Raritäten & Neuimporte im Fokus 374

Raritäten & Neuimporte im Fokus 374

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Raritäten & Neuimporte im Fokus 374

oben links: Axelrodia stigmatias

Dieser niedliche Zwergsalmler wurde 1913 aus dem Rio Madeira beschrieben, wo er nahe bei Porto Velho gesammelt wurde. Er ist ein typischer Begleitfisch der beiden Neon-Arten Paracheirodon axelrodi und P. simulans und kommt, wie wir heute wissen, im gesamten Verbreitungsgebiet der beiden Neons, also im oberen Orinoko und im Rio Negro-Einzug von Kolumbien, Venezuela und Brasilien vor. Als Maximalgröße für Axelrodia stigmatias werden 23 mm angegeben. Manchmal sind diese Winzlinge eher gelblich, manchmal tiefrot gefärbt. Sehr rote Exemplare werden meist als A. riesei gehandelt . Der echte A. riesei kommt aus dem oberen Rio Meta, einem großen Orinoko-Zufluss. Manche Axelrodia stigmatias haben einen zusätzlichen intensiv roten Streifen oberhalb des Leuchtfleckes in der Schwanzflosse. Es ist möglich, dass dies ein Geschlechtsunterschied darstellt, untersucht wurde das bisher aber nicht. Die Pflege der Zwerge ist einfach, allerdings benötigen sie sehr kleines Futter. Die Vermehrung gelingt am besten im Art-Aquarium. Hier laichen die Fische bei zusagenden Wasserwerten (extrem weiches Wasser, pH um 5) täglich in kleinen Portionen in feinfiedrigen Pflanzen ab. Eine effiziente Zuchtmethode ist bislang nicht bekannt, aber in biotopgerecht eingerichteten Aquarien (reichlich totes Laub am Boden, feinsandiger Untergrund, mäßige Strömung, gedämpftes Licht) kommen meist auch ohne Zutun des Pflegers ein paar Jungtiere auf.

oben rechts: Apistogramma diplotaenia

Der Doppelstreifen ist die Übersetzung des Wortes diplotaenia und ist nach wie vor eine seltene Erscheinung im Aquarium. Zur erfolgreichen Zucht muss man ziemlich tief in die Trickkiste der Wasserchemie greifen und die Tiere sind zudem relativ unproduktiv. Diese ungewöhnliche Apistogramma-Art stammt aus dem Schwarzwasser des Rio Negro, wo sie meist über nackten Sandböden in größeren Brutkolonien lebt. Mit maximal 5 cm Gesamtlänge (also inklusive Schwanzflosse) gehört sie zu den kleinsten Buntbarscharten überhaupt. Wie alle Apistogramma-Arten ist auch diese polychromatisch, d.h. es gibt innerhalb einer Population unterschiedliche Farbvarianten. Am besten bekannt sind blaue Farbschläge von A. diplotaenia , aber es gibt auch gelb-rote Tiere. Letzte überwiegen in den prächtigen deutschen Nachzuchten.

unten links: Corydoras sp. „Ogawae“ CW86 (cf. armatus)

Corydoras armatus ist ein ziemlich unverkennbarer Panzerwels aus Peru. Aquarium Glaser hat diese schöne Art, die durch ihre besonders hohe Rückenflosse auffällt, auch schon ab und zu aus Venezuela erhalten. Das passt geografisch alles gut zusammen, die Fangregionen gehören beide zum oberen Einzug des Amazonas. Es gibt allerdings eine Doppelgängerart von Corydoras armatus aus Brasilien. Sie bewohnt den Rio Abuna im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Bolivien. Der Brasilianer erhielt die ungültigen Handelsnamen „Corydoras dorsalis“ und „Corydoras ogawae“, frei erfundene Namen ohne wissenschaftliche Bedeutung. Zusätzlich erhielt die Form die Nummer CW86. Der brasilianische Doppelgänger ist kaum vom „echten“ Corydoras armatus zu unterscheiden. Es liegen allerdings etwa 2.500 km Luftlinie zwischen dem Rio Huallaga (dem Typusfundort von C. armatus) und dem Rio Abuna! Zusätzlich hat CW86 etwas gröberen Flecken als seine Vettern.


unten rechts: Ancistrus sp. L184 / L107

Zu den attraktivsten Ancistrus-Arten gehört diese bisher nicht wissenschaftlich identifizierte Spezies aus dem mittleren Rio Negro in Brasilien. Dort ist der schöne Fisch nicht selten, stellenweise sogar sehr häufig anzutreffen, doch bevorzugt die Art offenbar Biotope, die die lokalen Fischer meiden; anders ist kaum zu erklären, warum L184 nur so vergleichsweise selten importiert wird. Inzwischen sind aber häufiger Nachzuchten im Angebot. Während L184 in der Natur schon in stattlichen Exemplaren von 15-18 cm Länge gefunden wurde, bleiben die Nachzuchttiere stets kleiner, züchten bereits mit 6-8 cm Länge und stellen das Wachstum mit 10-12 cm Länge gewöhnlich ein. Die Ursache hierfür ist unbekannt, nahezu alle anderen Fischarten werden im Aquarium gewöhnlich größer als ihre wildlebenden Vettern. Abgesehen von einer hohen Aufmerksamkeit, die diese Ancistrus zur Zucht und während der Aufzucht fordern – sehr weiches Wasser mit einem pH um 5 und extrem geringe bakterielle Wasser-Belastung – sind L184 bei der „normalen“ Pflege ohne Zuchtabsichten nicht sonderlich anspruchsvoll und gut für die Pflege in Gesellschaftsaquarien geeignet. Allerdings sollte man keine anderen, womöglich sogar aggressiven Harnischwelse gemeinsam mit L184 pflegen, denn der „Brillant-Ancistrus“, wie L184/L107 populär auch genannt wird, ist eine sehr defensive Art, die sich leicht unterdrücken lässt. Von allen anderen, ähnlich gezeichneten Ancistrus-Arten unterscheidet sich L184 durch die Kombination folgender Merkmale: sehr flacher Körperbau, breiter Kopf, Punkte in der Rückenflosse, kein weißer Saum in Rücken- oder Schwanzflosse, ausgezipfelte Schwanzflossenenden (weiß bei Jungtieren).

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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