Raritäten & Neuimporte im Fokus 347

Raritäten & Neuimporte im Fokus 347

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Parotocinclus eppleyi
Eine der allerkleinsten Harnischwels-Arten überhaupt ist Parotocinclus eppleyi, der Peppermint-Oto. Die Art ist mit 3 cm Länge (ohne Schwanzflosse) voll ausgewachsen, aber solche Tiere sind bereits als xxl-Format zu sehen und äußerst selten. Gewöhnlich ist die Art, die im oberen und mittleren Orinoko verbreitet ist, 0,5-1 cm kleiner.
Diese niedlichen Zwerge gelten als heikel, vor allem in der Eingewöhnungsphase. Man sollte ihnen immer totes Laub und Wurzeln, die schon lange im Wassergelegen haben und einen entsprechenden Bewuchs haben, ins Becken geben. Zusätzlich sind Futtertabletten ein gut geeignetes Nahrungsmittel für Parotocinclus-Arten.
Wie so oft scheint aber auch bei diesen Tieren entscheidend zu sein, mit wie viel Sachverstand sie in ihrer Heimat nach dem Fang behandelt wurden; die gezeigten Tiere stammen aus einem Venezuela Import.

oben rechts: Pyrrhulina brevis
Die Salmler der Gattung Pyrrhulina sind bezüglich ihres Verhaltens besser mit Buntbarschen als mit anderen Salmlern zu vergleichen. Die Männchen besetzen nämlich zur Laichzeit kleine Reviere, färben sich prächtig ein und verteidigen energisch den Laich, bis die Jungen schlüpfen.
Der Gattungsname Pyrrhulina bedeutet “kleiner Gimpel”, weil die Männchen vieler Arten zur Laichzeit prächtige Rottöne in der Färbung entwickeln, die an das rote Gefieder des männlichen Gimpels erinnern. Auch Pyrrhulina brevis aus Peru, die wir gerade wieder einmal anbieten können, hat diese Eigenschaft. Die Männchen bekommen mit zunehmender Laichbereitschaft zunächst kräftig orangefarbene Flossen, später entwickeln sich auch noch kirschrote Punkte auf dem Körper.
Leider sind die aktuellen Importe noch nicht ganz so weit (lange kann es aber nicht mehr dauern), weshalb in diesem Post, der – wie immer – Tiere aus dem aktuellen Stock von Aquarium Glaser zeigen, auch noch je ein Bild eines jung erwachsenen Männchen und eines Prachtkerls aus früheren Importen beifügen.
Pyrrhulina brevis wird etwa 7-8 cm lang, frisst jedes übliche Fischfutter und stellt keine besonderen Ansprüche an die Wasserbeschaffenheit. Die Wassertemperatur kann zwischen 22 und 30°C liegen. Abgesehen von der Territorialität der Männchen zur Laichzeit kann die Art als friedlich gelten, Pflanzen werden nicht beschädigt.

unten links: Crenichthys baileyi „Ash Spring“
Alle Jahre wieder kommt die Zeit der Hochlandkärpflinge. In der aquaristischen Praxis hat sich gezeigt, dass diese vorwiegend aus dem Hochland Mexikos stammenden Tiere zur dauerhaften Gesunderhaltung in der warmen Jahreszeit im Freiland gepflegt werden sollten, wo sie schwankenden Temperaturen ausgesetzt sind. Ganzjährig im Zimmer unter gleichförmigen Bedingungen gepflegte Tiere werden hinfällig und leben nicht lange. Da diese Fische aber nicht winterhart sind, wird im Herbst abgefischt und die Züchter bringen uns dann die Früchte des Zucht-Sommers; die Züchter selbst behalten nur einen kleinen Zuchtstamm, den sie im Zimmer überwintern. Im nächsten Frühling beginnt das Spiel dann von Neuem.
Zu den diesjährigen Sommerfrüchten zählt auch eine eierlegende Art dieser sonst lebendgebärenden Fischgruppe, nämlich Crenichthys baileyi. Wie leider so viele Hochlandkärpflinge ist auch diese Art im Freileben hochgradig bedroht, denn sie kommt nur in wenigen, sehr lokalen Beständen vor; Umweltverschmutzung, übermäßige Wasserentnahme für den Trinkwasserbedarf und die Landwirtschaft, sowie fremdländische, ausgesetzte Fischarten bedrohen die kleinen Vorkommen. Der gelegentliche Fang von Exemplaren zur Aquarienhaltung hat auf die Bestände keinen negativen Einfluss, im Gegenteil: der Enthusiasmus der Aquarianer hat schon so manche Population vor dem Verschwinden von diesem Planeten bewahrt.
Da die lokalen Populationen unterschiedlich aussehen, wird in Züchterkreisen peinlich darauf geachtet, sie reinblütig zu halten. Nur so kann an ein eventuelles Auswildern nach der Eliminierung der Umstände, die zum Aussterben der Tiere in der Natur führten, gedacht werden.
Crenichthys baileyi ist ein sehr besonderer Hochlandkärpfling, nicht nur, weil er Eier legt, sondern auch, weil er nicht in Mexiko, sondern in dem US-Bundesstaat Nevada vorkommt. Es gibt dort fünf Populationen, die nicht in Kontakt zueinander stehen und als Unterarten beschrieben wurden. Die gezeigten Tiere gehörten zur Nominatunterart C. b. baileyi. Selbstverständlich handelt es sich um Nachzuchten. Die Urahnen unserer Tiere stammten aus Ash Springs (Lincoln County, Nevada).
Crenichthys baileyi wird mit etwas über 3 cm Länge geschlechtsreif, die Maximallänge liegt bei etwas über 6 cm (jeweils Standardlänge ohne Schwanzflosse). Jungtiere von C. baileyi Ash Springs sind unregelmäßig getupft, später entwickeln sich zwei Längsbänder, die bei den Weibchen unterbrochen bleiben, während ausgefärbte Männchen zwei kräftige parallele Streifen längs des Körpers zeigen. Balzaktive oder aggressiv gestimmte Männchen werden fast schwarz, die Binden verschwinden. Der wichtigste äußerlich erkennbare Geschlechtsunterschied ist, dass die Männchen eine Zeichnung in den Flossen haben, die Weibchen nicht. Die Fische sind Allesfresser und können leicht mit Lebend-, Frost- und Trockenfutter ernährt werden. Man bietet diesen Fischen möglichst große, gut bepflanzte Aquarien. In der Natur sinkt die Wassertemperatur nur selten unter 20°C, da C. baileyi Thermalquellen bewohnt. Im Aquarium haben sich zeitweise deutlich niedrigere Temperaturen als unschädlich erwiesen.


unten rechts: Brochis splendens „Rio Negro“

Über Manaus kamen diese prächtigen Brochis splendens nach Deutschland. Der Smaragd-Panzerwels kommt aus einem riesigen Vereitungsgebiet, von Peru bis in das Pantanal in Brasilien; aufgrund der Erfahrungen mit anderen Panzerwelsen ist es mehr als wahrscheinlich, dass sich hinter dem Namen „Brochis splendens“ mehrere Arten verbergen. Doch derartige Dinge sollten Gegenstand einer wissenschaftlichen Revision sein und nicht der Spekulation von Hobbyisten. Man sollte sich lediglich bewusst sein, dass es wenig sinnvoll ist, eine Zuchtgruppe aus unterschiedlichen Importen aus unterschiedlichen Herkunftsländern zusammenzustellen.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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