Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Schismatogobius risdawatiae
Die Drachengrundeln (Schismatogobious) sind kleine Süßwassergrundeln, die gewöhnlich 3-5 cm Länge erreichen. Sie leben in Küstenbächen oberhalb des Gezeiteneinflusses auf sandigen Böden, in die sie sich blitzschnell eingraben können. Die Larven entwickeln sich, soweit das bekannt ist, im Meer. Das Farbwechselvermögen ist phänomenal. Die Gattung wurde 1912 aufgestellt, seither wurden zunächst 10 Arten beschrieben.
Das Jahr 2017 erlebt geradezu eine Artenexplosion in der Gattung. Zunächst wurden in einer Revision der Arten aus dem Gebiet von Papua-Neuguinea bis Samoa 7 neue Arten beschrieben, dann, kurze Zeit später, 4 weitere neue Arten bei der Revision der Arten aus Indonesien.
Glaser hat jetzt aus Indonesien Schismatogobius importieren können. Die Arten sehen sich im Leben unglaublich ähnlich, sie kommen auch räumlich in unmittelbarer Nähe zueinander vor, was die Bestimmung schwierig macht. Die wissenschaftliche Bestimmung erfolgt durch DNS-Analysen und Details, die an lebenden Tieren nicht zu erkennen sind. Abtöten von Tieren für Bestimmungszwecke lehnen sie ab. Glaser glaubt aber, dass es sich aufgrund der besonderen Brustflossenzeichnung (die man allerdings nur bei Ausichtsphotos auf weißem Untergrund gut erkennen kann) bei den Importtieren um die im Juli 2017 neubeschriebene Art A. risdawatiae von Sumatra handelt. Das ist eine kleine Art, die nur 2,5-3 cm Länge (ohne Schwanzflosse) erreicht. Die niedlichen Tiere halten sich ausgezeichnet und sind auf jeden Fall eine Bereicherung für die Aquaristik.
oben rechts: Hyphessobrycon cf. agulha Red Tail
Aus der Rio Negro Region kam jetzt diese Salmler-Art nach Deutschland, die zuvor nur in vereinzelten Exemplaren als Beifang kam. Es handelt sich dabei zweifellos um den Fisch der in dem Standardwerk der Salmlerkunde – Gérys „Characoids of the world“ – auf Seite 472 als „Hyphessobrycon agulha oder ein enger Verwandter“ abgebildet ist.
Im Gegensatz zu den bisher bekannt gewordenen agulha-ähnlichen Formen haben die Tiere aus dem Rio Negro-Einzug attraktive rote Streifen in der Schwanzflosse und in der Rückenflosse. Dieser Salmler ist bezüglich der Aquarienpflege, Größe etc. mit dem eng verwandten Schwarzen Neon (Hyphessobrycon herbertaxelrodi) vergleichbar.
unten links: Congochromis sabinae und C. sp. „Green Speckle“
Als Beifänge zu anderen Fischen aus dem Kongo erhielt Glaser diese schönen und leider nur sehr selten erhältlichen Zwergcichliden. Congochromis sabinae war vor der wissenschaftlichen Beschreibung auch als C. sp. „Bloody Mary“, C. sp. „Gemena“, C. sp. „Bamanja“ oder C. sp. „Makoua“ bekannt, alles auch unter der alten Gattungseinordnung bei Nannochromis. Die zwei Exemplare, die sich zwischen den Schmetterlingsbarben (Enteromius hulstaerti) fanden, wuchsen sich zu einem bildschönen Paar aus.
Congochromis sp. „Green Speckle“, die sich zwischen Microctenopoma ansorgii befanden, kamen auch als Beifang nach Deutschland. Diese Tiere sind deutlich größer als das C. sabinae-Pärchen und erinnern ein wenig an Pelvicachromis. Die Weibchen der „Green Speckle“ haben einen namensgebenden grün schillernden Fleck auf der Hüfte, der allerdings je nach Stimmung auch stark reduziert werden kann oder ganz unsichtbar wird. Überhaupt ist das Farbwechselvermögen dieser Fische phänomenal!
unten rechts: Otopharynx lithobates
Bei Glaser war Fotoshooting Zeit. Sie sind mal mit der Fotoausrüstung in die Fischhalle gezogen (statt Fische aus der Halle in das Fotobecken zu holen), denn dort bietet sich in einem Becken eine wahrhafte Schau: 50 geschlechtsreife (7-10 cm lange) Otopharynx lithobates, darunter über die Hälfte balzaktive Männchen. Wow.
Die Männchen dieser Buntbarsche besetzen in der Natur Höhlen. Der leuchtende Kopfstreifen ist dort ein markantes Signal für vorbeiziehende Weibchen, die sofort angebalzt werden. Im Aquarium muss man darum für reichlich Versteckmöglichkeiten sorgen, in die sich Weibchen, die gerade laichunwillig sind, zurückziehen können, denn während sie im Malawisee einfach davon schwimmen können, werden sie im Aquarium oft arg drangsaliert.
Otopharynx lithobates ist in der Natur Planktonfresser und lässt sich im Aquarium leicht mit allen möglichen Futtermitteln ernähren. Der pH-Wert sollte nicht dauerhaft unter 8 sinken; ansonsten sind diese Fische, wie die meisten Arten des Malawisees, problemlose Pfleglinge.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH