Raritäten & Neuimporte im Fokus 408

Raritäten & Neuimporte im Fokus 408

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Loricaria luciae
Aus Paraguay hat Aquarium Glaser eine schöne Sendung maulbrütender Hexenwelse (Loricaria) erhalten. Wegen der bekannten Schwierigkeiten, Arten in Loricaria exakt zu bestimmen, bezeichneten sie sie zunächst provisorisch als L. simillima, die aquaristisch am besten bekannte Art der Gattung, die zudem auch in Paraguay vorkommt. Nachdem die Tiere nun etwas eingewöhnt sind und auch die neueste wissenschaftliche Literatur ausgewertet werden konnte, sind sie ziemlich sicher, dass es sich bei ihren Neuimporten zumindest zum größten Teil um L. luciae handelt, eine erst 2013 wissenschaftlich beschriebene Art. Innerhalb der 13 akzeptierten Arten der Gattung ist dies die zuletzt beschriebene Art. Alleinstellungsmerkmal von L. luciae ist die Form der Bauchbeschilderung in Kombination mit der Tatsache, dass der Schultergürtel komplett nackt, also unbeschildert ist. Bei zwei der drei in Paraguay zusammen mit L. luciae vorkommenden Arten, nämlich L. apeltogaster und L. simillima bedecken die Bauchschilder auch den Schultergürtel. Diese beiden Arten scheiden also in Bezug auf unseren Neuimport aus. Hingegen ist L. coximensis sehr ähnlich, von von dem sich L. luciae durch seine größere Größe als Erwachsener (130-190 mm SL im Vergleich zu weniger als 130 mm SL) und die größere Länge der posturalen Platten (17,0-20,3 % im Vergleich zu 7,4-14,2 % der HL) unterscheidet. Außerdem unterscheidet er sich von L. coximensis durch eine höhere Anzahl der gesamten Seitenplatten (32-33 gegenüber 28-31). Für unsere Determination ausschlaggebend war die Form der seitlichen Abdominalplatten. Vergleicht man die Abbildungen in den Orginalbeschreibungen von L. luciae und L. coximensis, so sind bei L. coximensis die beiden seitlichen Reihen der Abdominalschilder wesentlich länger, wodurch die mittleren, mosaikartig zusammengestzten Bauchplatten zu einem relativ schmalen Keil reduziert werden. Die beiden anderen Verwechslungsarten zu L. luciae sind L. holmbergi und L. pumila. L. holmbergi kommt, soweit bekannt, nur im Rio San Francisco in Argentinien vor (nicht zu verwechseln mit dem Sao Francisco in Brasilien!) und bei L. pumila feht der Irislappen, der bei unseren Loricaria deutlich ausgeprägt ist. Es ist anzunehmen, dass L. luciae ähnlich gut zu pflegen und zu züchten ist wie die bekannte L. simillima. Die Geschlechter unserer offenbar geschlechtsreifen Tiere (sie sind 9-12 cm lang) lassen sich anhand der orangefarbenen Zähnchen entlang der vorderen Kopfseiten beim Männchen unterscheiden.

Panaque sp. L191

Die großen holzfressenden Panaque des Formenkreises um P. nigrolineatus sind fantastische Fische. Jungtiere sind geradezu prachtvoll gefärbt, so auch L191, eine Art, die wissenschaftlich nach wie vor noch nicht beschrieben ist. L191 stammt aus Kolumbien. Nach den verfügbaren Angaben ist das Heimatgebiet der Rio Caguán in Caquetá. Besonders prächtig ist bei jungen L191 der Grünschimmer, den die Tiere zeigen. Da L191 immer wieder gemischt mit einer zweiten, ziemlich ähnlichen Art exportiert wird, dem L190. Der ist wahrscheinlich der „echte“ P. nigrolineatus, aber die Fachleute zanken noch. Einfachstes Unterscheidungsmerkmal bei Jungtieren ist die Augenfarbe: rot bei L190, gelblich, grau oder schwärzlich bei L191. Die Zeichnung beider Arten sehr variabel. Sie kommen übrigens nicht zusammen vor, L190 stammt aus einer anderen Gegend in Kolumbien (Einzug des Rio Meta und Rio Orituco). Vermischt werden die beiden Arten erst beim Exporteur. Meist werden sie auch als Mix weiterverkauft, das sollte man wissen, wenn man sich Zuchtgruppen zusammenstellen will. Untereinander sind die großen Panaque – sie werden durchwegs über 40 cm lang, sind einigermaßen verträglich, aber sie rangeln miteinander und fordern individuellen Freiraum. Große Aquarien muss man also einplanen, wenn man sie pflegen will, auch wegen der erheblichen Kotmengen, die bei der Pflege dieser Fische anfallen. Ein wesentlicher Nahrungsbestandteil der Tiere ist weiches Holz. Das hat kaum Nährstoffe und darum frisst so ein Panaque viel. Und wer viel frisst, der sch…, ähm, setzt auch viel Kot ab.

Micropoecilia picta „Trinidad“

Von der nur äußerst selten angebotenen Art Micropoecilia picta kann Aquarium Glaser außer der attraktiv orange-roten Variante aus Surinam auch noch eine zweite Fundortvariante, nämlich von der Insel Trinidad anbieten. Vielleicht mag diese Form auf den ersten Blick weniger attraktiv als die roten Vettern erscheinen. Aber das machen die kleinen Tausendsassas durch ihre lebhaften Balzspiele, bei denen die schwarz-weiße Rückenflosse optisch sehr auffällig in Szene gesetzt wird, mehr als wett.


Apistogramma sp. Alto Tapiche

Der Rio Tapiche in Peru entwickelt sich mehr und mehr zu einem neuen Mekka für Apistogramma-Enthusiasten. Er ist ein rund 680 km langer Schwarzwasserfluss in der Provinz Requena (Region Loreto) mit einem Einzugsgebiet von etwa 23.600 km2, der bei der am rechten Flussufer gelegenen Provinzhauptstadt Requena in den Río Ucayali mündet. Unter der Bezeichnung Apistogramma sp. Alto Tapiche (also: oberer Tapiche) konnte Aquarium Glaser kürzlich einen wunderschönen Apistogramma importieren, der Merkmale von A. rubrolineata und von A. eunotus in sich vereinigt. Es handelt sich ganz offensichtlich um eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art. Die prächtigen Tiere werden etwa 6 cm lang (Männchen, Weibchen bleiben kleiner). Sie erwiesen sich bei uns bisher als stabil und wenig krankheitsanfällig. Sie sind sich sicher, dass diese Schönheit auch langfristig einen Platz in den Becken der Liebhaber erobern wird.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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