Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Macrognathus maculatus
Stachelaale erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Immer mehr Aquarianer entdecken, dass es gar nicht immer nur die bunten, ständig sichtbaren Fische sind, die Spaß machen, sondern auch die eher versteckt lebenden Fischpersönlichkeiten, die man oft nur zur Fütterung sieht. Zu diesen Fischpersönlichkeiten gehören auf jeden Fall die Stachelaale.
Es gibt Stachelaale in unterschiedlichen Größen: vom nur etwa 10 cm langen Macrognathus pancalus aus Indien bis hin zum „Riesenstachelaal“ Mastacembelus armatus mit bis zu 90 cm. Leider funktioniert eine lange Zeit sehr hilfreiche Faustregel zur Größe nicht mehr. Bis zu wissenschaftlichen Überarbeitungen der Gattung in den letzten 5 Jahren konnte man immer gut sagen: asiatische Stachelaale mit deutlich abgesetzter Schwanzflosse bleiben klein, bei solchen mit umlaufender Rücken-Schwanz und Afterflosse muss man aufpassen, die können und einen halben Meter lang und armdick werden. Inzwischen kennt man kleinbleibende Arten der letzten Gruppe ebenso wie großwüchsige der ersteren (den erst kürzlich beschriebenen Macrognathus kris von Borneo, der gut 40 cm Länge erreichen kann).
Macrognathus maculatus hat eine umlaufende Flosse und stammt aus Indonesien und Malaysia; Meldungen aus anderen Teilen Südostasiens (Kambodscha, Vietnam) beziehen sich wahrscheinlich auf ähnliche andere Arten. Größenmäßig liegt die Art im Mittelfeld. Die gezeigten Tiere sind voll geschlechtlich differenziert (Männchen sind deutlich schlanker als die Weibchen) und 15-20 cm lang. In der Literatur findet man Größenangaben bis 28 cm. Die farblich variable Art ist jedenfalls sehr hübsch gemustert und sehr friedlich. Nur ganz kleine Fische sollte man nicht mit ihnen gemeinsam pflegen: die dürften über kurz oder lang im Magen der Stachelaale enden.
oben rechts: Platydoras armatulus
Der Knurrende Zebrawels – so könnte könnte man Platydoras armatulus populär bezeichnen. Tatsächlich nennt man ihn aber den Linien-Dornwels. Alle Dornwelse können, wenn man sie aus dem Wasser nimmt, deutlich knurrende oder quakende Töne von sich geben. Dabei vibrieren sie am ganzen Körper. Vermutlich dient das der Feindabwehr. Aber auch ohne dieses Gehabe sind Platydoras gut gegen Fressfeinde geschützt. Ihr ganzer Körper und vor allem die Flossen sind über und über mit Stacheln und Dornen besetzt, die sogar giftig sind und schmerzhafte Stich- und Rissverletzungen verursachen können. Es soll sogar schon Vergiftungsfälle beim Menschen gegeben haben, man sollte diese Tiere darum nie mit bloßen Händen fangen. Es scheint, als wüssten die Welse um ihre weitgehende Ungenießbarkeit: in aller Regel liegen sie tiefenentspannt in einer schattigen Höhle herum und lassen sich kaum stören. Die gelegentlich in der Literatur zu findende Warnung, diese Welse könnten durch Giftabsonderung ihren Aquarienmitbewohnern gefährlich werden, haben wir noch nie beobachtet, obwohl wir schon tausende dieser Tiere über die Jahrzehnte bei uns hatten. Aber immerhin: wir haben Sie hiermit darauf hingewiesen, dass es so etwas geben könnte.
Bis zum Jahr 2008 nannte man den Linien-Dornwels Platydoras costatus und noch heute findet sich dieser Name auf den meisten Stocklisten. Warenwirtschaftssysteme lassen sich halt nicht so einfach umstellen. Der „echte“ P. costatus kommt nur in Küstenflüssen von Surinam und Französisch Guyana vor, ist einfarbig braun-schwarz und hat nur entlang der seitlichen Dornenreihe eine dünne helle Linie. Platydoras armatulus hingegen kommt ursprünglich aus dem unteren Orinoko, dem Amazonas und dem Parana-Paraguay-System. Heutzutage sind allerdings fast nur noch Nachzuchten aus Südostasien im Handel. Er ist unverwechselbar und kontrastreich schwarz-weiß gestreift.
Die Pflege von P. armatulus ist sehr einfach. Die Wassertemperatur kann zwischen 20 und 30°C liegen, jedes Trinkwasser ist zur Pflege geeignet. Die Art ist extrem langlebig, man kann sich auf mehrere Jahrzehnte mit ihnen freuen. Die Maximallänge soll bis zu 30 cm betragen, gewöhnlich werden sie um die 20 cm lang. Es sind gesellige Tiere, die man in kleinen Gruppen (5-7 Exemplare) pflegen sollte. Gefressen wird jedes übliche Zierfischfutter und auch kleine Fische, wenn sie ins Maul passen. Mitbewohner sollten also der Größe der Welse angepasst sein. Die Geschlechter sind äußerlich kaum zu unterscheiden, die Weibchen sind etwas plumper, das war es. Brutpflege üben diese Freilaicher nicht aus.
unten links: Apistogramma agassizii Peru wild
Der Zwergbuntbarsch Apistogramma agassizii hat ein Verbreitungsgebiet, dass sich durch praktisch den gesamten Amazonas zieht. Bei vielen seiner Gattungsgenossen ist das völlig anders, die kommen häufig nur lokal vor und bilden dann auch noch Standortvarianten aus. Agassiz´ Zwergbuntbarsch hat sich bislang erfolgreich allen Versuchen entzogen, ihn auseinander zu dividieren. Zwar kennt man einige besonders herausstechende Farbschläge – etwa den „Tefe“ mit seinem Zickzack-Muster oder den rotrückigen „Santarem“. Aber es zeigt sich immer wieder, dass auch bei diesen Extremen nur relativ wenige Männchen dem Idealbild entsprechen und bei einer größeren Anzahl Wildfängen immer auch normal gefärbte Männchen dabei sind. Und die Weibchen sehen ohnehin alle gleich aus…
Die Sache wird nicht einfacher, wenn man bedenkt, dass nahezu bei jeder Apistogramma-Art in der Natur ein Polychromatismus Vielfarbigkeit) der Männchen zu beobachten ist. Es gibt also Männchen mit z.B. höherem Rotanteil, solche mit höherem Blauanteil etc. Unter Aquarienbedingungen kann man innerhalb weniger Generationen auf die gewünschte Farbe selektieren und bekommt dann einheitlich aussehende Stämme. Aber in der Natur ist das nicht so.
Bei den Tieren auf den Fotos handelt es sich um sehr hübsche Wildfänge von Apistogramma agassizii aus Peru, also dem Oberlauf des Amazonas. Wie bei Wildfängen üblich, sind sie bei Eintritt der Geschlechtsreife etwa 30% kleiner als ihre Vettern, die im Aquarium groß wurden. In der Natur gibt es halt nicht so reichlich Futter. Aber die Färbung der „Wilden“ ist wirklich sehr, sehr hübsch, sowohl der Tiere mit mehr Rot wie auch der Tiere mit mehr Blau in der Schwanzflosse.
unten rechts: Oryzias woworae
Die Blaue Daisy (Oryzias woworae) kennt mittlerweile ja fast jedes Aquarianerkind und Glaser hat diesen schönen und pflegeleichten Fisch auch regelmäßig im Angebot. Auf den Fotos, Nachzuchten aus Indonesien, besteht aus besonders großen Tieren, die sich in der Balz prachtvoll fast schwarz einfärben. Offenbar hat man den attraktiven „Black“-Stamm, der leider meist keine Rückenflosse hatte, erfolgreich eingekreuzt.
Die Weibchen (erkennbar an der glattrandigen Afterflosse) sehen ganz normal aus und auch erschreckte Männchen bzw. solche, die gerade nicht balzaktiv sind, zeigen nur den klassischen blauen Glanz, den orangefarbenen Bauch und die roten Schwanzflossenstreifen.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH