Raritäten & Neuimporte im Fokus 356

Raritäten & Neuimporte im Fokus 356

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Epalzeorhynchos kalopterum
Die Schönflossige Rüsselbarbe, Epalzeorhynchos kalopterum (Epalzeorhynchos ist neutrum, darum muss der Artname wenn er – wie in diesem Fall – ein Adjektiv ist, auf die lateinische Neutrum-Endung -um enden), stammt ursprünglich aus Indonesien, Malaysia und Thailand, wo sie ein Bewohner von Fließgewässern ist, die tiefdunkelbraunes Schwarzwasser führen. Es sind die wohl schönsten Algenfresser überhaupt. Glaser hat von Zeit zu Zeit Nachzuchten im Angebot, weshalb nur noch relativ selten Wildfänge importiert werden. Importe stammen häufig als ausgewachsene Exemplare aus Singapur, wobei „ausgewachsen“ sich auf die wildlebenden Tiere bezieht. In der Natur erreichen sie nämlich 10-12 cm Länge, während alte Aquarienexemplare angeblich schon bis zu 16 cm lang wurden. Denn Fische wachsen zeitlebens (wenn auch nach Eintritt der Geschlechtsreife nur noch langsam und wenig) und da so eine Rüsselbarbe im Aquarium leicht 10-15 Jahre alt wird (in der Natur wohl kaum jemals über 3 Jahre), können sie u.U. ganz schön groß werden.
Man wird diese Schönheiten sicher nicht nur wegen ihrer algenfressenden Eigenschaft pflegen, zumal adulte Tiere in dieser Hinsicht eher als „faul“ einzuordnen sind, im Gegensatz zu 3-4 cm langen Jungtieren, aber die müssen ja auch noch wachsen.
Untereinander können die Tiere zänkisch sein, weshalb man in kleineren Aquarien oft nur ein Exemplar pflegen kann. In großen Becken (ab 150 cm), die zudem mit viel Wurzelholz eingerichtet sind, fällt das weit weniger unangenehm auf. Zwar bilden die Fische eine Rangordnung, auf deren Einhaltung auch strikt geachtet wird, jedoch findet man sie dessen ungeachtet oft alle zusammen im gleichen Versteck ruhend an. Möchte man eine Gruppenhaltung versuchen, sollten es nicht weniger als 8 Exemplare sein, damit sich dieses Verhalten entwickeln kann. Gegen artfremde Fische sind Epalzeorhynchos kalopterum gewöhnlich friedlich, wenn sie ihnen nicht zu ähnlich sehen.

oben rechts: Xiphophorus hellerii „Yucatan 2“
Von einem deutschen Züchter stammen diese außerordentlich attraktive Wildform des Schwertträgers. Leider konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden, wo exakt und von wem diese Tiere gesammelt wurden. Man konnte lediglich ermitteln, dass sie ursprünglich aus Yucatan (Mexiko) mitgebracht wurden. Als Unterscheidungsmerkmal zum völlig anders aussehenden X. hellerii „Yucatan“ wird das Tier als Xiphophorus hellerii „Yucatan 2“ bezeichnet.
Neben der attraktiven Färbung fällt Xiphophorus hellerii „Yucatan 2“ durch sein friedliches Wesen auf. Bekanntermaßen können Männchen des Schwertträgers ja untereinander ausgesprochen unverträglich sein, jedoch sind die von „Yucatan 2“ eine rühmliche Ausnahme von dieser Regel, so der Züchter!

unten links: Sphaerichthys osphromenoides
Der Schokoladengurami (Sphaerichthys osphromenoides) gehört immer noch zu den legendenumwobenen Zierfischarten. Obwohl die Art in der Natur häufig ist und andere Fische des gleichen Lebensraumes (z.B. Keilfleckbarben) im Aquarium keine nennenswerten Probleme bereiten, ist es ein Glückspiel, ob sich Schokoladenguramis dort gut halten. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass es mehrere, sehr ähnliche Arten gibt und diese unterschiedlich empfindlich sind – darauf weisen jedenfalls manche Beobachtungen und Feldaufsammlungen hin.
Zusätzlich gilt für alle Schokoladenguramis, dass sie extrem empfänglich für Infektionskrankheiten aller Art sind und Medikamente schlecht vertragen – eine ungünstige Kombination!
Die Tiere auf den Fotos sind Schokoladenguramis aus der Provinz Jambi auf Sumatra. Viele Exemplare dieser Population fallen durch eine attraktiv gezeichnete Afterflosse auf. Eine weitere Besonderheit dieser Fische ist, dass es häufig Exemplare mit Piebald-Zeichnung gibt. Darunter versteht man Tiere, bei denen pigmentlose (also weiße), unregelmäßige Flecken auftreten. Auf den ersten Blick wirkt das erschreckend, denn bakterielle Infektionen und auch andere Krankheiten sehen ganz ähnlich aus. Eine Behandlung ist jedoch nicht nötig, unter Umständen sogar schädlich. Glaser beobachtete dieses Phänomen bei den Tieren von Jambi immer wieder einmal, zuerst fiel es ihnen 2007 auf.


unten rechts: Gymnochanda ploegi

Aus Indonesien stammt dieser Zwerg-Glasbarsch, der zu Ehren von Alex Ploeg benannt wurde, der in der am 17. 7. 2014 über der Ukraine abgeschossenen Passagiermaschine war.
Gymnochanda ploegi ist bislang nur aus West-Kalimantan, dem zu Indonesien gehörigen Teil Borneos, bekannt. Es handelt sich um eine reine Süßwasserart, die in sehr weichem, sauren Wasser lebt. Die friedlichen Fische werden nur 3-4 cm lang und leben im Schwarm. Ihre Pflege ist nicht schwierig, jedoch fressen Gymnochanda, wie die meisten Glasbarsche, nur Lebend- und Frostfutter, letzteres erst nach Gewöhnung. Am besten füttert man solche kleinen Kostbarkeiten mit lebenden Artemia-Nauplien.
Nur die Männchen haben vergrößerte und rot gefärbte Flossen. Glasbarsche laichen oft im Aquarium ab, es sind Pflanzenlaicher ohne Brutpflege. Die Aufzucht der winzigen Jungen, die oft nur bestimmte Futterorganismen akzeptieren, ist aber ganz hohe Schule der Aquaristik.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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