Raritäten & Neuimporte im Fokus 377

Raritäten & Neuimporte im Fokus 377

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Raritäten im Fokus 377

oben links: Hyphessobrycon negodagua
Gegenwärtig erleben die Kleinsalmler Südamerikas einen neuen Boom. Es wurden und werden zahlreiche Arten wissenschaftlich neu beschrieben. So verlassen auch die Zierfischfänger ihre ausgetretenen Pfade und suchen nach diesen Tieren, zumal gerade gepfefferte Preise für die Neuheiten gezahlt werden. So etwas funktioniert naturgemäß nur eine kurze Zeit, dann kommen von den besonders attraktiven Arten Nachzuchten auf den Markt, die weniger attraktiven verschwinden wieder und Wildfänge kommen nur noch alle Jubeljahre als Raritäten für einige wenige Spezialisten zu uns. Aber noch befinden wir uns in Phase 1 dieser Entwicklung und begrüßen begeistert die Neuheiten. Zu diesen zählt der im Jahr 2001 wissenschaftlich beschriebene Hyphessobrycon negodagua. Sein Ursprungsgebiet liegt im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Bahia. Dort besiedelt dieser maximal 3 – 3,5 cm lange Salmler den Rio Pratinah, einem Zufluss des Rio Santo Antonio, der wiederum in den Rio Paraguaçú entwässert, der einer der wichtigen Küstenflüsse Brasiliens ohne Anbindung and andere Flusssysteme ist. Von fast allen anderen Hyphessobrycon-Arten unterscheidet sich H. negodagua durch das Fehlen der für Salmler so typischen Fettflosse bei sehr vielen Exemplaren, die einzigartige Färbung der Männchen in der Balz macht sie ebenfalls unverwechselbar. Frisch importierte und noch nicht eingewöhnte Tiere sind silbrig, aber eingewöhnte Männchen zeigen schon nach wenigen Tagen ihre feurigen Balztänze, während derer sie sich schwarz verfärben, was in sehr wirkungsvollem Kontrast zu den weißen Flossensäumen steht. Das flatternde Balzschwimmen dieser hübschen Art veranlasste Hans-Georg Evers dazu, ihn als „Schmetterlingszwergsalmler“ zu bezeichnen. Die Pflege der Tiere ist einfach und entspricht der von anderen kleinen Salmlern. Übrigens: der Artname „negodagua“ bezieht sich auf ein mythisches, menschenähnliches Monster (Nego d´agua), das am Grunde von Flüssen lauert und nachts unaufmerksame Fischer attackiert. Warum die Wissenschaftler den kleinen, friedlichen Salmler mit diesem Monster assoziierten, verraten sie nicht…

oben rechts: Hyphessobrycon notidanos „Red Devil“

Der erst im Jahr 2006 wissenschaftlich beschriebene Hyphessobrycon notidanos aus dem oberen Einzug des Rio Tapajós in Brasilien ist offenbar ein recht vielfarbiges Tierchen. So gibt es den „Red Devil“ mit viel Rot im Körper und blauer Iris und den „Yellow Devil“ mit roter Iris. Beide Farbformen sollen in der Natur gemeinsam vorkommen, exportiert werden sie aber getrennt. Es sind wirklich hübsche Tiere, ganz und gar nicht teuflisch! In Aufsammlungen aus der Natur waren bislang keine Exemplare über 3 cm Länge (ohne Schwanzflosse gemessen). Artcharakteristisch ist die zugespitzte, ausgezogene Rückenflosse der Männchen, die angelegt fast bis zur Fettflosse reicht. Die Pflege der leider noch recht teuren Fische ist leicht und entspricht der von z.B. Königssalmlern (Inpaichthys kerri). Zur Fütterung nehmen die Tiere jedes übliche Fischfutter passender Größe gierig an. Hyphessobrycon notidanos ist völlig friedlich und beschädigt auch keine Pflanzen. Die Wassertemperatur in der Natur liegt um 26°C, ein Wert, der ganz sicher wetter- und saisonbedingt gelegentlich um einige Grad nach oben oder unten abweicht.

unten links: Hypoptopoma sp. Ucayali

Aus Peru konnte Glaser sehr schöne Hypoptopoma importieren. Der größte Teil des Importes bestand aus H. gulare, doch waren einige Exemplare mit sehr auffälligen, breiten Binden in der Rückenflosse und kontrastreich gezeichneten Schwanzflossen dabei. Leider ergab der Bestimmungsversuch anhand der aktuellen Revision der Gattung (Aquino & Schaefer, 2010) kein befriedigendes Ergebnis und neue Arten wurden seither auch nicht beschrieben. Abgebildet findet man die Art aber schon, meist unter der Bezeichnung H. sp. III. Dabei findet sich der Hinweis, dass die Herkunft dieser Fische unbekannt sei bzw. dass als Fundortangabe „Brasilien“ gelte. Da wir nun wissen, dass diese Art aus dem Rio Ucayali in Peru kommt, hat Glaser sie mit der entsprechenden Angabe bezeichnet. Im Rio Ucayali kommen nach Aquino & Schaefer die Arten Hypoptopoma bianale, H. steindachneri, H. gulare, H. thoracatum, H. psilogaster und eventuell auch H. brevirostratum vor. Zu keiner der genannten Arten passt der Fisch bei Glaser, so dass wohl davon auszugehen ist, das es sich um eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art handelt. Nach den wenigen Angaben in der aquaristischen Literatur wird Hypoptopoma sp. Ucayali 😊 H. sp. III) 10-12 cm lang (Totallänge, also inklusive Schwanzflosse). Die gezeigten Importfische haben gegenwärtig eine Länge von 5-7 cm, sind also gerade einmal halbwüchsig.


unten rechts: Schistura savona

Was in Südamerika die Corydoras, das sind in Asien die Schistura-Schmerlen. In hunderten von Arten bevölkern sie praktisch jeden Bach und kleineren Fluss der tropischen und subtropischen Regionen des Kontinents. In vielen Fällen fällt die Bestimmung schwer oder ist unmöglich. Nicht so bei Schistura savona aus Indien. Ihr „Halbbinden“-Muster mit weißem Bauch macht sie bei aller innerartlichen Variation nahezu unverwechselbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Schistura-Arten ist S. savona ein friedlicher Geselle und bleibt zudem mit ca. 4 cm Maximallänge auch noch sehr klein. So passt sie in jedes Gesellschaftsaquarium mit Bachcharakter. Die Art ist sehr gesellig, man sollte sie darum in Gruppen von 10 oder mehr Tieren pflegen. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen. Der Bodengrund sollte zumindest stellenweise aus feinem Sand bestehen. Einige Wurzeln und flache, abgerundete Steine sollten ebenfalls nicht fehlen. Gefressen wird jegliches Fischfutter passender Größe, Pflanzen werden nicht behelligt, höchstens versehentlich ausgegraben. Schistura savona ist ein Fisch der Subtropen, braucht also in Zimmeraquarien keine zusätzliche Heizung: Temperaturen zwischen 16 und 26°C kommen in der Heimat der Fische vor. Allerdings sollte man die Fische keinen plötzlichen Temperaturschwankungen aussetzen, Änderungen nach oben oder unten sollten allmählich erfolgen. An die Wasserzusammensetzung werden keine besonderen Ansprüche gestellt, jedes als Trinkwasser geeignete Leitungswasser eignet sich auch zur Pflege von S. savona.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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