Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Australoheros scitulus
Der allererste Buntbarsch, der je im Aquarium gepflegt wurde, war der Chanchito, den man damals (1894) noch Heros facetum nannte. Dann stellte man ihn in die Gattung Cichlasoma, heute wird er in Australoheros geführt. Bis vor wenigen Jahren glaubte man, es gäbe nur eine, sehr variable Chanchito-Art, heute hält man alles für unterschiedliche Arten. Da viele davon wissenschaftlich noch unbeschrieben sind, ist die Bestimmung oft fragwürdig, gegenwärtig sind rund 30 Arten Chanchitos anerkannt.
Australoheros scitulus stammt ursprünglich aus der Río de La Plata Region in Argentinien, Brasilien und Uruguay und ist sehr unempfindlich gegen niedrige Temperaturen. Das feuerrote Auge und die bei erwachsenen Tieren gelbe Brust bilden einen hübschen Kontrast. Es handelt sich bei den Fischen auf dem Foto um deutsche Nachzuchten aus dem Sommer 2020, die noch jung und nicht voll ausgefärbt sind.
Mit 10-15 cm Endlänge wird A. scitulus nicht übermäßig groß, mit der Fortpflanzung bginnen sie gewöhnlich mit 6-8 cm Totallänge. Es sind Offenbrüter mit Eltenfamilie. Geschlechtsunterschiede sind nur geringfügig ausgeprägt, Weibchen bleiben kleiner. Für Buntbarschverhältnisse kann man die Art in der Regel als friedlich einstufen, wobei individuelle Abweichungen möglich sind. Als Faustregel für Chanchitos kann gelten: je größer das Aquarium, desto weniger fällt ein eventuelles rüpelhaftes Verhalten unangenehm auf. Besonders beliebt ist A. scitulus bei “Balkonaquarianern”, also Menschen, die die warme Jahreszeit dafür nutzen, exotische Arten auf dem Balkon oder im Garten unter naturnahen Bedingungen zu pflegen, was bei A. sciltulus von Mai bis Oktober möglich ist. Winterhart sind sie nicht, aber man darf sie selbstverständlich trotzdem niemals in die frei Natur aussetzen!
oben rechts: Aplocheilus blockii
Der Madrashechtling (Aplocheilus blockii) ist einer der hübschesten und kleinsten Hechtlinge Asiens. Er wurde wieder einmal aus Kerala (Südindien) importiert. Die Maximallänge liegt bei etwa 3 cm, jedenfalls soweit das Wildfänge betrifft. Aquarientiere können wohl aufgrund der üppigen Lebensbedingungen im Aquarium etwas größer werden. Die vollkommen friedlichen Tiere sind aufgrund ihrer Farbenpracht und Genügsamkeit ideale Bewohner so genannter Nano-Aquarien. Bezüglich der Wasserzusammensetzung sind sie anspruchslos, doch sollte das Wasser weder extrem weich noch sehr sauer sein. Wo das Wasser so aus der Leitung fließt, sollte man einen Teelöffel Meersalz (für Korallenriffaquarien) auf 10 Liter Wasser zusetzen.
Gefressen wird am liebsten Lebendfutter, doch lassen sich die Tierchen auch gut mit Frost- oder Trockenfutter ernähren. Pflanzen bleiben unbeachtet, außer zum Ablaichen. Am liebsten laichen die Fische in den Wurzeln kleiner Schwimmpflanzen wie Salvinia.
Lexikon: Aplocheilus: bedeutet „mit einfacher Lippe“, bezieht sich auf die Maulstruktur; blockii: Widmungsname.
unten links: Hypancistrus sp. „Nhamunda“ L475
Die Hypancistrus-Harnischwelse mit Linienmuster sind für die Aquaristik einerseits eine wunderbare Bereicherung, da sie wunderschön aussehen, nicht übermäßig groß werden und sich auch ganz gut nachzüchten lassen, andererseits sind sie steter Anlass für Zank. Denn es ist in vielen Fällen kaum möglich, sie exakt zu bestimmen. Das liegt daran, dass diese Welse extrem variabel gezeichnet sind und auch bezüglich der Körperform stark variieren. Bei den Arten des Rio Xingu (L66 & Co.) konnte inzwischen schon durch molekulargenetische Untersuchungen festgestellt werden, dass sie in der Natur häufig hybridisieren.
Das Gesagte gilt in vollem Ausmaß auch für L475. Er stammt, den Aussagen der Exporteure zufolge, aus dem Rio Nhamunda (Brasilien), wo schon lange wegen der sehr schönen Diskusfische, die dort vorkommen, Zierfische gefangen werden. Allerdings sind Hypancistrus ohne Tauchgeräte kaum zu fangen, weshalb die gesamte Gattung dieser sehr auffälligen und keineswegs seltenen Welse ja erst 1991 wissenschaftlich erfasst wurde.
Es gibt nicht zwei Exemplare von L475, die exakt gleich gezeichnet wären. Die meisten Tiere haben ein unregelmäßiges Bändermuster aus breiten, dunklen Binden auf weißem Grund, es gibt aber auch Exemplare, bei denen die dunklen Bänder so breit sind,dass es aussieht, als hätte in diesem Fall schwarze Tiere ein Muster aus weißen, dünnen Binden. Bei den meisten Tieren hat die Rückenflosse drei waagerechte Bänder, es gibt aber auch vereinzelt Tiere mit einer senkrecht gestreiften Rückenflosse. Allen Individuen von L475 gemeinsam ist, dass sie ein weißes, den Körper von der einen bis zur anderen Bauchkante umlaufendes Nackenband besitzen, das am Ansatz der Brustflossen beginnt und sich in den meisten Fällen auf der Innenseite der Flossen, hinter dem Stachelstrahl, fortsetzt. Des weiteren haben alle Tiere ein weißes, andeutungsweise W-förmiges Band unmittelbar vor dem Ansatz der Rückenflosse.
Wie alle Hypancistrus sind auch L475 Gemischtköstler, fressen also pflanzliches und tierisches Futter. Die Maximallänge scheint bei 12-14 cm zu liegen. Man pflegt solche Fische in versteck- und höhlenreich eingerichteten Aquarien mit starker Strömung und guter Filterung und Temperaturen zwischen 28 und 32°C. Zu niedrige Temperaturen sind der häufigste Pflegefehler bei diesen Fischen. Die Wasserwerte sind für die Fische von untergeordneter Bedeutung, jedoch ist weiches Wasser mit einem pH Wert um 6 günstig, da sich in diesem Milieu weniger Bakterien entwickeln als in hartem Wasser bei einem pH um 8.
unten rechts: Apistogramma allpahuayo
Lange Zeit segelte dieser schöne Zwergbuntbarsch aus dem Einzug des Rio Nanay in Peru unter der Bezeichnung „cf. juruensis“ oder „sp. Black Chin“. Erst die wissenschaftliche Beschreibung der Art im Jahre 2012 machte der Verwirrung ein Ende.
Große Ähnlichkeit besteht zu A. juruensis und A. cacatuoides. Von beiden Arten lassen sich lebende Apistogramma allpahuayo (der Artname bezieht sich auf den Typusfundort, kleine Bäche, die in die Quebrada Allpahuayo im Reserva Nacional Allpahuayo Mishana münden) durch die pechschwarze Kinnpartie unterscheiden, die nur in ganz wenigen Stimmungslagen manchmal nicht gut zu erkennen ist.
Es sind sehr schöne, pflegeleichte Zwergbuntbarsche. Männchen werden etwa 7 cm, die Weibchen etwa 4 cm lang. Man sollte ihnen, wie allen Apistogramma-Arten, möglichst keimarmes Wasser, Sandboden und strukturreich eingerichtete Aquarien bieten. In der Natur besteht ein großer Teil der Nahrung von Apistogramma-Arten aus zerfallenden Pflanzenteilen (totem Laub etc.), wobei die Fische nicht die Pflanzen verdauen (das können sie nicht), sondern die zahlreichen Mikroorganismen, die in dem „Kompost“ leben. Im Aquarium muss man darum aufpassen, nicht zu fett zu füttern, das Verdauuungssystem dieser Fische ist auf ballststoffreiche Kost eingerichtet. Falsche Fütterung (z.B. zu viel Wurmfutter) macht Apistogramma unweigerlich krank.
Apistogramma allpahuayo ist ein Schwarzwasserbewohner und zeigt dem entsprechend in weichem, sauren Wasser die schönsten Farben. Die Temperatur kann zwischen 24 und 28°C liegen.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH