Bildungsurlaub der besonderen Art – Wenn Fischverrückte und Reptilienverliebte reisen

Bildungsurlaub der besonderen Art – Wenn Fischverrückte und Reptilienverliebte reisen
Foto: FLH
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Bildungsurlaub der besonderen Art

Mittägliche Tropenhitze im Dschungel Vietnams, 36 Grad Celsius im Schatten, Luftfeuchtigkeit 65 Prozent. Unter den Rucksäcken trieft der Schweiß. Aus den Rucksäcken ragen Fischkescher, kleine und große. Wie Pilger bahnen sie sich langsamen Schrittes, schweigend den schmalen Fußweg hinauf zu den Ba Ho Wasserfällen nördlich der Küstenstadt Nha Trang. Was für eine eigenartige Truppe ist das denn?

Es sind Fischverrückte. Es sind Reptilienverliebte. Es sind Zoofachhändler! Sie sind auf dem Weg in tropische Ökosysteme Indochinas, unterwegs mit der Mission, Grundeln, Schmerlen und Co. in ihren natürlichen Süßwasserhabitaten kleiner tropischer Fließgewässer zu erkunden. Und nicht nur diese. Auch Korallenfische, draußen vor der Küste Vietnams in der südchinesischen See, wollen sie sehen und Reptilien und Wirbellose, wie Vogelspinnen und Hundertfüßler, noch tiefer drin im Dschungel. Sie sind auf den Spuren der Tiere, die sie halten und verkaufen, in den Aquarien und Terrarien ihrer Zoofachgeschäfte irgendwo in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Sie haben sich Zeit genommen für diese Bildungsreise der besonderen Art.

Es ist Neugierde und ein gerüttelt Maß echter Tierverrücktheit. Ein Wissensdurst, der danach fragt, wie ein Wildtier in eigener Obhut – und stamme es hierzulande auch längst aus Nachzuchten – in den Habitaten seiner Heimat lebt. Sie reisen, um zu verstehen, wie diese Tiere, in Aquarien und Terrarien in Wohnzimmern, Büros und Hobbykellern optimal artgerecht zu pflegen und zu versorgen sind.

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Gucken, messen, dokumentieren, fotografieren 

Unterhalb der Wasserfälle angekommen, legen sie erleichtert ihre Lasten am Ufer ab, tragen Insektenschutz auf, wechseln von den Shorts und Sandalen der Dschungelläufer in die Shorties und Füßlinge der Schnorchler, rüsten Tauchermaske, Atemrohr und mitgebrachte Kescher und verschwinden geschäftig in den Gumpen des Gebirgsbaches. „Hier sind ganz viele, wahrscheinlich Opertia abceriscus“; „MannMannMann, pass auf, hier ist die Strömung stark“; „Bring mir mal eben das Fotografierbecken“; „Hast Du schon die Wasserprobe genommen?“ Die Exkursion ist kein Strandurlaub. Wie am Schnürchen verläuft die Gewässererkundung. Da werden die Umgebungstemperatur erfasst und die relative Luftfeuchtigkeit, die Strömungsgeschwindigkeit und die Lichtstärke in verschiedenen Gewässertiefen; Fischfauna und Plankton werden untersucht und – für Aquarianer ein Muss – das Wasser wird analysiert: pH-Wert und Härtegrade, Sauerstoffgehalt und, und, und. Die Analysegerätschaften hat der Tropentrupp mühsam hierher geschleppt. Alle Mess- und Beobachtungsergebnisse werden genau dokumentiert, gefangene Tiere fotografiert, bis sie wieder in die nasse Freiheit gelassen werden.

 

Lebensraum-check 

Dasselbe „Checke den Lebensraum“-Procedere wiederholt sich wenige Tage später im Meer bei einem Korallenriff. Die Zoofachleute wollen genau sehen, wie Clownfische und Doktorfische, Papageifische und Sergeanten hier in ihrer Natur leben. Wer einmal einen echten Lebensraum in natura erfahren hat, lernt aus lebendiger Quelle. Diese Zoofachhändler können spannende Geschichten erzählen und ihre Kunden in den Aquaristikabteilungen rund um die faszinierende Meerwasseraquaristik aus erster Hand glaubwürdig beraten.

Zu Süßwasser- und Meerwasseraquaristik – kommt noch die Terraristik als dritte Disziplin der Tierprofis; auch in den Ökosystemen Dschungel und Wüste wird viel staunend entdeckt, fotografiert und gemessen: Die Liste der entdeckten Tiere ist lang, von der Stabheuschrecke, dem Skorpion, der Riesenspinne und dem Hundertfüßler bis zu Meerkröte, Echse und Baumnatter.

Die Fischspezialisten und Reptilienfreunde tauschen sich aus und fachsimpeln bis spät in die Nächte und es dauert lange, bis in den Bambushütten am Bachrand das letzte Licht gelöscht ist und es wenigstens unter den Moskitonetzen ruhiger wird. Rundherum bleibt es laut; Tausende Grillen zirpen lauthals durch die Nacht. Der Dschungel schläft nie.

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Die Zoofachhändler haben während ihrer Exkursion viel erlebt und gesehen. Die Leidenschaft, den Schutz befohlenen Tieren auch unter künstlichen Bedingungen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, multipliziert sich. Wer von Zeit zu Zeit auf Humboldts Spuren die Natur erkundet, ist auch für seine Kunden ein guter Gesprächspartner, weil er einfach besser weiß, wovon er redet.

 

Quelle: FLH

 

Über die Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e. V. (FLH):

Die Fördergemeinschaft „Leben mit Heimtieren“ e. V. (FLH) ist ein markenneutraler, freiwilliger Zusammenschluss von Mitgliedern der Zoofachhandelsbranche. Der Verein verfolgt das Anliegen, die positive Grundhaltung der Menschen gegenüber der Heimtierhaltung – speziell gegenüber der Aquaristik, Terraristik und des Teichbereichs – zu stärken. Zu diesem Zweck setzt sie auf PR-Maßnahmen wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Messeauftritte im Endverbraucherbereich.

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