Raritäten & Neuimporte im Fokus 373

Raritäten & Neuimporte im Fokus 373

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Aequidens superomaculatum
Erstmals hat Aquarium Glaser einen wunderschönen Aequidens aus Venezuela importieren können, bei dem es sich wahrscheinlich um den erst vor wenigen Jahren – 2015 – wissenschaftlich beschriebenen Ae. superomaculatum handelt. Einzigartig in der Gattung und auch namensgebend (superomaculatum = mit oberhalb befindlichem Fleck) ist die Kombination aus durchgehendem Seitenstreifen und weit darüber positioniertem Seitenfleck. Bei den anderen Aequidens-Arten ist der Seitenstreifen entweder unterbrochen oder/und der Seitenfleck liegt inmitten des Längsbandes. Allerdings weichen diese Neuimporte insofern von den Erstbeschreibungsexemplaren ab, als dass sie zwei Seitenflecken besitzen: den namensgebenden unterhalb der Rückenflosse und zusätzlich einen innerhalb des Längsbandes. Dadurch zeigen sie eine auffallende Ähnlichkeit mit dem unseres Wissens (Aquarium Glaser) nach noch wissenschaftlich unbeschriebenen Ae. sp. „Jenaro Herrera“ aus Peru, der bei der Ortschaft Jenaro Herrara am Rio Ucayali gefunden wurde. Zwischen den Vorkommen der beiden Aequidens liegen gut 500 km Luftlinie. Auch Ae. diadema aus dem Rio Negro in Venezuela ist sehr ähnlich und passt zudem geografisch. Es ist sicher noch einige Forschungsarbeit nötig, bis man sich wegen des Namens dieses Buntbarsches sicher sein kann.
Besonders attraktiv wirken die Neuimporte durch die orangefarbenen Markierungen, die einerseits den innerhalb des Längsbandes befindlichen Seitenfleck einrahmen, und andererseits den Rücken zieren. Zum Verhalten der Tiere, die laut Erstbeschreibung ca. 15 cm lang werden können (das größte den Beschreibern vorliegende Exemplar hatte eine Länge von 133,8 mm ohne Schwanzflosse) können sie noch nicht viel sagen, aber sie zeigen sich bei Glaser – typisch Aequidens – zurückhaltend und etwas scheu. Nach Uwe Werner, der Aequidens superomaculatum schon einmal privat mitbringen konnte, handelt es sich um einen larvophilen Maulbrüter, d.h. die Fische laichen nach Art eines Offenbrüters auf einem festen Gegenstand als Haftlaicher ab und nehmen die geschlüpften Larven zur weiteren Betreuung ins Maul.

oben rechts: Rineloricaria lanceolata „Red Dun“

Erstmals kann Aquarium Glaser die Zuchtform „RoterFalbe“ (englisch: RedDun) des Schokoladen-Hexenwelses anbieten. Diese neue Zuchtform geht auf ein Wildfang-Männchen von Rineloricarialanceolata zurück, das sie im November 2015 aus Paraguay importieren konnten. Sie gaben es, zusammen mit einigen normalen Weibchen des gleichen Imports, an ihren Züchter Kurt Jülich. Sie hofften, Kurt könne daraus einen attraktiven neuen Stamm züchten.Kurt konnte, es dauerte aber seine Zeit. Wie er schon vorher geahnt hatte, brauchte es vier Generationen, um einen erbfesten, roten Stamm zu erhalten. Diese F4 können sie jetzt anbieten.Kurt schlug die Bezeichnung „Roter Falbe“ vor, um den neuen Stamm auch sprachlich eindeutig von den bereits vorhandenen Stämmen Roter Hexenwelse zu unterscheiden. Als Falben bezeichnet man ein Pferd von heller Fellgrundfarbe, dunklem Langhaar (Mähne, Schweif) und weiteren dunklen Abzeichen. Denn im Gegensatz zu anderen Roten Hexenwelsen sind beim „Roten Falben“ oft noch Abzeichen in dunklerem Rot auf dem Körper vorhanden, genau wie beim Ur-Uropa.Der „Rote Falbe“ wird sicher wegen seiner schönen Färbung viele Freunde finden. Sehr besonders ist die Tatsache, dass hier die Entstehung einer neuen Zuchtform von Anfang an dokumentiert ist.

unten links: Erythrinus sp. Orinoko

Eigentlich sind die Raubsalmler der Gattung Erythrinus leicht zu bestimmen, denn aus wissenschaftlicher Sicht sind nur zwei Arten akzeptiert: E. erythrinus, die praktisch die gesamten Tropen und Teile der Subtropen Süd- und Mittelamerikas besiedelt und E. kessleri, ein Endemit (kommt also nur dort vor) aus dem Bundesstaat Bahia in Brasilien. Doch aus unterschiedlichen Regionen importierte Erythrinus sehen sehr verschieden aus. Glaser bezeichnet die am häufigsten importierte, sehr farbenprächtige Form aus Peru als Erythrinus erythrinus (ohne dass dies wissenschaftlich abgesichert wäre). Aus Venezuela hat Aquarium Glaser jetzt erstmals Erythrinus erhalten, die farblich völlig von den Peruanern abweichen. Auch untereinander sehen diese Fische sehr verschieden aus, sie vermuten hinter den unterschiedlichen Farbkleidern Männchen und Weibchen. Sie gehen davon aus, dass diese Fische, wie alle Erythrinus, 20-25 cm lang werden. Es sind typische Raubfische. Auch der Pfleger sollte auf seine Finger achten, denn die sprunggewandten Tiere beißen gerne herzhaft zu und das blutet ordentlich!


unten rechts: Apistogramma sp. Wilhelmi

Vor über 20 Jahren (1999) brachte Mario Wilhelm von einer Expedition nach Brasilien erstmals diesen wunderschönen Zwergcichliden vom RioAbacaxis mit. Ein alternativer Name zu Apistogramma sp Wilhelmi ist darum auch A. sp. Abacaxis. Dieser Fluss, ein bekanntes Revier für Diskusfische, gehört zum Einzug des Rio Madeira. Wissenschaftlich beschrieben ist A. sp. Wilhelmi noch nicht, es gibt folglich auch keinen wissenschaftlichen Namen für die Art.Apistogramma sp Wilhelmi gehört, zusammen mit den zahlreichen Varianten von A. agassizii, A. gephyra und A. pulchra in den engeren Verwandtschaftskreis von A. agassizii. Von den übrigen Arten dieses Komplexes unterscheidet sich A. sp.Wilhelmi u.a. durch das wesentlich breitere Längsband und einen einzigartigen Sexualdichromatismus: die Männchen A. sp. Wilhelmi haben einen violetten Kinnfleck.Leider ist A. sp. Wilhelmi etwas scheu und braucht darum Zeit, um sich einzugewöhnen und die volle Farbenpracht zu entwickeln. Dann aber entschädigt er die Geduld des Pflegers mehr als reichlich. Für die Pflege der Fische gelten die üblichen Apistogramma-Regeln: keimarmes Wasser, sekundäre Pflanzenstoffe (Totlaub, Torf, Erlenzäpfchen), sandiger Boden, abwechslungsreiche Ernährung. Mit so gepflegten Tieren sind keine nennenswerte Probleme zu erwarten.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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