Raritäten & Neuimporte im Fokus 450

Raritäten & Neuimporte im Fokus 450

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Raritäten und Neuimporte 450
Raritäten und Neuimporte 450

Oryzias pectoralis Vietnam
Die Wildformen der gegenwärtig so besonders beliebten Medaka (Oryzias) kommen im Kielwasser der Importe der Zuchtformen dieser Tiere ebenfalls ab und zu im Handel auf, während sie vorher ausgesprochene Spezialistenfische waren. Die Gattung Oryzias – neben dem japanischen Populärnamen „Medaka“ werden sie auch als Reiskärpflinge bezeichnet – umfasst aktuell 34 anerkannte Arten. Zu den immer noch mysteriösen Arten unter ihnen gehört Oryzias pectoralis, der 1998 wissenschaftlich beschrieben wurde. Der Beschreiber, Tyson Roberts, schildert die Entdeckungsgeschichte der Art folgendermaßen: „Die Typenserie stammt von einem jungen Mädchen, das ein oder zwei Kilometer südlich der Stadt Laksao mit einem kleinen Korb am Straßenrand spazieren ging, der hauptsächlich mit Mollusken, aber auch mit Wasserinsekten, Garnelen und Fischen gefüllt war, die sie in einem nahegelegenen Reisfeld gefangen hatte; daher sind die Exemplare nur in gutem Zustand. (Anmerkung FS: das soll ganz sicher heißen: nur in mäßig gutem Zustand). Abgesehen von der Typenserie hat Glaser ein etwas größeres Exemplar mit einigen viel kleineren Exemplaren gesehen, die alle einen schwarzen Fleck auf dem Brustflossenansatz aufwiesen (dieses Exemplar wurde in der Nähe von Laksao während der Bewertung der Auswirkungen auf die Gewässer durch Berater der Team Consulting Co. und der Nam Theun 2 Project Development Group gesammelt). Der Fleck ist also sowohl für recht kleine Jungtiere als auch für ausgewachsene Tiere beider Geschlechter charakteristisch.“ (Übersetzung FS). Da das einzige sichere Unterscheidungsmerkmal, das Roberts gegenüber anderen Oryzias-Arten angab, der schwarze Fleck am Ansatz der Brustflosse ist, wurde die Gültigkeit von O. pectoralis schon häufig in Frage gestellt. Die gezeigten Tiere stammen aus Vietnam, haben aber allesamt den berühmten schwarzen Fleck. Leider sind es nur verhältnismäßig wenige Tiere (ca. 50 Exemplare). Sehr interessant ist, dass es im Schwarm Tiere mit leuchtend blauem und kupferrotem Augenrig gibt. Dieses Merkmal ist offenbar nicht geschlechtsspezifisch. Vielleicht gelangen diese Oryzias ja in die Hände von Liebhabern, die durch langfristige Zucht herausfinden, welche Erbregeln hinter den verschiedenfarbigen Augen stehen. Die Pflege und Zucht dieser kleinen, nur maximal 3 cm langen Art, sind einfach, es handelt sich um völlig friedliche Fische ohne spezielle Anforderungen an die Wasserzusammensetzung, jedes passende, ausreichend kleine Zierfischfutter wird willig angenommen. Die Wassertemperatur kann sich im Bereich von 22-28°C bewegen, etwas mehr oder weniger schaden auch nicht.

Melanotaenia rubrostriata
Bereits 1886 wurde diese Art der Regenbogenfische von Papua-Neuguinea wissenschaftlich beschrieben. Aber erst rund 100 Jahre später gelangten die ersten Exemplare in Aquarien außerhalb von Australien, obwohl gerade Melanotaenia rubrostriata zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Arten im südlichen Teil der Insel gehört. Wie bei Regenbogenfischen mit weiter Verbreitung üblich, gibt es zahlreiche Fundortvarianten. Da diese Tiere langsam wachsen und Jungtiere unscheinbar silbrig sind, ist diese Art im Hobby nur selten anzutreffen. Die erwachsenen Exemplare sind Nachzuchten aus Indonesien Lange Zeit wurde M. rubrostriata als Unterart der australischen Art M. splendida gesehen, also als Melanotaenia splendida rubrostriata bezeichnet. Gegenwärtig ist in der Ichthyologie das Modell der Unterarten unüblich geworden. Das Argument ist: entweder unterscheiden sich zwei vergleichend untersuchte Populationen so sehr, dass man sie gegeneinander angrenzen kann; dann sind es verschiedene Arten. Oder sie unterscheiden sich nicht ausreichend; dann gehören sie zur gleichen Art. In diesem speziellen Fall unterscheidet sich M. rubrostriata genetisch so deutlich von den australischen Formen, dass sie als vollwertige Art gehandhabt wird. Mit rund 16 cm maximaler Gesamtlänge – Weibchen bleiben generell etwas kleiner – gehört M. rubrostriata zu den größer werdenden Arten, aber meist werden sie nur höchstens 12 cm lang. Alte Männchen sind ausgesprochen hochrückig. Farbliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind oft nur wenig ausgeprägt, am besten schaut man auf die zweite Rückenflosse, die bei den Weibchen deutlich farbloser als bei den Männchen ist. Wie alle Regenbogenfische laicht auch diese Art in feinfiedrigen Pflanzen etc. ab, Brutpflege betreiben die Tiere nicht. In den meisten Biotopen von M. rubrostriata ist das Wasser leicht sauer oder neutral, die Temperatur liegt zwischen 24 und 30°C. Grundsätzlich gelten die Fische als sehr anpassungsfähig und als gut für die Aquarienpflege geeignet.

Danio choprae ( = Danio choprai)
Aus Flüssen und Bächen Myanmars gelangt der Rubin- oder auch Glühlicht-Bärbling genannte Danio choprae zu uns. Mit einer Länge von 4 cm sind sie bereits ausgewachsen. Auch bei ihnen steigt die Wirkung auf den Beobachter – wie bei vielen Schwarmfischen – mit der Schwarmgröße an. Eine Gruppe von 30 Tieren, die lebhaft durchs Aquarium streifen, beeindruckt einfach. Glühlicht-Bärblinge sind in neutralem, mittelharten Wasser gut zu halten und auch zu züchten. An die Ernährung stellen sie keine besonderen Anforderungen, mit handelsüblichem Flockenfutter sind sie ausreichend versorgt, eine gewisse Abwechslung sollte auch aber ihnen gegönnt sein. Aufgrund ihrer geringen Größe lassen sie sich bereits in Aquarien ab 60cm Länge pflegen. Sie können problemlos mit anderen Fischen vergesellschaftet werden und stellen eine schöne Alternative zu den häufig gehaltenen Zebrabärblingen dar. Im Biotop von D. choprae kann es zu bestimmten Jahreszeiten recht kühl werden. Es ist darum sinnvoll, diese Art zeitweise ohne Zusatzheizung zu pflegen, Raumtemperatur (ca. 18-20°C) sind völlig ausreichend. Im Sommer und zur Zucht kann die Temperatur auch 26-28°C betragen. Verwirrung gibt es um die richtige Schreibweise des Artnamens. In der wissenschaftlichen Beschreibung (Hora, 1928), wird die Schreibweise „choprae“ verwendet. Der Name ehrt einen Mann, Bashambhar Nath Chopra (1898-1966), einen indischen Zoologen. Grammatikalisch richtig hätte die lateinische Endung im Genetiv für einen Mann -i sein müssen, während -ae der Genetiv femininum ist. Darum änderten später Menschen mit bessern Lateinkenntnissen den Namen in choprai um. Heute geht man eher davon aus, dass ohnehin kaum noch jemand Latein kann und dass darum grundsätzlich besser die in der Originalarbeit verwendete Schreibweise verwendet werden sollte, also choprae.


Siganus iocatus – Süßwasser-Kaninchenfisch
Die Kaninchenfische der Gattung Siganus sind Meerwasseraquarianern gut bekannt. Es sind schöne Tiere, die meist 15-30 cm lang werden und vorwiegend pflanzliche Kost zu sich nehmen. Bislang war keine Süßwasser-Art der Gattung bekannt, lediglich Siganus vermicularis ist regelmäßig als Jungfisch im Brackwasser von Flussmündungen anzutreffen. Jetzt konnte Glaser aus dem einzigen Süßwasser-See auf den Osterinseln im pazifischen Ozean – dem Hasen-See – erstmals eine Kaninchenfischart importieren, die sich dort offenbar aufgrund der geografischen Isolation vollständig an das Leben im Süßwasser angepasst hat. Die Art wurde kürzlich als Siganus iocatus wissenschaftlich beschrieben. Glasers, rund 15 cm langen Exemplare sind bereits geschlechtsreif und haben bei Aquarium Glaser sogar gelaicht. Interessanterweise waren die Eier bunt, es gab rote, gelbe, blaue und grüne Eier, einige hatten sogar Tupfen und Kringel.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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