Raritäten & Neuimporte im Fokus 351

Raritäten & Neuimporte im Fokus 351

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Hyphessobrycon heterorhabdus
Bereits 1894 wurde der Dreibandsalmler (Hyphessobrycon heterorhabdus) wissenschaftlich beschrieben; die der Beschreibung zugrunde liegenden Tiere stammten aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará, nähere Angaben oder Abbildungen liegen nicht vor. Ab 1910 und in den 1920er Jahren, als die Salmler zu den beliebtesten Aquarienfischen avancierten, kamen auch Dreibandsalmler nach Europa; diese Tiere hatten ein rotes, ein weißes und ein schwarzes Längsband über die gesamte Körperlänge – daher Dreibandsalmler. Sie kamen, manchen Quellen nach, aus dem unteren Rio Tocantins (dessen Unterlauf sich in Pará befindet), nach anderen Quellen aus den südlichen Zuflüssen des mittleren Amazonas (also z.B. Rio Madeira, Rio Tapajós, Rio Xingu). Es wurde eine ganze Artengruppe nach dem Dreibandsalmler benannt – die Hyphessobrycon-heterorhabdus-Gruppe. Sie haben als gemeinsames Merkmal ein schwarzes Längsband. Aus der Hyphessobrycon-heterorhabdus-Gruppe wurden in den letzten Jahren viele neue Arten beschrieben und einige weitere sind bereits bekannt, aber noch nicht formell beschrieben; das macht die Bestimmung nicht einfach.
Glaser hat jetzt sehr schöne Tiere dieser Gruppe mit der Fundortangabe Apeú erhalten, wobei nicht spezifiziert ist, ob damit der Ortsteil der großen Stadt Castanhal in Pará oder das Flüsschen Apeú gemeint ist, das den gleichnamigen Ortsteil durchfließt, aber das vergibt sich ja nichts. Frisch angekommen zeigten die Tiere nur zwei Streifen, einen hellen und einen schwarzen, weshalb sie die Art zunächst als Hyphessobrycon agulha bestimmten, aber nach einigen Tagen der Eingewöhnung waren dann auch rotgefärbte Schuppen oberhalb des hellen Längsbandes zu erkennen. Glaser ist jetzt der Meinung, dass es sich tatsächlich um den „echten“ H. heterorhabdus handelt, während die in der alten Literatur erwähnte zentralamazonische Form wohl der erst im vergangenen Jahr (2020) beschriebenen Art Hyphessobrycon sateremawe angehörte. H. sateremawe unterscheidet sich von H. heterorhabdus durch ein sehr viel breiteres schwarzes Längsband.

oben rechts: Oligolepis acutipennis
Zu den am weitesten verbreiteten Grundeln des Indo-West-Pazifik gehört Oligolepis acutipennis. Die bis zu 15 cm lange Art ist von Südafrika über Ostafrika, dem persischen Golf, Madagaskar, Indonesien und entlang der gesamten Küste Südostasiens bis nach Japan verbreitet. Aus dieser weiten Verbreitung kann man unschwer schließen, dass sich die Larven dieser Grundel im Meer entwickeln. Die Grundel selbst ist allerdings euryhalin, kann also sowohl reines Süßwasser wie auch reines Meerwasser (und jeden Salzgehalt dazwischen) tolerieren. Nur der pH-Wert darf niemals unter 7 fallen, knapp über 8 ist besser. Glaser’s Exemplare stammen aus Indonesien und sind 4-6 cm lang, dabei sexuell voll entwickelt. Sie pflegen sie in pH-stabilisiertem Süßwasser.
Wenn die Mänchen zanken – und sie zanken gerne – ist das ein fantastischer Anblick. Mit weit aufgerissenem Maul und buchstäblich mit zum Zerreissen gespannten Flossen umkreisen sich die Männchen, bis einer aufgibt. Weibchen gleichen farblich den Männchen, haben aber weniger stark entwickelte Flossen. Die Fische sind Höhlenlaicher, das Männchen bewacht – so weit man das weiß – grundeltypisch den Laich bis zum Schlupf der Jungtiere.
Die ganze Färbung der Fische deutet darauf hin, dass Sandboden ihr bevorzugtes Habitat darstellt. Auf den möglichst feinen Sand platziert man ein paar flache Steine von ca. 6-8 cm Durchmesser, die zum Reviermittelpunkt der Männchen und unterhöhlt werden. Gefressen wird alles, was in das (große!) Maul passt, auch kleine Fische, aber eigentlich dient die große Schublade dazu, den Sand nach kleinen Nahrungspartikeln zu durchkauen.

unten links: Corydoras sp. CW49
Erneut konnte Glaser diesen wunderschönen Corydoras aus Kolumbien importieren. In früheren Posts – sie erhielten diese Arten erstmals im Jahr 2010 – vermuteten sie noch, CW49 und der „New Panda“ (CW51) seien lediglich Farbvarianten der gleichen Art, jedoch kamen, nachdem der erste Hype um die Fische vergangen und der Preis auf ein erträgliches Maß gesunken war, CW49 und CW51 nur noch rein sortiert, weshalb aus aktueller Sicht wohl doch eher von zwei unterschiedlichen Arten auszugehen ist.


unten rechts: Ancistrus macrophthalmus LDA74

Ab und zu kommen aus dem Orinoko-Einzug in Kolumbien und Venezuela sehr flach gebaute Ancistrus unter der Bezeichnung A. ranunculus/L 34 nach Deutschland. Den gibt es aber dort nicht, A. ranunculus ist nur aus den Amazonas-Zuflüssen Xingu und Tocantins/Araguaia bekannt; bei der Orinoko-Art handelt es sich um Ancistrus macrophthalmus, der die LDA-Nummer 74 erhalten hat.
Am einfachsten unterscheidet man die beiden am Bau der Schwanzflosse, die bei A. macrophthalmus immer deutlich oben und unten gezipfelt ist und weiße Spitzen aufweist. Bei A. ranunculus erscheint die Schwanzflosse abgestutzt, manchmal sogar oben und unten leicht abgerundet. Bei Männchen gibt es einen weiteren leicht erkennbaren Unterschied: A. ranunculus hat niemals „Antennen“ auf der Mitte der Schnauze Richtung Stirn, A. macrophthalmus schon.
Bezüglich der Färbung ist zu sagen, dass die meisten A. macrophthalmus rein schwarz (mit bläulichem Schimmer bei geeignetem Lichteinfall) sind, sie können jedoch auch kleine weiße Tüpfel aufweisen. Beide Farbformen finden sich im gleichen Import gemischt. Wenn A. macrophthalmus genervt ist, erscheinen über dem Rücken helle Querstreifen. Das große Auge und die düstere Färbung zeigen schon, dass A. macrophthalmus ein dämmerungsaktives Tier ist, das erst nach längerer Eingewöhnungszeit auch tagsüber aus seinem Versteck kommt. Ansonsten gelten die üblichen Pflegebedingungen für Ancistrus, mit der Einschränkung, dass A. macrophthalmus es warm mag und vergleichsweise sauerstoffbedürftig ist.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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