Ein größeres Gehirn hat seinen Preis, auch für Fische. Die Tiere sind zwar klüger, haben aber weniger Nachkommen und einen kleineren Darmtrakt, wie eine aktuelle Studie herausgefunden hat
Intelligente Weibchen
Für die von Niclas Holm geleitete Studie, an der auch der österreichische Biologe Alexander Kotrschal von der schwedischen Uppsala Universität beteiligt war, wurden Guppy-Fische einer künstlichen Selektion unterworfen. Dabei wurden Tiere mit besonders großen und kleinen Hirnen im Vergleich zur Körpergröße gezüchtet. Bereits nach zwei Generationen sahen die Forscher zwischen den beiden Linien einen Unterschied von neun Prozent in der relativen Hirngröße.
Die Studie in “Current Biology”:
“Artificial Selection on Relative Brain Size in the Guppy Reveals Costs and Benefits of Evolving a Larger Brain” von Alexander Kotrschal et al., erschienen am 3. Jänner 2013.
Im Intelligenztest wirkte sich das aber nur bei den Weibchen aus. Die weiblichen Guppys mit größerem Gehirn waren schlauer als jene mit kleinem. Bei den Männchen sahen die Forscher keinen Unterschied in den Lern-Versuchen, hier kommt es anscheinend nicht auf die Größe an. Möglicherweise sei der Test jedoch bloß für die Weibchen besser geeignet, so die Forscher.
“Teures” Organ
Das große Gehirn hat aber seinen Preis: Bei beiden Geschlechtern waren die Därme der “großkopferten” Fische kleiner. Das Gehirn ist neben dem Verdauungstrakt das energetisch “teuerste” Organ. Deshalb nahm man schon seit einiger Zeit an, dass diese Kosten die Gehirngröße beschränkten, so die Forscher. Nach der “Expensive tissue”-Hypothese könnte die Gehirngröße etwa bei Affen ein Kompromiss zwischen Hirn- und Darmgewebe sein.
Auch hatten die Fische mit größerem Hirn etwa um ein Fünftel weniger Nachwuchs als jene mit kleinem Hirn. In der Wildnis könnten sie sich möglicherweise dennoch besser vermehren, denn für Überlebensfragen wie die Futter- und Partnersuche sowie um Fressfeinden zu entkommen, seien geistige Fähigkeiten durchaus förderlich, schreiben die Forscher.
Link zur Studie: http://www.cell.com/current-biology/retrieve/pii/S0960982212014388
Quelle: science.ORF.at/APA