Raritäten & Neuimporte im Fokus 415

Raritäten & Neuimporte im Fokus 415

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Ancistrus sp. L 267 Pozuzo
Bei dem „Vierstreifen-Ancistrus“ L267 handelt es sich um eine nach wie vor etwas geheimnisumwitterte Art. Auch wenn das erste Exemplar bereits 1996 bekannt wurde, blieb dieser Ancistrus im Handel stets eine Top-Rarität und war jahrelang überhaupt nicht zu bekommen. Sogar die Herkunft blieb bislang unbekannt. Wir beziehen die Fische über einen Exporteur in Peru, der bei Pucallpa seine Station betreibt. Ungesicherte Gerüchte besagen, dass das Fanggebiet dieses ganz einzigartig gezeichneten Ancistrus – es gibt keine weitere bekannte Art mit so deutlich ausgeprägten Längsstreifen – aus dem oberen Einzug des Rio Ucayali stammen soll (Rio Pozuzo bei Codo del Pozuzo in der gleichnamigen zentralperuanischen Provinz). Die Grundfärbung von L267 ist sehr variabel. Beide Geschlechter können sehr dunkelbraun, orange-braun oder silbergrau-schwärzlich in der Grundfärbung sein, hinzu kommt ein starkes physiologisches Farbwechselvermögen. Aber immer sind ein Wurm-Muster im Kopfbereich und die bezeichnenden Längsstreifen erkennbar. Unsere Tiere sind 9-12 cm groß und geschlechtlich differenziert. Sie werden wohl noch etwas wachsen können, liegen aber größenmäßig offenbar im Bereich des bekannten „Gewöhnlichen Aquarien-Ancistrus“. Bleibt zu hoffen, dass die Zucht bald gelingt und dann der Preis in einen Bereich sinkt, der den schönen Ancistrus für viele Hobbyisten erschwinglich werden lässt.

Austrolebias nigripinnis

Der Schwarze Fächerfisch (Austrolebias nigripinnis, früher Cynolebias n.) ist ein echter Klassiker unter den Killifischen. Seit seiner Ersteinfuhr im Jahr 1908 begeistert das kleine Naturwunder die Fischliebhaber. Es handelt sich bei dem nur maximal 4,5 cm langen Tier (Weibchen bleiben kleiner) um einen typischen Saisonfisch, der in der Natur nur wenige Wochen lebt. Diese Zeit nutzt er ununterbrochen um zu fressen, zu wachsen, mit Artgenossen zu zanken und zu laichen. Zu letzterem tauchen beide Partner tief in den Bodengrund ein. Die dort abgelegten Eier können im ausgetrockneten Boden bis zu 3 Jahren am Leben bleiben. Voll entwickelt warten die Larven auf den nächsten Regen. Ist die Pfütze gefüllt, schlüpfen sie und das Spiel beginnt von Neuem. Im Aquarium können die kleinen Juwelen ein erheblich längeres Leben führen als in der Natur. Eine Lebensdauer von bis zu einem Jahr kann im Aquarium beobachtet werden, besonders dann, wenn man sie bei Zimmertemperatur (ca. 18°C) pflegt. Höhere Temperaturen verkürzen das Leben und erhöhen die Krankheitsanfälligkeit dieser Fische. Sie stammen ursprünglich aus dem Süden Südamerikas (Argentinien, Paraguay, Uruguay und südliches Brasilien), werden aber ausschließlich als Nachzucht gehandelt. Die Eier bedürfen einer Sonderbehandlung. Ohne Trockenphase geht es bei dieser Art nicht. Wichtig bei der Pflege ist vor allem, dem ungeheuren Futterbedarf dieser Tiere Rechnung zu tragen. Normalerweise kann man gar nicht genug vor den Gefahren der Überfütterung bei Aquarienfischen warnen, aber hier darf man so oft und so herzhaft füttern, wie man möchte. Aber darüber darf die Wasserpflege nicht vernachlässigt werden! In Dreckbrühe erkranken Killis unweigerlich. Die Geschlechter sind farblich sehr verschieden; lassen Sie sich aber nicht von blassen Männchen täuschen! Nach einem verlorenen Streit werden die zuvor schwarzen Fische sehr, sehr hell. Die Weibchen sind ebenfalls hell gefärbt, haben aber unregelmäßige bräunliche Tupfen auf dem ganzen Körper, die auch bei hell gefärbten Männchen stets fehlen.

Xiphophorus hellerii grün

Manchmal sollte man inmitten des Alltagstrubels kurz innehalten und versuchen, einen unvoreingenommenen Blick auf unsere ach so vertraute Umgebung zu werfen. Es ist ganz erstaunlich, was man dabei sieht! Der grüne Schwertträger, Xiphophorus hellerii, ist nun wirklich etwas ganz und gar alltägliches. Seit über hundert Jahren wird er im Aquarium gepflegt und gezüchtet, es gibt jede Menge Zuchtformen und Kreuzungen mit dem Platy. So weit, so unspektakulär. Die hier gezeigten Schwertträger – Standard-Nachzuchten aus Singapur – waren eigentlich als Trojaner im Photoaquarium. Sie sollten eine seltene Wildschwertträger-Art, die etwas lendenlahm und gelangweilt herumschwamm, in Wallung bringen. Das klappte auch, und es fielen ein paar hübsche Aufnahmen des Allerweltsfisches dabei ab. Und mal ehrlich: würden sie nicht als absolute Sensation gefeiert, wenn es sich dabei um eine seltene Neueinführung handelte? Wir finden grüne Schwertträger jedenfalls immer noch wunderschön, auch wenn wir ihnen im Alltag leider nur unzureichend huldigen!


Rubricatochromis „lifalili“ (früher: Hemichromis)

Es gibt keinen Zweifel: der Rote Buntbarsch, den man früher Hemichromis bimaculatus nannte, gehört zu den beliebtesten Aquarienfischen. Seit mehreren Menschheits-Generationen schwimmt er in den Aquarien der Welt und findet immer wieder neue, begeisterte Anhänger – allerdings auch Aquarianer, die einen Eid schwören: nie wieder Rote Cichliden! Letzteres kommt von der leider im Einzelfall unberechenbaren Streitlust dieser Fische. Die allermeisten sind wirklich umgänglich, aber es gibt vereinzelt unerträgliche Stänkerer, die allen Fischen im Aquarium das Leben zur Hölle machen. Da diese Eigenschaft individuell auftritt, ist sie absolut unvorhersagbar. Die schönsten Roten Cichliden sind die, die zahlreiche blauglänzende Tüpfel am Körper tragen, die so genannten Iriodophoren. Die Verteilung der Iriodophoren ist individuell unterschiedlich. Bei Wildfängen findet man Exemplare ganz ohne und solche, die vollständig mit Iriodophoren bedeckt sind, in der gleichen Population mehrerer Arten. Das ist also kein Artmerkmal, kann aber durch geeignete Zuchtwahl selektiert werden. So entstanden im Laufe der Jahrzehnte Aquarienstämme, die viel, viel bunter sind als ihre wilden Vettern. Wenn diese Fische besonders viele Iriodophoren haben, so nennt man sie im Hobby Lifalili. Das ist insofern etwas unglücklich, als dass es die Art Rubicatochromis lifalili wirklich gibt. Sie lebt im Kongo. Im Handel taucht der „echte“ R. lifalili so gut wie nie auf. Was man als Rubicatochromis (oder Hemichromis) lifalili kaufen kann, sind entweder Selektionszuchten von R. guttatus oder Zuchtformen, die ihren Ursprung in der Kreuzung verschiedener Arten haben. Auf den Bildern sieht man übrigens sehr schön, wie es kommt, dass diese Fische blitzschnell in tiefem Rot erglühen können. Die Körperzellen, in denen sich der rote Farbstoff befindet, können zusammengezogen werden. Dann erscheinen sie nur noch als feine rote Punkte.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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