Raritäten & Neuimporte im Fokus 440

Raritäten & Neuimporte im Fokus 440

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

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Raritäten & Neuimporte im Fokus 440

Pseudostegophilus nemurus
Gerade hat Glaser erst vor dem (für Fische) unangenehmen, parasitisch lebenden Ochmacanthus-Welsen gewarnt, da erreichten sie enge Verwandte dieser Tiere, die allerdings – ganz im Gegensatz zu den Ochmacanthus – schön gefärbt und zudem repräsentativ groß sind. Die Importtiere sind 6-8 cm lang, aber in der wissenschaftlichen Literatur wird von bis zu 15 cm Länge berichtet! Ähnlich wie die kleinen, fiesen Ochmacanthus sind Pseudostegophilus parasitisch lebende Tiere, die sich von Schuppen, Schleimhaut und Blut ihrer Opfer ernähren. Während Ochmacanthus zu diesem Zweck gesunde Fische angreift, scheinen die Dinge bei Pseudostegophilus nemurus anders zu liegen. Wie die Schakale der afrikanischen Savanne attackieren sie vorzugsweise, kranke, sterbende und tote Fische – zumindest so viel man weiß, und das ist nicht viel! Es ist ganz klar, dass solche Fische ausschließlich zu Forschungszwecken im Aquarium gepflegt werden sollten! Glaser hat darum aus Peru auch nur 5 Exemplare zu eben diesem Zweck importiert und stellen uns die Tiere hier nur vor, damit wir nicht versehentlich einen solchen durchaus attraktiven Fisch erwerben.

Tenellus trimaculatus

Aus Peru hat Aquarium Glaser diesen netten Dornwels erhalten, der an seiner arttypischen Punktzeichnung gut zu erkennen ist: Ein schwarzer Fleck an der Basis der Rückenflosse, zwei am mittleren Ansatz der Schwanzflosse. Darauf bezieht sich auch der Artname (trimaculatus = mit drei Flecken). Das friedliche Tier wird etwa 10 cm lang. Im Verhalten ist es am ehesten mit Panzerwelsen (Corydoras) zu vergleichen. Tenellus trimaculatus ist ein soziales Tier, das die Gesellschaft von Artgenossen schätzt. Darum sollte man immer mindestens fünf Exemplare gemeinsam pflegen; in Ermangelung von artgleichen Tieren schließt sich der Wels auch anderen, ähnlichen Arten an. Das große Auge zeigt, dass es sich um dämmerungsaktive Welse handelt. In der unteren Hälfte des Auges befindet sich ein „Restlichtverstärker“, der bei Blitzlichtaufnahmen dazu führt, dass die untere Hälfte der Iris einen „rote-Augen-Effekt“ zeigt. Das wurde bei den meisten Photos korrigiert, nur bei einem Bild haben sie es gelassen, um den Effekt zu demonstrieren.

Marosatherina ladigesi

Der Celebes-Sonnenstrahlenfisch, Marosatherina ladigesi, ist manchem Leser vielleicht noch als Telmatherina ladigesi in Erinnerung. Die Art lebt endemisch (also – weltweit gesehen – ausschließlich dort) in kühlen Karstbächen der Gegend um Bantimurung, Maros-Karst, Sulawesi Selatan; Sulawesi gehört politisch zu Indonesien, zoogeografisch aber zur Australischen Region. Früher war die große Insel als Celebes bekannt. Marosatherina ladigesi wird etwa 5-6 (selten bis 😎 cm lang und ist ein friedlicher, lebhafter Schwarmfisch, der in härterem, gut gepuffertem Wasser gepflegt werden sollte. Ideal ist eine kräftige Strömung. Die Männchen entwickeln lang ausgezogene Flossenstrahlen in Rücken- und Afterflosse. Jedes Tier – Männchen wie Weibchen – hat eine individuell unterschiedlich gefärbte erste Rückenflosse mit unterschiedlich hohem Schwarzanteil. Während der Balz werden die Männchen rauchig-schwarz. Gelaicht wird in feinfiedrigen Pflanzen, Brutpflege üben diese Fische nicht aus. Ein Schwarm von 10-20 Exemplaren ist ein herrlicher Anblick, den man so schnell nicht mehr vergisst. Die Tiere sind etwas empfindlich gegen Umsetzen, ansonsten aber leicht zu pflegen. Sie akzeptieren jegliches übliche Fischfutter, fressen aber am liebsten von der Oberfläche. Pflanzen werden nicht beschädigt.


Apistogramma sp. Nanay

Die Artmerkmale bei diesem Zwergbuntbarsch aus Peru sind: deutliche Unterbauchstreifen, ein orangefarbener „Achselfleck“ (die Ansatzstelle der Brustflosse ist intensiv orange gefärbt), eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte orangefarbene Zone am Bauch und eine oben und unten ausgezipfelte Schwanzflosse bei alten, vollentwickelten Männchen. Dieser Apistogramma gehört in den Formenkreis um A. moae und wurde bereits mehrfach unter allerlei Phantasienamen importiert, so unter der Bezeichnung A. sp. „Baby face yellow tail“, A. sp. „Frank“, A. sp. „Melgar“ oder A. sp. „Nanay“. Da unter letzter Bezeichnung auch schon Nachzuchten in Umlauf waren – bei den Nachzucht-Tiere sind die orangefarbenen Komponenten in der Färbung durch Zuchtwahl oft sehr intensiv – hat Glaser diesen Namen für den aktuellen Import übernommen. Diese Tiere brauchen sich freilich vor ihren in Europa geborenen Vettern in Hinsicht auf das Farbkleid nicht zu verstecken! Man muss aufpassen, dass man diesen „Orangefleck-Apistogramma“ nicht mit dem ebenfalls aus dem Rio Nanay stammenden A. ortegai verwechselt, der vor seiner wissenschaftlichen Beschreibung ebenfalls zeitweise als A. sp. „Nanay“ gehandelt wurde. Laut Glaser ist der hier vorgestellte A. sp. Nanay mit dem artspezifischen orangenen Brustflossenfleck wissenschaftlich noch nicht beschrieben.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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