körperflanke ein neongrüner Streifen.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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