Xiphophorus hellerii “Marlboro”

Xiphophorus hellerii “Marlboro”
Xiphophorus hellerii "Marlboro"
Xiphophorus hellerii “Marlboro”

Zuchtformen werden von vielen Aquarianern sehr zu unrecht gering geschätzt. Mitunter ist ihre Pflege und Zucht deutlich anspruchsvoller als die von Wildfischen. Zudem kommt der Erhaltungszucht bei Zuchtformen ein anderer Stellenwert zu als der von Wildfischen. Denn stirbt ein Wildfisch im Hobby aus, so kann man ihn gewöhnlich aus der Natur wieder importieren; eine ausgestorbene Zuchtform ist und bleibt hingegen ausgestorben. Die höhere Empfindlichkeit mancher Zuchtformen ist gewöhnlich darauf zurückzuführen, dass sie auf einzelne Individuen zurückgehen, die durch Mutation ein besonderes Merkmal ausgebildet haben. Dieses Merkmal wird durch strenge Inzucht gefestigt, bis genügend Tiere für eine breite Zuchtbasis zur Verfügung stehen. Der Nachteil der starken Inzucht liegt weniger im gehäuften Auftreten von Erbkrankheiten. Vielmehr ist durch die Inzucht die genetische Vielfalt stark eingeschränkt. Genau das will man ja erreichen, um Farb-, Körper- oder Flossenmerkmale zu festigen, aber dadurch sinkt auch die Anpassungsfähigkeit an widrige Umweltbedingungen und Krankheitserreger. Und darum reagieren gerade neu entwickelte Zuchtformen anfangs noch empfindlich und fordern das ganze Können des Pflegers. Das gilt auch für die neuen, auf weißen Schwertträgern basierenden „Marlboro“, die in der vorderen Körperhälfte weiß, in der hinteren rot sind. Es gibt hiervon auch eine Wagtail/Arnold- Variante – beim Wagtail sind die Flossenhäute ebenfalls schwarz gefärbt, beim Arnold hingegen transparent und nur die Flossenstrahlen schwarz.

Xiphophorus hellerii "Marlboro Wagtail"
Xiphophorus hellerii “Marlboro Wagtail”

Diese Fische sind echte „Hingucker“, kaum jemand würde je behaupten, es seien keine schönen Tiere. Aber noch sind sie teuer und sensibel, eine wirkliche Herausforderung. Die Entstehungsgeschichte der Tiere liegt, wie so oft bei Zuchtformen, ziemlich im Dunkeln. Die Genetik muss erst noch erforscht werden, allerdings haben sich Schwertträger, die auf weißer Grundfarbe gezüchtet werden, zumindest bei meinem reinweißen „Ghost“-Stamm, als erbrein erwiesen. Allerdings kommen alle meine weißen Schwertträger rot auf die Welt, sie „bleichen“ erst beim Heranwachsen aus. Manche bleiben auch rot, das ist dann ein wunderschönes kristallrot, ganz anders als das plakative korallenrot, das man sonst von roten Schwertträgern kennt. Alle weißen Schwertträger (auch die, die rot überfärbt sind) haben eine himmelblaue Iris, daran kann man sie gut identifizieren. Ob „Marlboro“ reinerbig halb-halb gefärbten Nachwuchs bringen, kann ich noch nicht sagen, es gibt die Zuchtform erst seit wenigen Wochen auf dem Markt – Aquarium Glaser hatte sie aus Singapur importiert – und ich habe von den zur weiteren Beobachtung erstandenen Exemplaren noch keine Jungen. Ich bezweifle es aber. Vielmehr ist anzunehmen, dass nur ein geringer Teil des Nachwuchses die schöne Hälftung in der Färbung hat, während die meisten gescheckt sein dürften. Doch wer weiß? Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Sowohl „Marlboro“ als auch „Marlboro Wagtail“ sind jedenfalls wunderschöne Fische und eine echte Bereicherung des Spektrums der Schwertträger/Platy-Farben.

 

Quelle:

Frank Schäfer, Aquaristik Fachmagazin, Ausgabe 227

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