Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Tropheus sp. „Phoenix“
Die Buntbarsche der Gattung Tropheus sind rund um den riesigen Tanganjikasee in zahlreichen Fundortvarianten verbreitet. Die zum Teil sehr verschieden aussehenden Tiere zeugen von steigenden und sinkenden Wasserständen im Laufe der Jahrtausende. Als strikte Aufwuchsfresser sind Tropheus-Buntbarsche nicht in der Lage, größere Sandflächen zu überwandern und so kommt es an den Stein-Riffen des Sees schnell zu geografischer Isolation und daraus resultierend zur Ausprägung unterschiedlicher Farbvarianten.
Der Tropheus „Phoenix“ ist allerdings keine natürlich vorkommende Form, sondern ein Zuchtprodukt. Das leuchtend blaue Auge und die goldgelbe Körperfärbung erinnert an die Population, die bei Namansi, Tansania, am Ostufer des Sees, vorkommt. Es sind sehr attraktive Fische.
oben rechts: Endler Guppy „Blue Tiger“
Bei der Erzüchtung von neuen Endler- oder Zwerg-Guppys gibt es zwei verschiedene Wege. Der eine besteht darin, verschiedene Farbschläge des reinen Art Poecilia wingei (Endlerguppy) untereinander zu kreuzen oder bestimmte Farbmerkmale, die innerhalb einer Population auftreten, durch Selektionszucht auszulesen und zu verstärken. Der andere Weg besteht darin, durch kreuzen von Endlerguppy und „normalem“ Guppy (Poecilia reticulata) bestimmte Farbmerkmale des „normalen“ Guppys auf den Endler zu übertragen, ohne dabei aber den zwergigen Charakter des Endlerguppys zu verlieren. Man erreicht dies durch Rückkreuzung der Hybriden auf die Elternart Endlerguppy, bis der gewünsche Phänotyp (also das äußere Erscheinungsbild) entstanden ist.
Der „Tiger“-Endler ist auf diese zweite Weise erzüchtet worden und ihn gibt es auch schon einige Jahre; neu ist allerdings die blaue Farbe des „Blue Tiger“. Noch sind die recht uneinheitlich in ihrer Merkmalsausprägung, aber sehr, sehr vielversprechend!
unten links: Apistogramma pantalone
Aus Peru kommen zwei Arten so genannter Lyraschwanz-Apistogramma, die einander sehr ähnlich sind: A. martini und A. pantalone. Beide gehören zu den delikatesten und schwierigsten Apistogramma-Arten überhaupt; das ist aber kein Naturgesetz, sondern hängt von derzeit noch nicht erforschten Umständen in der Natur ab. Zu Beginn der Entdeckung dieser Arten vor ca. 10 Jahren galten sie als nahezu unhaltbar. Gegenwärtig gibt es aber Importe, die nicht mehr Schwierigkeiten machen als etwa A. agassizii.
Die Weibchen ähneln in ihrer Färbung den Panda-Zwergbuntbarschen (A. nijsseni und Co.), von denen sie aber sehr leicht durch die auch bei den Weibchen von A. pantalone oben und unten ausgezipfelten Schwanzflossen unterschieden werden können (die anderen Arten der Gruppe haben runde Schwanzflossen).
unten rechts: Pseudanos winterbottomi
In den vergangenen Jahren erhielt Glaser diesen seltenen, erst 2005 wissenschaftlich beschriebenen Kopfsteher, der aus dem Orinoko in Venezuela und dem Tapajós in Brasilien bekannt ist, nur ganz vereinzelt als Beifang aus Venezuela. Meist fanden sich die Tiere bei Anostomus ternetzi oder Pseudanos trimaculatus. Jetzt konnten sie endlich einige Exemplare dieser schönen Art gezielt einführen.
Pseudanos winterbottomi wird etwa gut 15 cm lang, gehört also zu den mittelgroßen Kopfstehern. Das Farbwechselvermögen ist erstaunlich. Vor allem Jungtiere sind hell ocker gefärbt und haben einen dunklen Längsstreifen. Dieser bleibt zeitlebens erhalten, ist jedoch nicht in allen Stimmungsfärbungen klar erkennbar. Über allem liegt ein goldener Glanz, der bei Auflicht sichtbar wird. Im Alter werden die Fische insgesamt dunkler, die Schwanzflosse färbt sich tieforange, der im Auflicht schimmernde Goldglanz ist vor allem auf den Rückenschuppen vorhanden. Die gesamte Farbgebung erinnert an Leckereien und Obst, die zu Weihnachten angeboten werden, weshalb Glaser den Populär-Namen „Schokoladen-Kopfsteher“ vorschlägt.
Dieser Fisch ist wie alle anderen Kopfsteher zu pflegen ist, also in deckungsreichen, möglichst gut bepflanzten, größeren Aquarien. Für Kopfsteher-Verhältnisse ist die Art als friedlich enizustufen. Sowohl Artgenossen wie auch artfremde Fische werden für gewöhnlich in Ruhe gelassen. Die beste Gesellschaft stellen andere Kopfsteher dar, z.B. die bereits erwähnten Arten, aber auch andere, friedliche Salmler, Buntbarsche und Welse.
Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist unerheblich, man sollte die Tiere bei 26-28°C pflegen. Bei der Fütterung ist auf den Bedarf an pflanzlichem Futter zu achten, sonst werden Aquarienpflanzen angefressen. P. winterbottomi frisst jegliches übliche Zierfischfutter.
Lexikon: Pseudanos: bedeutet “falscher Anostomus”. winterbottomi: Widmungsname für Richard Winterbottom, Kurator Emeritus für Ichthyologie am Royal Ontario Museum, Kanada.
Vorschlag eines deutschen Gebrauchsnamens: Schokoladen-Kopfsteher
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH