Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Corydoras burgessi
Jetzt ist Saison für die überaus schönen und beliebten Orangeflecken-Panzerwelse. Es gibt eine ganze Menge von Arten und Varianten, alle haben den leuchtenden, je nach Lichtverhältnissen gelb bis fast rot erscheinenden Nackenfleck, der im schwarzen Wasser ihrer Heimat als Hilfe zum Schwarmzusammenhalt dient.
Corydoras burgessi war in den letzten Jahren nur sehr mühsam zu beschaffen, oft waren es gepunktete Varianten, die nach Deutschland kamen. Jetzt sind aber wieder „ganz normale“ C. burgessi verfügbar – endlich!
oben rechts: Danio sysphigmatus
Die Ketten-Danios, ein Artenkreis um Danio dangila, wurden erst 2015 überarbeitet. Dabei hat Sven O. Kullander insgesamt 5 Arten der Gruppe zugeordnet, nämlich D. assamila, D. catenatus, D. concatenatus, D. dangila und D. sysphigmatus. Kurz darauf wurde eine sechste Art beschrieben, die ebenfalls in diese unmittelbare Verwandtschaftsgruppe gehört, nämlich D. annulosus. Aus Burma hat Aquarium Glaser aus dieser Gruppe jetzt Danio sysphigmatus erhalten.
Auf den ersten Blick sehen sich alle 6 Arten zum Verwechseln ähnlich und sie werden auch alle ähnlich groß: um 8-9 cm muss man im Aquarium rechnen. Das macht sie zu herrlichen Schwarmfischen für Gesellschaftsaquarien mit etwas größeren Arten.
unten links: Monostichodus mesmaekersi
Zum ersten Mal überhaupt kann Aquarium Glaser diesen bildhübschen und hochinteressanten Salmler aus dem Kongo anbieten. Aquaristisch ist er praktisch unbekannt. Die Gattung Monostichodus (früher: Hemistichodus) gehört in die unmittelbare Verwandtschaft der Flossenfresser Ichthyborinae. Viele Arten dieser Unterfamilie ernähren sich von Flossenstücken, die sie anderen Fischen abbeißen. Zumindest dieser Form der Ernährung scheint Monostichodus mesmaekersi nicht nachzugehen; weder fehlen bei den Artgenossen Flossenstücke noch greifen die Salmler Schleierschwanzgoldfische, Bettas, Killifische oder Messerfische an. Einer der ganz wenigen existierenden Pflegeberichte über die Art bezeichnet sie allerdings als Schuppenfresser. Glaser kann das weder bestätigen noch absolut verneinen, sie wissen nur, dass sie bei den oben genannten Fischen auch das Schuppenkleid unverletzt ließen. Bei Glaser fressen die Tiere Lebendfutter, vor allem lebende Rote Mückenlarven. Die Maximallänge diese Fische liegt bei etwa 6 cm. Interessanterweise scheint die Schwanzflossenzeichung bei jedem Individuum leicht unterschiedlich zu sein. Auf jeden Fall stellt dieser schöne Salmler eine Herausforderung für alle biologisch interessierten Aquarianer mit Forscherdrang dar. Die Tiere sind nicht scheu und ähneln im Verhalten den südamerikanischen Ziersalmlern (Nannostomus).
unten rechts: Trigonostigma somphongsi
Der Siamesische Zwergbärbling (Trigonostigma somphongsi, früher Rasbora somphongsi) wurde 1958 anhand von Tieren beschrieben, die Ende 1957 aus Thailand für den Zierfischhandel importiert wurden. Schon damals war daher der exakte Fundort unklar, was sich in der sehr ungenauen Angabe der Typuslokalität (in der eigentlichen Erstbeschreibung gibt es gar keine Angaben hierzu, in der etwas später erfolgten wissenschaftlich genaueren Beschreibung heißt es “südliches Menam (Thailand)”.
Zwischenzeitlich galt die Art in der Natur als ausgestorben. In dem Eintrag der internationalen Roten Liste nennt der Bearbeiter (C. Vidthayanon, 2013) als ursprünglich bekanntes Verbreitungsgebiet das Becken des Mae Khlong nahe Ratchaburi in Zentral-Thailand, wo die Art aber aufgrund von großflächiger Naturzerstörung nicht mehr vorkommen soll. Der einzige Grund, den Zwergbärbling nicht als “Ausgestorben” sondern nur als “Kritisch Gefährdet” einzustufen, war die Tatsache, dass immer wieder einmal Einzelexemplare in gemischten Zierfischfängen auftauchten. Allerdings ließ sich nicht rekonstruieren, wo diese Tiere herstammten, man wusste nur: irgendwo gibt es sie noch!
Nun ist es aber endlich wieder gelungen, die Art in der Natur aufzuspüren. Und Glaser konnte jetzt einige besonders schöne und große Exemplare importieren! Selbstverständlich hat der Fang für die Aquaristik keinerlei Einfluss auf die freilebenden Bestände. Im Gegenteil: nur dank des Interesses der Aquarianer gelang die Wiederentdeckung und so werden jetzt gezielte Schutzmaßnahmen erst möglich. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht aus den bekanntermaßen völlig nutzlosen Sammel- und Haltungsbeschränkungen bestehen werden, sondern dass Schutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Fische durchaus für den Handel gefangen werden können, ja, sogar sollten, wo aber die Natur insgesamt vor der Zerstörung bewahrt wird.
Im Aquarium ist die Pflege der niedlichen, nur 2-2,5 cm lang werdenden Tierchen völlig unproblematisch. Wie ihre nahen Verwandten, die Keilfleckbarben (Trigonostigma heteromorpha, T. hengeli und T. espei) laichen sie an der Unterseite von breitblättrigen Pflanzen ab. Die Tiere leben am liebsten im Trupp, zur Paarung sondern sich aber einzelne Paare ab, wobei das Männchen kurzfristig ein Laichrevier verteidigt. Zur Zucht eignet sich sehr gut das so genannte V-Becken, hier kann man extensiv züchten und ziemlich regelmäßig Jungtiere absammeln.
Die Liste der durch die Aquarienkunde und den Zierfischhandel entdeckten und so überhaupt erst bekannt gewordenen und nun letztendlich (hoffentlich) auch noch vor dem Aussterben geretteten Arten wird durch Trigonostigma somphongsi sehr bereichert. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Aquarianer nun nach dieser Art fragen, so dass es sich vielleicht sogar lohnt, das niedliche Fischchen kommerziell nachzuzüchten. Damit wäre ein weiterer, sehr wichtiger Schritt zum Artenschutz getan.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH