Raritäten & Neuimporte im Fokus 92

Raritäten & Neuimporte im Fokus 92

Die Aquaristik enthält unzählige Tierarten, die es zu entdecken gibt. Viele von diesen sind noch unbekannt, wunderschön und nur selten im Handel anzutreffen. Wir stellen euch jede Woche 4 Arten davon in wenigen Worten vor:

 

Quelle: Aquarium Glaser
Quelle: Aquarium Glaser

oben links:  Dermogenys siamensis

Zu den kleinen Naturwundern gehört dieser 4-5 cm lang werdende “Zwerghecht”. Man bezeichnet Dermogenys als “Halbschnabelhechte”, weil ihre obere Maulhälfte nur halb so lang ist wie die untere. Bei Dermogenys ist die obere Schnabelhälfte beweglich. Damit greifen die Tierchen ihre Beute, kleine Fliegen, Blütenpollen etc., die auf die Wasseroberfläche fallen. Am liebsten schwimmen Dermogenys unmittelbar unter der Wassseroberfläche.

Die Tiere sind lebendgebärend und kommen weit verbreitet im Süßwasser Südostasiens vor. Die Männchen sind untereinander so unverträglich, dass sie in ihrer Heimat zu Kampfspielen – ähnlich wie die Kampffische (Betta splendes) – verwendet werden.

oben rechts: Brachyhypopomus brevirostris

Als Aquarienfische sind Messerfische von besonderem Reiz, denn ihr eleganter Schwimmstil, der durch der langen über den Bauch und den Schwanz reichenden Afterflosse entsteht, ist faszinierend anzusehen. Wie Geister gleiten die Tiere vorwärts wie rückwärts durch das Wasser.

Brachyhypopomus brevirostris ist eine Art, die etwa 20-40 cm lang wird, dabei aber nur so dick wie ein Daumen wird. Es handelt sich um einen Vertreter der Familie Hypopomidae. B. brevirostris ist weit in Südamerika verbreitet. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in der Kopfform, Männchen werden zudem größer und bei unverletzten Exemplaren haben sie auch eine kleine Schwanzflosse, die den Weibchen fehlt. Allerdings sind in ihrer Heimat offenbar viele Fische darauf spezialisiert, Messerfischen einen Teil ihres Schwanzes abzubeißen. Als einzige Fische können südamerikanische Messerfische darum den Schwanz inklusive der Wirbelsäule regenerieren.

Untereinander sind Brachyhypopomus angenehm friedlich. Wie alle südamerkanischen Messerfische besitzen auch diese ein schwach elektrisches Organ, das sie ähnlich wie Fledermäuse ihren Ultraschall einsetzen. So können sich südamerikanische Messerfische auch in vollständiger Dunkelheit bewegen, ohne jemals anzustoßen.

unten links: Moema hellneri

Diese Killifische gehören zu den größten bekannten Killifischen überhaupt. Besonders beeindruckend sind die riesigen Brustflossen der Männchen, deren gesamtes Flossenwerk ohnehin so stark vergrößert ist, dass sich mancher Schleierkampffisch oder Schleierguppy armselig dagegen ausnimmt.

Allerdings hat hier nicht die Zuchtwahl des Menschen, sondern die der Natur zu den riesigen Flossen geführt.

Moema sind Bodentaucher, d.h. Männchen und Weibchen tauchen zur Eiablage in den Bodengrund ab. Die Eier überdauern hier das Trockenfallen der Gewässer, das dazu führt, dass diese Fische in der Natur niemals alt werden, bis zur nächsten Regenzeit. Im Aquarium hingegen können die Fische erheblich älter werden. Die Eier brauchen 5-10 Monate, um zu reifen.

Lexikon: Moema: eine Stadt im Brasilien. hellneri: Widmungsname. ortegai: Widmungsname

Moema cf. ortegai = Moema hellneri

Am 24. November 2003 (das exakte Datum ist wichtig!) erschien die wissenschaftliche Beschreibung zweier Killifisch-Arten aus Peru. Wilson J. E. M. Costa beschrieb und benannte darin die beiden Arten Moema hellneri und Moema ortegai. M. hellneri stammt aus dem Einzug des Rio Napo, M. ortegai aus dem Einzug des Madre de Dios. Der Erstbeschreibung waren nur zwei schlechte Bilder konservierter Exemplare beigefügt, die Beschreibung der Arten bezog sich auf äußerlich nicht sichtbare Merkmale, vor allem der Bezahnung und der Kieferknochen.

Am 12. November 2003 erschien in dem Magazin “Freshwater and Marine Aquarium” (Nummer 12 des 26. Jahrgangs) die Beschreibung von Moema quiii (kein Tippfehler!), aus dem Rio Tambopata, der zum Madre de Dios in Peru gehört. Autor der Art M. quiii ist J. H. Huber.

Beide Autoren wussten offenbar nichts voneinander. In der Folgezeit kam einige Verwirrung auf, welcher wissenschaftliche Name den gelegentlich aus Peru importierten Moema zuzuordnen sei. Dazu muss man wissen, dass es bei Importfischen durchaus unüblich ist, einen Fundort mitgeliefert zu bekommen. Bis heute findet man darum viele Berichte über Moema aus Peru mit unzutreffenden Artbezeichungen.

In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass Moema ortegai und Moema quii die gleiche Art sind. In solchen Fällen gilt das Prinzip der Priorität, das bedeutet, dass der ältere Name gültig bleibt.

unten rechts: Nannacara adoketa

1993 beschrieben Kullander & Prada-Pedreros Nannacara adoketa. Der Artname dieser Buntbarsche bezieht sich auf das unerwartete Vorkommen im Rio Negro in Brasilien.

Ausgewachsene Männchen lassen sich leicht von den kleineren Weibchen unterscheiden, die zudem kräftiger gefärbt sind als ihre Geschlechtspartner. Auf die besondere Färbung dieser Zwergbuntbarsche macht der deutsche Name aufmerksam. Für die erfolgreiche Haltung benötigt dieser herrliche Buntbarsch weiches, saueres Wasser und ein Aquarium mit einer Bodenfläche von mindestens 80cm x 30cm.

Das Becken sollte mit vielen Wurzeln und Steinen Versteckmöglichkeiten bieten.

Quelle: Aquarium Glaser

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