Raritäten & Neuimporte im Fokus 213

Raritäten & Neuimporte im Fokus 213

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Pseudoloricaria sp.
Erst stellte Aquarium Glaser diese Welse als „Hemiloricaria“ vor, deren Bestimmung ihnen allerdings Kopfzerbrechen bereitete. Inzwischen haben sie Fotos von der Bauchseite der Tiere anfertigen können, was das Rätsel löste: es sind gar keine Hemiloricaria, sondern Pseudoloricaria! Im Gegensatz zu Hemiloricaria ist die Unterlippe anders geformt und auch die Knochenplättchen auf der Bauchseite anders angeordnet. Pseudoloricaria gehören zu den maulbrütenden Hexenwelsen, bei den die Männchen die Eier, die auf einen Blatt abgelegt werden, an die Unterlippe heftet und mit sich bis zum Schlupf der Jungtiere herumträgt.

Zwei Arten von Pseudoloricaria sind gegenwärtig bekannt, die wissenschftlich beschriebene P. laeviuscula und eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art. Beide werden im Welsatlas Band 1 vorgestellt. Die unbeschriebene Art wird dort als P. sp. „Rio Negro“ bezeichnet, ist aber sehr viel weiter in Amazonien verbretet, nicht nur im Rio Negro. Ingo Seidel ist sich sicher, dass diese Tiere der noch unbeschriebenen Art angehören. An ihn und alle anderen, die über die Identität der Art mit Aquarium Glaser über facebook und instagram diskutierten, sei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.

Obwohl die Tiere bereits geschlechtlich voll differenziert sind – sie haben eine Länge von 12-14 cm – sind es wohl noch Jungtiere, denn beide Pseudoloricaria-Arten werden 30 cm lang oder sogar noch größer.

oben rechts: Poecilia (Limia) nigrofasciata

Die Dominikanische Republik ist das Urlaubsziel von Millionen strandhungriger Touristen. Aber es gibt dort auch wunderschöne Fische!

Der Buckelkärpfling ist eine der auffälligsten Arten unter den lebendgebärenden Zahnkarpfen. Er stammt ursprünglich von Haiti, wird jedoch bereits seit 1912 im Aquarium gepflegt und gezüchtet. Die Beliebtheit der Art zeigt sich auch daran, dass die Liebhaber ihn durch zwei Weltkriege hindurch erhalten haben.
Alle Limia-Arten sind sehr friedliche Fische und eignen sich gut für die Pflege im Gesellschaftsaquarium. Wer auf Nachzucht Wert legt, sollte die Arten getrennt halten, denn sie hybridisieren sehr leicht und die Kreuzungstiere sind nicht schön. Man sollte stets mehrere Männchen im Aquarium haben, denn die Schaukämpfe der Fische, die im übrigen völlig harmlos sind, sind prächtig anzusehen. Die größte Farbenpracht entwickeln die Fische, wenn etwas Algenwuchs an den Seitenscheiben erlaubt wird, denn darin weiden die Fische sehr gerne und ganz offensichtlich sind darin Nährstoffe, die den Tieren sehr gut bekommen.

unten links: Ompok pinnatus
Erstmals kamen aus Thailand ganz und gar ungewöhnlichen Glaswelse, an denen sofort die unglaublich langen Barteln ins Auge fielen. Es handelt sich um die erst im Jahre 2003 beschriebene Art Ompok pinnatus. Mit den Ompok, den Aquarium Glaser bisher importierte (siehe hier) haben diese Fische wenig gemein, sie sehen eher aus wie typische Glaswelse (Kryptopterus), denen sie auch im Verhalten gleichen. Die gute Nachricht für uns Aquarianer: Ompok pinnatus bleibt mit 8-9 cm Maximallänge ziemlich klein. Die ruhigen Schwarmfische sind sehr verträglich, sehr kleine Fische werden aber selbstverständlich gefressen.

Ompok pinnatus ist eine echte Bereicherung des Welsangebotes. Männchen und Weibchen lassen sich an den Brustflossenstacheln unterscheiden, die bei Männchen gesägt, bei Jungtieren und Weibchen hingegen glatt sind. Wegen des ungeheuren Bartes, den so sonst nur noch die Schwesterart Ompok eugeneiatus aus Indonesien zeigt, schlägt Aquarium Glaser den deutschen Namen „Rübezahl-Glaswels“ vor.

unten rechts: Hemigrammus ulreyi
Endlich konnte Aquarium Glaser wieder einmal diesen schönen Salmler importieren. Unter den zahlreichen Arten von Kleinsalmlern, die im Aquarium gepflegt und gezüchtet werden, fällt diese etwa 5 cm lang werdende Art besonders auf. Üblicherweise sind nämlich Arten mit einem Längsstreifenmuster eher schlank und zierlich, während hochrückige Arten, die wie Hemigrammus ulreyi gebaut sind, eher Schulter- oder Schwanzstielmuster (oder eine Kombination aus beidem) aufweisen.

In der älteren Aquarienliteratur wurde H. ulreyi darum häufiger mit ganz anderen Arten verwechselt, vor allem der Dreibandsalmler, Hyphessobrycon heterorhabdus wurde so oft in der Aquarienliteratur als Hemigrammus ulreyi vorgestellt, dass er sogar die Populärbezeichnung „Falscher Ulreysalmler“ bekam. Sicher hat zu der allgemeinen Verwirrung auch beigetragen, dass der Erstbeschreiber von Hyphessobrycon heterorhabdus eben jener Herr Ulrey war, zu dessen Ehren Boulenger ein Jahr nach der Beschreibung von H. heterorhabdus seine neue Art H. ulreyi benannte. Albert Brennus Ulrey (1860-1932) war eigentlich Meeresbiologe, verfasste aber auch eine Arbeit über die Klassifizierung von Salmlern, die George Albert Boulenger (1858-1937), der damals einer der weltweit führenden Fischkundler und am British Museum tätig war, so außergewöhnlich nützlich fand, dass er einen neu entdeckten Salmler aus dem Mato Grosso in Brasilien zu Ehren Ulreys „Tetragonopterus ulreyi“ nannte.

Die Klassifizierung der kleinen Salmler ist bis heute nicht befriedigend gelungen. Früher, zu Boulengers und Ulreys Zeiten, nannte man noch alles „Tetragonopterus“, wovon sich bis heute die englische Populärbezeichnung „Tetras“ für die Salmler ableitet. Vorrangig nach Bezahnungsmerkmalen, aber auch danach, ob und wie die Schwanzflosse beschuppt ist, unterscheidet man heute die Gattungen Astyanax, Moenkhausia, Hemigrammus, Hyphessobrycon und einige weitere; Tetragonopterus umfasst nur noch wenige, aquaristisch weitgehend bedeutungslose Arten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hemigrammus ulreyi nicht auf Dauer in der Gattung Hemigrammus verbleiben wird.

Die Pflege von Hemigrammus ulreyi, der als deutschen Populärnamen „Flaggensalmler“ trägt, ist einfach und gelingt auch weniger versierten Aquarianern. Bezüglich der Zusammensetzung verträgt das Tier jedes Wasser, wie es in Deutschland aus der Trinkwasserleitung fließt. Da die Art im Einzug des Rio Paraguay in Brasilien und Paraguay (die fotografierten Fische sind Wildfänge aus Paraguay), also in subtropischen Bereichen lebt, ist sie gegen niedrige Wassertemperaturen genauso unempfindlich wie gegen hohe; zwischen 16 und 28°C darf die Wassertemperatur betragen, wobei allerdings darauf zu achten ist, dass schnelle Temperatursprünge unbedingt zu vermeiden sind.

Es wirkt sich sehr günstig auf die Vitalität und Fortpflanzungsbereitschaft aus, wenn man den Tieren jährlich einige Wochen im unteren Temperaturbereich (16-20°C) gönnt. Kleine Salmler werden gerne pauschal als „Schwarmfische“ bezeichnet. Tatsächlich sollte man den Flaggensalmler niemals einzeln pflegen, sondern in Gruppen von vier Individuen oder mehr. Allerdings schwimmen die Tiere nur sehr selten im Schwarm.

Gefressen wird jegliches übliche Aquarienfischfutter, gegen artfremde Fische ist der „Broken Line“ (= „unterbrochener Strich“), wie der schöne Fisch im englischsprachigen Raum genannt wird, vollkommen friedlich und auch Pflanzen werden nicht behelligt. Männchen sind etwas kleiner und schlanker als die Weibchen, die Geschlechtsunterschiede sind nur gering ausgeprägt. Der Flaggensalmler ist ein produktiver Freilaicher, der keinerlei Brutpflege betreibt.

Quelle: http://www.aquariumglaser.de/

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