Raritäten & Neuimporte im Fokus 85

Raritäten & Neuimporte im Fokus 85

Die Aquaristik enthält unzählige Tierarten, die es zu entdecken gibt. Viele von diesen sind noch unbekannt, wunderschön und nur selten im Handel anzutreffen. Wir stellen euch jede Woche 4 Arten davon in wenigen Worten vor:

 

Bild: Aquarium Glaser
Bild: Aquarium Glaser

 

oben links: Kryptopterus geminus

Die Glaswelse der Gattung Kryptopterus sind eng mit dem Waller (Silurus glanis) verwandt. Im Gegensatz zu diesem Riesenfisch, der gut und gerne 2 m Länge erreichen kann, bleiben die Kryptopterus-Arten klein. Die allergrößte Art, K. cheveyi aus dem Mekong-Becken, wird etwa 35 cm lang.

Diese Art wird allerdings nicht als Aquarienfisch importiert. Die Artenvielfalt bei den Glaswelsen wird gerade erst entdeckt. Von den aktuell 19 bekannten Arten der Gattung wurden 7 erst nach der Jahrtausendwende beschrieben, darunter der einzige immer im Zoofachhandel erhältliche “Indische Glaswels” (Kryptopterus vitreolus), der nur 6-8 cm lang wird und über 80 Jahre lang falsch identifiziert wurde (als K. bicirrhis oder K. minor).

Auch Kryptopterus geminus wurde erst im Jahr 2003 als eigenständige Art erkannt. Davor hielt man sie für K. cryptopterus. Der letztere kommt nach gegenwärtigem Wissensstand aber nur auf der malaiischen Halbinsel und in Indonesien vor, während K. geminus aus den großen Flüssen Südostasiens stammt: dem Mekong, dem Mae Khlong, dem Bang Pakong und dem Chao Phraya. K. geminus ist im Vergleich zu K. vitreolus viel walzenförmiger und hat einen starken blausilbernen Glanz auf den Flanken. K. geminus erreicht eine Länge von 15-20 cm, eignet sich also hervorragend für etwas größere Aquarien.

Lexikon: Kryptopterus: bedeutet “mit verborgener Flosse”, was sich auf die winzige Rückenflosse bezieht. geminus: bedeutet “Zwilling”, bezieht sich auf die große Ähnlichkeit zu K. cryptopterus.

oben rechts: Lepidocephalichthys guntea

Es gibt keine zweite Schmerlenart, die sich derart gut für die Pfege im Aquarium eignet, wie Lepidocephalichthys guntea. Diese normalerweise 6-8, in seltenen Ausnahmefällen bis 15 cm lange Schmerle hat ein riesiges Verbreitungsgebiet in Nordindien und den angrenzenden Staaten. Hier lebt sie unter oft sehr ungünstigen Bedingungen, die sie nur dank ihrer Hilfsatmung überstehen kann.

Im Aquarium sind die Tiere vollkommen friedlich, sowohl untereinander wie auch gegen artfremde Fische. Pflanzen werden nicht beschädigt, sollten aber gut verwurzelt sein, denn selbstverständlich wühlen die Schmerlen etwas. Die Wassertemperatur sollte die Bandbreite von Temperaturen in der Natur haben, die Wasserzusammensetzung (Härte pH etc.) sind ebenfalls von untergeordneter Bedeutung.

Jedes zum Trinken geeignete Wasser eignet sich auch zur Pflege von L. guntea. Die Geschlechter unterscheidet man am besten in der Draufsicht. Die Männchen wirken im Vergleich zu den Weibchen regelrecht verhungert und haben verhältnismäßig größere Brustflossen. Die Färbung der Pantherschmerle, wie man Lepidocephalichthys guntea gut bezeichnen könnte, ist sehr variabel, was auch zu einer Reihe von Synonymen führte. Die Färbung ist aber nicht geschlechts- oder populationsspezifisch und variiert auch stimmungsabhängig.

Berichte über eine gezielte Nachzucht der Pantherschmerle liegen nicht vor, sie dürfte aber nicht sonderlich schwierig sein. Für Zuchtversuche empfiehlt sich die Simulation einer Regenzeit, also sehr großzügige Wasserwechsel mit kühlem (18°C), möglichst weichem Wasser über mehrere Tage nach einer vorhergehenden simulierten Trockenzeit ohne Wasserwechsel über einige Wochen bei hohen Temperaturen. Alles in allem: was der Marmorierte Panzerwels (Corydoras paleatus) für das Gesellschaftsaquarium südamerikanischen Gepräges ist, ist die Pantherschmerle (Lepidocephalichthys guntea) für das Asien-Gesellschaftsaquarium: ein völlig unproblematischer Bodenfisch und zuverlässiger Restevertilger.

Lexikon: Lepidocephalichthys: bedeutet “Fisch wie ein Lepidocephalus”; Lepidocephalus ist eine andere Schmerlengattung. guntea: von der in Bengalen üblichen Populärbezeichnung abgeleitet.

unten links: Crenicichla zebrina

Gibt es heute noch so etwas wie Traumfische? Bestimmt gehört Crenicichla zebrina aus Venezuela zu den heißesten Kandidaten! Bislang sind äußerlich erkennbare Geschlechtsunterschiede für diese Art unbekannt.

Dieser Hechtbuntbarsch wurde erst im Jahr 2002 entdeckt und 2008 wissenschaftlich beschrieben. Er stammt aus dem unteren Ventuari, dem größten Zufluss des oberen Orinoko in Venezula. Es handelt sich beim Ventuari um einen Klarwasserfluss. Obwohl der Ventuari relativ gut besammelt ist, gelang es den Erstbeschreibern dieses einzigartigen Fisches nicht, mehr als zwei Exemplare von C. zebrina für die wissenschaftliche Bearbeitung aufzutreiben.

Obwohl sowohl in der Erstbeschreibung wie auch im Internet bislang ausschließlich Fotos von konservierten oder sterbenden Tieren veröffentlicht wurden (die Fotos, die hier gezeigt werden, sind die einzigen bislang existierenden Bilder, die die Normalfärbung der Art zeigen) ahnte man es müssen wunderschöne Tiere sein.

Am 16. März 2011 landeten die ersten sechs Exemplare wohlbehalten in Frankfurt. Es sind herrliche Tiere von ca. 15 bis ca. 30 cm Länge, deren Anblick für alle Mühen und Rückschläge mehr als reichlich entlohnt haben.

Lexikon: Crenicichla: altgriechisch, bedeutet “Cichla mit Kamm”; Cichla ist eine andere Buntbarschgattung. zebrina: latinisiert nach dem Zebra, bezieht sich auf die Streifenzeichnung.

unten rechts: Rasbosoma spilocerca

Dieser Zwergbärbling, wird nur etwa 3 cm lang. Beschrieben wurde die Art als Rasbora spilocerca, doch steht sie heute in der monotypischen (also nur diese eine Art umfassenden) Gattung Rasbosoma. Das Verbreitungsgebiet der niedlichen Fische, die vor ihrer Erstbeschreibung 1987 stets für Jungfische der Art Rasbora trilineata (Scherenschwanz-Bärbling) gehalten wurden, liegt im Einzug des unteren Mekong von Laos, Thailand und Kambodscha.

Rasbosoma spilocerca ist ideal für Nano-Aquarien geeignet. Die Art ist völlig anspruchslos, was die Wasserzusammensetzung (Härte, pH) angeht und kann problemlos in jedem Leitungswasser gepflegt und auch gezüchtet werden (Idealwerte für die Zucht: pH 7, GH 4° dH).

Quelle: Aquarium Glaser GmbH

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