Raritäten & Neuimporte im Fokus 414

Raritäten & Neuimporte im Fokus 414

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Apistogramma psammophila
Der Zweibinden-Zwergbuntbarsch, Apistogramma diplotaenia, gehört zu den Traumfischen vieler Apistogramma-Liebhaber. Die Art stammt aus dem Rio Negro-Einzug in Brasilien. Leider gehört dieser Fisch aber auch zu den anspruchsvollsten Arten der Gattung und bereits geringfügige Nachlässigkeiten in der Pflege – z.B. ein versäumter Wasserwechsel und der damit verbundene Anstieg der bakteriellen Belastung des Wassers – werden sehr übelgenommen. Wegen seiner einmaligen Färbung galt A. diplotaenia bisher als unverwechselbar, bis 2019 eine Zwillingsart, A. psammophila aus dem Rio Atabapo in Kolumbien beschrieben wurde. Tatsächlich kann man beide Arten im Jugendstadium ohne Kenntnis der Herkunft nicht auseinanderhalten. Es gibt ein eindeutiges Merkmal, das A. diplotaenia und A. psammophila unterscheidet, und das sind senkrechte schwarze Streifen am Bauch von A. psammophila, die bei A. diplotaenia niemals auftreten. Leider lässt sich diese Streifenfärbung nicht gut provozieren. Sie wird offensichtlich nur stimmungsabhängig gezeigt, doch in welcher Stimmung? Stark gestresste Tiere verblassen völlig und während aggressiver Handlungen sind die Streifen auch nicht oder höchstens angedeutet sichtbar. Offenbar sieht man sie am besten bei entspannten, eher „gelangweilten“ Tieren. Ein zweites Merkmal ist die Schwanzflossenform (rund bei A. diplotaenia, lanzettlich bei A. psammophila), doch ist das nur bei voll ausgewachsenen Männchen klar zu sehen und darum bei Jungfischbestimmungen unerheblich.

Für die Pflege gilt auch hier: sie ist nur wirklich erfahrenen Spezialisten zu empfehlen. Die Tiere auf den Bildern scheinen, obwohl sie mit 2-3 cm noch sehr klein und gerade erst geschlechtsreif sind, untereinander extrem unverträglich zu sein. Es kommt zwar nicht zu Beschädigungskämpfen, aber ständiger Stress scheint bereits zu genügen, um das Immunsystem so zu schädigen, dass es zu schweren Erkrankungen kommt.

Pseudolaguvia muricata

Pseudolaguvia muricata In den letzten Jahren wurde viele hochinteressante und ideal für die Aquaristik geeignete Wels-Arten aus Asien entdeckt und für die Aquaristik importiert. Die erste Art der Gattung Pseudolaguvia wurden schon 1927 beschrieben, doch erkannte man erst in jüngster Zeit, dass es sich um eine sehr artenreiche Gattung von Zwergwelsen handelt, die gewöhnlich nur ca. 2-3 cm lang werden. So wurden von 1927 bis zum Jahr 2013 nur vier Arten beschrieben, seither kamen 21 (!) neue Arten hinzu! Typisch für Pseudolaguvia ist ein Saugapparat an der Bauchseite. Die Arten leben in Bächen und kleinen Flüssen, die gewöhnlich feinen Sand als Bodengrund aufweisen. Hier findet man die Zwergwelse zwischen zerfallenden Pflanzenresten (Detritus). Aquarium Glaser konnte wieder einmal Pseudolaguvia muricata aus Nordbengalen in Indien importieren. Die niedlichen Tiere werden etwa 2,5-3 cm lang und eignen sich damit hervorragend zur Pflege in kleinen Aquarien, zumal sie nicht sehr schwimmfreudig sind. Das Aquarium für Pseudolaguvia sollte feinen Sandboden aufweisen. Zusätzlich gibt man etwas totes Laub in das Aquarium. Gefressen wird alles übliche Fischfutter, sofern es ins Maul passt. Gegenüber Artgenossen und artfremden Fischen sind Pseudolaguvia vollkommen friedlich, auch Pflanzen werden nicht beschädigt. Es gibt eher dunkle, schlanke Fische und etwas heller gefärbte, kräftigere Exemplare. Vielleicht handelt es sich dabei um einen Geschlechtsunterschied. Über die Fortpflanzung ist nichts bekannt, doch ist zu vermuten, dass die Tierchen ihre Eier, ähnlich wie Panzerwelse, ohne weitere Brutpflege an Pflanzen etc. anheften. Die Pflege erfolgt am besten bei Zimmertemperatur, das Wasser im natürlichen Lebensraum ist weich und neutral. Besonders wichtig sind zwei Dinge: keimarmes Wasser und geringe Futterkonkurrenz, denn die Pseudolaguvia sind langsame Fresser und kommen leicht zu kurz. Lexikon: Pseudolaguvia: bedeutet “falsche Laguvia”: Laguvia ist eine andere Welsgattung. muricata: bedeutet “stachelig wie eine Murex-Schnecke”.

Caelatoglanis zonatus

Dieser hübsche Zwergwels aus dem Oberlauf des Flusses Ataran in Burma wurde erst 2005 entdeckt. Er unterscheidet sich in so vielen anatomischen Eigenschaften von anderen Welsen der Familie Erethistidae, dass eigens für diese Art die Gattung Caelatoglanis geschaffen wurde, deren einzige Art C. zonatus bis heute geblieben ist. Der Fisch wird maximal 4,5 cm lang. Es sind anspruchsvolle Tiere, die absolut sauberes und sauerstoffreiches Wasser fordern. Gemeinsam mit C. zonatus kommt z.B. die Sternchenschmerle, Botia kubotai, vor. Für solche Fische richtet man ein Aquarium ein, das in seinem Charakter einem Bach entspricht. Es sollte also eine ordentliche Strömung erzeugt werden, ein Teil des Bodens sollte aus Kies, ein weiterer aus Sand bestehen. In letzteren graben sich die Fische gelegentlich ein. Zur Dekoration verwendet man große, rundgeschliffene Fluss-Kieselsteine. Die chemische Wasserzusammensetzung ist unwesentlich, aber die Temperatur sollte nicht zu hoch sein. Im Jahresverlauf kann sie zwischen 16 und 26°C schwanken, plötzliche Temperaturänderungen sind aber unbedingt zu vermeiden. In bewohnten Räumen braucht das Aquarium mit C. zonatus jedenfalls nicht extra beheizt zu werden. Caelatoglanis zonatus ist friedlich und etwas gesellig, man kann und sollte ihn darum in mehreren Exemplaren pflegen. Farblich variierten die Fische deutlich, es gibt eher graue und eher gelb-orangegrundige Tiere. Es ist noch nicht klar, ab das im Zusammenhang mit Geschlechtsunterschieden, mit individueller Färbung oder stimmungsabhängig ist.


Corydoras aeneus „Gold Shoulder“ CW78

Der Metallpanzerwels (Corydoras aeneus) ist extrem weit in Südamerika verbreitet … aber halt, hier ist eigentlich schon ein Fehler. Alle, die sich ein wenig mit Panzerwelsen befassen, wissen längst, dass es „den“ Metallpanzerwels kaum gibt. Klar, die Art ist altbekannt, sie stammt von der Insel Trinidad, doch exakt die Trinidad-Metallpanzerwelse findet man höchstens bei ein paar Spezialisten. Fast alles andere, was in wissenschaftlicher und aquaristischer Literatur als Corydoras aeneus (oder auch C. schultzei) bezeichnet wird, gehört anderen Spezies an. Die meisten davon sind wissenschaftlich unbeschrieben. Und darum behilft man sich mit mehr oder weniger glücklich gewählten Populärnamen und/oder Codenummern. Der Corydoras aeneus „Gold Shoulder“ CW78, den Aquarium Glaser gerade als Wildfang aus Peru erhalten hat, ist ein gutes Beispiel dafür. Das prächtige Tier hat viel mehr zu bieten als nur einen goldgelben Schulterstreifen. Er glänzt, dass es eine Pracht ist und dazu kommen noch die leuchtend gelben Flossen. Letzteres ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wir sind uns völlig sicher, dass dieser Fisch, wenn sich einmal ein Wissenschaftler der Metallpanzerwels-Gruppe mit modernen Untersuchungs-Methoden annimmt, als eine neue Art beschrieben werden wird, die mit C. aeneus zwar verwandt, aber keineswegs identisch ist.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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