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3-D Rückwand einer Uferlandschaftsunterwasser-Nachbildung

3-D Rückwand einer Uferlandschaftsunterwasser-Nachbildung

In den Fachgeschäften gibt es von den verschiedensten Herstellern sogenannte 3-D Rückwände die in den verschiedensten Dekoren, angefangen von Steinfelswänden bis hin zu Baumstammnachbildungen mit ausgewaschenem Bodengrund als Uferlandschaftsimitat erhältlich sind. Solche Rückwände sind aber zum einen oftmals nur in den gängigen Aquariengrößen lieferbar und zum anderen nicht gerade günstig.
In diesem Artikel möchte ich zeigen wie sich auf kostengünstige Weise ein Diskus Schaubecken mit einer schönen Uferlandschaftsunterwasser-Nachbildung als Aquarium-Rückwand im Selbstbau einrichten lässt. Dazu kommt die Integration eines sogenannten „Hamburger Mattenfilters“ als Eck-Variante.

Diskusfische leben in ihren Naturbiotopen in wenig ansehnlicher Unterwasserumgebung. Die Äste überfluteter Büsche und Bäume dienen als Versteck- und Ablaichplatz, das Wasser ist von Schwebestoffen durchsetzt und Teefarben, der Bodengrund ist sandig und mit Laub und abgestorbener Vegetation bedeckt. In unmittelbarer Ufernähe zeigt sich ausgewaschener Bodengrund mit ins Wasser ragendes Wurzelwerk oder totes Holz.
Dies 1:1 zu imitieren wäre sicherlich kein schöner Anblick in einem Schaubecken, daher ist es notwendig Kompromisse einzugehen und sich dem Naturbiotop zu nähern, ohne dabei die Bedürfnisse der zu pflegenden Beckenbewohner außer acht zu lassen.
In der Praxis bedeutet dies, dass die Rückwand als Unterwasseruferlandschaft gestaltet sein kann, der Bodengrund aus feinem Sand – mit Laub und Morkienwurzeln dekoriert – bestehen könnte und nur wenige Pflanzen von Nöten sind.

Das Aquarium ist zwei Wochen eingelaufen und die Fische ziehen ihre Runden in dem neuen Becken. Katzenbaby „Smokey“ findet Fische toll und beobachtet in seiner Freizeit am liebsten das Aquarium. Foto: © Michael J. Schönefeld
Das Aquarium ist zwei Wochen eingelaufen und die Fische ziehen ihre Runden in dem neuen Becken. Katzenbaby „Smokey“ findet Fische toll und beobachtet in seiner Freizeit am liebsten das Aquarium.
Foto: © Michael J. Schönefeld

Das hier beschriebene Becken hat eine Größe von 125 x 60 x 60 cm, also rund 450 Liter Wasservolumen. Die linke Seitenwand und die Rückwand sollen eine Uferlandschaft imitieren, die linke hintere Ecke des Beckens wird für den Filter benötigt.

Als Gerüst dienen 1 cm starke Styroporplatten die auf die passende Größe zugeschnitten werden. Mit Feuer werden Vertiefungen in das Styropor geschmolzen, um räumliche Tiefe zu gewinnen werden mit Silikon verschieden große Styroporstücke aufgeklebt. Ausgesuchte kleinere Morkienwurzeln werden ebenfalls mit Silikon auf das Styropor geklebt. Dazu gehört eine gewisse Phantasie wie das Ganze später aussehen kann, um eine möglichst realistische Nachbildung zu erhalten. Wenn das Silikon nach 24 Stunden gut ausgetrocknet ist kann die Gestaltung mit Aquarien-Zement beginnen.
Der Zement wird mit Wasser angerührt. Wer möchte kann noch grobe Torffasern und Sand unterrühren, wobei dies nicht zu viel sein darf da sonst die Klebkraft des Zements nicht gewährleistet werden kann. Nun wird der Zement ca. 1 cm dick auf das Styroporgerüst aufgetragen und modelliert. Spitze Kanten und Ecken sollten hierbei vermieden werden und eher rundlich geformt erscheinen. Dies geschieht mit Hilfe eines feuchten Schwamms.
Der Zement muss mindestens 48 Stunden trocknen, dann kann die Rückwand ins Aquarium eingeklebt werden. Das Seitenteil wird linksbündig eingeklebt so dass rechts noch Platz für den Mattenfilter ist. Die Rückwand wird rechtsbündig eingeklebt, so dass in der linken hinteren Ecke des Beckens nun ein freier Platz mit einem Radius von ca. 35 cm entsteht.
Wenn das Silikon ausgehärtet ist kann das Becken aufgestellt und mit Wasser befüllt werden. Nach 48 Stunden wird das gesamte Wasser abgelassen. Eventuell vorhandene Härtebildner des Zements sind nun gelöst und die Rückwand gibt keinerlei Schadstoffe mehr ans Wasser ab. Die Materialkosten für die Rückwand betragen zwischen 30,- und 40,- EUR. Dies ist natürlich abhängig davon welche Wurzelteile in die Rückwand eingefügt werden.


Nun geht es an den „Einbau“ des „Hamburger Mattenfilters“.
Dieses Filtersystem ist ein effektiver, wartungsarmer und biologisch arbeitender Filter für Süßwasseraquarien, der die mikrobiologischen Vorgänge im Aquarium positiv unterstützt und als Endprodukt Nitrat freisetzt. Bereits in den 60iger Jahren wurde dieses Filtersystem von verschiedenen Aquarianern in Deutschland angewandt, vor allem im Großraum Hamburg, daher wohl auch der Name „Hamburger Mattenfilter“. Allerdings wurde erst Mitte der 90iger Jahre erstmalig ausführlich über diesen Filter und dessen Aufbau geschrieben. Dipl.-Ing. Olaf Deters tat dies mit Hilfe des Mediums Internet. Seitdem ist der Hamburger Mattenfilter weit verbreitet, vor allem bei Züchtern. Der „HM“ besteht aus einer Filterschaumstoffmatte welche mit einer bestimmten Anströmgeschwindigkeit durchflossen wird. Der Antrieb kann mit Lufthebern oder Kreiselpumpen erfolgen. Wichtig ist die richtige Dimensionierung der Filterleistung. Eine Beckenumwälzung von 1,5 Mal pro Stunde ist als optimal anzusehen. Die in unserem Fall verwendete Kreiselpumpe hat eine Leistung von 600 Liter/h. Die Filtermattenstärke muss mindestens 5 cm betragen, aber auch 7,5 cm oder sogar 10 cm sind möglich. Wobei hier die Dicke der Matte in erster Linie nur für die Stabilität, d.h. dem Standvermögen, verantwortlich ist, da der effektive Abbauprozess hauptsächlich in den ersten zwei bis drei Zentimetern des Filterschaumstoffs abläuft. Gerhard Rahn (bekannter Diskuszüchter und Autor) rät zwei Filtermatten hintereinander zu verwenden, um bei einer anstehenden Reinigung der Filtermatte noch eine komplett mit Filterbakterien besiedelte Matte in Betrieb zu haben und somit weniger wertvolle Filterbakterien verloren gehen. Diesen Rat haben wir umgesetzt und einen Filterschaumstoff grobporig in der Stärke 2,5 cm und einen Schaumstoff feinporig in 5 cm Stärke eingesetzt. Somit kann bei einer anstehenden Reinigung immer eine Matte ungereinigt und voller nützlicher Filterbakterien im Aquarium verbleiben. Die Reinigungsintervalle bei einem „HM“ sind ungewöhnlich lange. Am Boden hinter der Schaumstoffmatte setzt sich mit der Zeit eine dicke Mulmschicht ab, welche nicht abgesaugt werden soll. Lediglich beim Wasserwechsel kann von Zeit zu Zeit die Frontseite der Filtermatte mit dem Schlauch abgesaugt werden. In dem freien Bereich hinter den Filtermatten wird auch der Heizstab platziert und ist somit im Aquarium unsichtbar. Bei dieser „HM“ Eck-Variante soll die Durchströmung des Aquariums diagonal erfolgen. Im oberen Drittel der blauen Schaumstoffmatten wird mittig ein kleiner Kreuzschlitz gemacht, durch welchen der Filterauslauf gesteckt wird. Eine leichte Bewegung der Oberfläche ist wünschenswert um die Bildung einer Kahmhaut zu vermeiden.

Der Hamburger Mattenfilter als attraktive Eck-Variante, die Seiten der Schaumstoffmatten werden von der linken Seitenwand und von der Rückwand gehalten. Wichtig ist dass die Schaumstoffmatten gut mit dem Aquariumboden abschließen und auch links und rechts an den „Haltewänden“ gut anliegen. Die blaue Farbe des Filterschaumstoffs ändert sich durch natürliche Filterprozesse im Aquarium in den nächsten Wochen zu anthrazitgrün bis graubraun und fällt somit nicht mehr störend ins Auge. Foto: © Michael J. Schönefeld
Der Hamburger Mattenfilter als attraktive Eck-Variante, die Seiten der Schaumstoffmatten werden von der linken Seitenwand und von der Rückwand gehalten. Wichtig ist dass die Schaumstoffmatten gut mit dem Aquariumboden abschließen und auch links und rechts an den „Haltewänden“ gut anliegen. Die blaue Farbe des Filterschaumstoffs ändert sich durch natürliche Filterprozesse im Aquarium in den nächsten Wochen zu anthrazitgrün bis graubraun und fällt somit nicht mehr störend ins Auge.
Foto: © Michael J. Schönefeld

Als Bepflanzung für unser Schaubecken haben wir verschiedene Echinodorus Sorten ausgewählt. Die Pflanzen werden von der Steinwolle befreit, die Wurzeln gestutzt und abgefaultes Gewebe entfernt. Nährstoffsubstrate können nun unter den Bodengrund gemischt werden und das Becken wird befüllt. Anschließend werden die Pflanzen eingepflanzt. Wichtig ist hierbei eine möglichst große Bodenfläche frei zu halten, damit die Diskusfische am Boden nach Futter suchen können und auch um genügend freien Schwimmraum zu schaffen. Gerade in feinem Sand pusten Diskusbuntbarsche gerne um ihr Futter aufzunehmen. Ein bis zwei Morkienwurzeln werden dekorativ auf den Sand gestellt. Diese dienen nicht nur zu Dekozwecken, sondern auch als Revierabgrenzung, als Ablaichsubstrat oder verschiedenen Wels Arten als Futter. Einige Seemandelbaumblätter werden auf den Bodengrund gelegt und auch zwischen die beiden Filtermatten von oben rein gesteckt, so dass die Blätter von der Wasseroberfläche ins Wasser ragen. Das bietet den Fischen schattigen Unterstellschutz und sieht gut aus. Unmittelbar vor den „HM“ haben wir zwei Echinodoren (E. „Altlandsberg“ und E. „Regine Hildebrandtt“) in ein selbst getöpfertes Pflanzgefäß gepflanzt, welches wie Baumwurzelwerk aussieht. Dies hat den Vorteil dass man bei Reinigungsarbeiten das Gefäß einfach aus dem Aquarium nehmen kann ohne die Wurzeln der Pflanzen zu zerstören. Auch die Umplatzierung einer getopften Pflanze die aufgrund ungünstiger Lichtverhältnisse schlecht wächst ist ein leichtes.
Wenn das Becken ca. zwei Wochen ohne Fischbesatz eingelaufen ist können die Fische in das Becken eingesetzt werden.

Text u. Fotos: © Michael J. Schönefeld

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