Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Spatuloricaria sp. „Black-White Peru“
Die Gattung Spatuloricaria umfasst derzeit 11 anerkannte Arten. Es sind großwüchsige, prachtvolle Hexenwelse. Vermutlich bleibt keine Art wesentlich kleiner als 30 cm, einige werden sogar deutlich größer. Entsprechend müssen die Tiere in hinreichend großen Aquarien gepflegt werden. Die Fische sind anspruchsvoll bezüglich der Wasserqualität. Wegen des enormen Appetits der Fische ist eine ausreichend große und eingefahrene Filteranlage unabdingbare Voraussetzung zur erfolgreichen Pflege.
Männchen von Spatuloricaria entwickeln zur Brutzeit einen enormen „Backenbart“, der sich nach der Brutperiode wieder zurückbildet. Spatuloricaria sind Höhlenbrüter, die gerne an der Unterseite von flachen Steinplatten laichen. Zuchtberichte finden sich in der Zeitschrift Amazonas, Heft 12 (7/8, 2007) auf den Seiten 47-55.
Spatuloricaria sind Gemischtköstler mit einem Schwerpunkt auf tierischen Futtermitteln. Daneben kann aber auch z.B. Flockenfutter auf Basis pflanzlicher Stoffe gereicht werden.
Die von Glaser aus Peru importierten Spatuloricaria stellen aller Wahrscheinlichkeit nach eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art dar. Charakteristisch ist – neben der spektakulären, kontrastreichen Schwarz-Weiß-Färbung – dass die Tiere hinter der Rückenflosse nur drei breite Körperbinden haben. Die meisten Spatuloricaria haben vier.
oben rechts: Microphysogobio tafangensis
Die Gattung Microphysogobio umfasst über 30 Arten kleinbleibender (6-10 cm) Gründlinge. Viele Arten sehen einander sehr ähnlich und bei etlichen wurde erst durch molekulare Untersuchungen (DNS) klar, dass die vergleichsweise geringfügigen Unterschiede tatsächlich Artunterschiede sind. Aquaristisch sind diese Tiere, die in der Natur gewöhnlich rasch fließende, kühle Gewässer besiedeln, noch nicht nennenswert in Erscheinung getreten. Sie sehen einen heimischen Gründling (Gobio gobio) einfach zu ähnlich. Der wichtigste Unterschied zum heimischen Gründling ist gewöhnlich nicht zu sehen: die Unterseite der Maulregion ist bei Microphysogobio fleischig und mit zahlreichen Papillen versehen.
Glaser gelang gerade der Import einer wirklich spektakulären Art dieser Gattung, die aus der südchinesischen Provinz Zhejiang stammt, wo sie im System des bedeutendsten Flusses dieser Provinz, des Qiantang, endemisch (also, weltweit gesehen, nur dort) vorkommt. Diese Provinz liegt nicht mehr in den Tropen, das Klima ist subtropisch; im Winter sinken die Temperaturen auf knapp unter 10°C, im Sommer steigen sie auf bis zu 30°C. Entsprechend sollte man die Fische nicht zu warm halten und vor allem bei jahreszeitlich unterschiedlichen Temperaturen.
Die Männchen von Microphysogobio tafangensis haben segelartige, bläuliche Rückenflossen mit rötlichen Flossenstrahlen, was wahrhaft prächtig aussieht; der Import von Weibchen steht noch aus. Untereinander und gegen andere Fische sind sie friedlich. Man pflegt sie, ihrer Herkunft gemäß, bei guter Strömung und klarem Wasser; der Bodengrund sollte kiesig-sandig sein.
unten links: Tanichthys „Gold Longfin“
Seit seiner Ersteinfuhr in den 1930er Jahren steht der Kardinalfisch (Tanichthys albonubes) praktisch ausschließlich als Nachzucht für die Aquaristik zur Verfügung. Heutzutage gilt das um so mehr, da die freilebenden Bestände zur Umweltverschmutzung als hochgradig bedroht gelten. Allerdings wird der „einfache“ Kardinalfisch in den meisten Berufszüchtereien nicht wirklich gezüchtet, sondern nur vermehrt, das allerdings massenhaft und sehr erfolgreich.
Was jedoch möglich ist, wenn man sich der Zucht im Wortsinn widmet, zeigt uns gerade einer von Glasers Deutschen Züchter, der sich auf wenige Fischarten spezialisiert hat, darunter Kardinälchen.
unten rechts: Corydoras sp. new evelynae Peru
Keine Corydoras-Art ist so umstritten wie C. evelynae. Beschrieben wurde die Art anhand eines einzigen Exemplares, das Herbert Axelrod 1962 in Brasilien am oberen Rio Solimoes (so heißt der Amazonas oberhalb des Zusammenflusses mit dem Rio Negro) gesammelt haben soll. Der Holotyp ist im Senckenberg-Museum, Frankfurt/M. deponiert. Dieser Fisch hat eine Rückenlinie ähnlich wie bei C. granti (arcuatus), nur dass diese Rückenlinie durchbrochen ist. Durch das Auge verläuft ein senkrechter Streifen, am unteren Ende der Rückenflosse befindet sich ein schwarzes Dreieck. Die Schwanzflosse ist deutlich gebändert. Über die Flanken verlaufen zwei dünne Längbänder.
Es gelang bisher nicht, diesen Panzerwels wieder in größeren Stückzahlen aufzufinden. Möglicherweise ist der Fundort nicht korrekt angegeben. Fische, die C. evelynae sehr gut entsprechen, kommen immer wieder einmal aus dem Orinoko (Kolumbien und Venezuela) zu uns und haben die Codenummer C90 erhalten.
Da C. evelynae von Panzerwelsfreunden sehr gesucht ist, schicken die Exporteure immer wieder Muster von Panzerwelsen, von denen sie denken, es handele sich um den „echten“ C. evelynae (als ob jemand durch den Urwald zöge und Panzerwelsfälschungen produziere ;-)).
Der neueste „echte“ evelynae kommt jetzt aus Peru; Aquarium Glaser hat nur zwei Exemplare erhalten, die allerdings ein Paar zu sein scheinen. Zunächst schien auch für Glaser alles zu C. evelynae zu passen, weshalb sie sie als „C. evelynae Real“ einbuchten, aber jetzt, drei Wochen nach der Ankunft, haben sich die Fische voll ausgefärbt und es scheint sich doch eher um etwas völlig Neues zu handeln. Gegen C. evelynae spricht, dass keine Augenbinde vorhanden ist, dafür ein schwarzer Streifen auf der Schnauze, unterhalb des Auges. Der Fleck in der Rückenflosse fehlt bei der neuen Art ebenfalls. Alle anderen Zeichnungsmerkmale entsprechen C. evelynae.
Sehr ähnlich zu den neuen „Corydoras sp. new evelynae Peru“ ist CW159, der aus Brasilien (zentrales Becken des Rio Purus) stammt und seinerseits C. urucu äußerst ähnlich ist.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH