Raritäten & Neuimporte im Fokus 456

Raritäten & Neuimporte im Fokus 456

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Fundulopanchax gardneri nigerianus
Zu den ganz wenigen Killifisch-Arten, die mit großer Regelmäßigkeit im Handel sind, gehört Fundulopanchax gardneri nigerianus. Höchstwahrscheinlich gehen viele der heutzutage gezüchteten Fische immer noch auf den alten Stamm von Akure in Nigeria zurück, der 1957 nach Dänemark eingeführt wurde. 1963 beschrieb Clausen Aphyosemion nigerianum wissenschaftlich anhand von Exemplaren, die in einem Sumpf bei Arum gesammelt wurden. Heutzutage geht man davon aus, dass es mehrere Unterarten der Art Fundulopanchax gardneri gibt, die im Hobby mit verschiedenen Fundortformen vertreten sind. Man sollte immer darauf achten, diese Fische „sortenrein“ zu züchten. Der äußerlich gut erkennbare Unterschied von nigerianus zu anderen Unterarten ist die Färbung der Afterflosse. Sie schmückt bei nigerianus ein rotes zentrales Band, der Rand der Flosse ist gelb. Bei den anderen gardneri-Unterarten ist diese Flosse rot gepunktet und/oder hat keinen gelben Saum. Dieser robuste Killifisch ist leicht zu pflegen und zu züchten. Die Lebenserwartung beträgt 2-3 Jahre. Die Männchen sind ständig zu Rivalitäten untereinander aufgelegt. Diese Schaukämpfe sind grundsätzlich harmlos, führen aber immer wieder zu leichten Flossenschäden, die aber rasch wieder verheilen, ohne dass sie behandelt werden müssen. Die Maximalgröße der Art liegt bei etwa 7 cm. Man sollte diese Tiere nicht zu warm pflegen (18-24°C) und sie benötigen, weil sie schnell wachsen, kräftiges Futter. Gut bepflanzte Aquarien mit Schwimmpflanzen an der Oberfläche und Totlaub auf dem Boden sorgen dafür, dass die wunderbaren Farben der Fische optimal zur Geltung kommen.

Brotia pagodula

Aus Südostasien stammt diese sehr attraktive Schneckenart. Bei Brotia pagodula handelt es sich um eine lebendgebärende Schnecke, die als Endemit nur im Moei, einem Grenzfluss zwischen Myanmar und Thailand, vorkommt. Das Gehäuse dieser Art wird 4-5 cm lang. Die Art ist getrennt geschlechtlich, aber die Geschlechter sind äußerlich nicht unterscheidbar. Ihr stark gewundenes mit zahlreichen Stacheln versehenes Gehäuse gibt ihr ein bizarres Aussehen. Auf der Suche nach Algen beweidet sie alle zur Verfügung stehenden Oberflächen. Im Aquarium wird (bei Aquarium Glaser) auch Flocken- und Granulatfutter gefressen, ebenso natürlich Gurken und anderes Grünfutter. Lebende Wasserpflanzen werden nicht angetastet. Manchmal hört man aber, dass die Tiere normales Fischfutter verschmähen; das hängt möglicherweise damit zusammen, dass höchstwahrscheinlich zwei äußerlich nicht unterscheidbare Schneckenarten im Biotop zusammenleben, wie DNS-Untersuchungen gezeigt haben. Möglicherweise haben diese beiden Arten unterschiedliche Ernährungsweisen. Das könnte erklären, warum manche Schneckenpfleger die Art als Mikrofiltrierer, andere sie als strikten Aufwuchsfresser schildern. Intensive Beobachtung der eigenen Tiere ermöglicht es dem Pfleger in beiden Fällen, den Bedürfnissen der Schnecken gerecht zu werden. Da (Algen-)Aufwuchs im Aquarium gewöhnlich nur in begrenztem Umfang zur Verfügung steht, sollten immer auch Kräuter wie Löwenzahn, Vogelmiere, ungespritze (!) Salate etc. verfüttert werden. In ganz frischem Zustand sind diese Pflanzen oft zu hart für die Schnecken, weshalb manche Liebhaber die Pflanzen vor dem Verfüttern mit kochendem Wasser überbrühen. Unter Wasser verwelken diese Landpflanzen aber auch von alleine mit der Zeit und werden dadurch zart und fressbar, es dauert nur länger als bei überbrühten Exemplaren. Sehr wichtig für die Pflege der Tiere ist, dass ein pH-Wert unter 7 dauerhaft nicht vertragen wird. Der pH sollte also bei 7,5-8,5 liegen. Die Wassertemperatur kann zwischen 18 und 26°C liegen, wobei grundsätzlich plötzliche drastische Temperaturänderungen zu vermeiden sind.

Apistogramma norberti

Die 1990er Jahre waren ein Jahrzehnt, in dem sehr viele neue Zwergbuntbarsch-Arten entdeckt und auch wissenschaftlich beschrieben wurden. Das Zusammenspiel von guten Reisemöglichkeiten und toleranter Exportportpolitik, von dem gerade entstehenden Internet und daraus resultierenden erheblich vereinfachter globaler Kommunikation machten das möglich. Auch Apistogramma norberti, eine 1991 wissenschaftlich beschriebene Art aus Peru, wurde auf diese Art und Weise entdeckt. Es handelt sich bei der schönen Art mit meist blauer Grundfärbung um einen typischen Vertreter der Kakadu-Gruppe (Apistogramma-cacatuoides-Komplex). Von den anderen Arten dieser Gruppe unterscheidet sich A. norberti zuverlässig durch einen schwarzen Fleck im Weichteil der Rückenflosse und eine abgerundete Schwanzflosse. Diese Merkmalskombination tritt bei keinem anderen Apistogramma-Männchen auf. Da A. norberti von reisenden Aquarianern und Wissenschaftlern gefunden wurde, gibt es eine ausführliche Beschreibung des Fundortes, einem linksseitigen Zufluss der Quebrada Nuevo Horizonte, die zum Einzug des unteren Rio Tahuayo gehört. In der Natur bewohnt diese Art einen 1-2 m breiten Waldbach. Gesammelt wurde in der Trockenzeit, als nur wenig Wasser im Bachbett vorhanden war. Der Boden war mit Falllaub und Totholz bedeckt, die Apistogramma hielten sich zwischen den Blättern versteckt. Das Wasser war zum Messzeitpunkt (11 Uhr) klar, gelblich, hatte 24°C, einen Leitwert von 10 Mikrosiemens, eine KH von 2° dH und einen pH-Wert von 5,9. Der wichtigste Messwert ist sicher die Temperatur, denn in der Regenzeit, wenn der Bach viel Wasser führt, ist es sicher noch deutlich kühler. Im Aquarium zeigt sich A. norberti anfangs oft scheu, doch gibt sich das nach der Eingewöhnung. Wie alle Apistogramma-Arten sollte man auch diese auf Sandboden pflegen. Ansonsten gelten alle üblichen Bedingungen, die man diesen zu Recht überaus beliebten Fischen im Aquarium üblicherweise angedeihen lassen sollte.


Pangio alternans

Dornaugen (Pangio) sind sehr beliebte Aquarienfische. Sie sind niedlich, klein und oft bunt. In Gesellschaftsaquarien betätigen sich die kleinen Wasserschlängelchen als Putzkolonne, die zuverlässig verhindert, dass irgendwo Futterreste liegen bleiben. Die Tiere sind vollkommen friedlich und lieben die Gesellschaft von ihresgleichen. Dornaugen werden vor Gewittern unruhig und schwimmen dann oft hektisch durch das Aquarium, zeigen also das Wetter an; darum muss ein Aquarium mit Dornaugen aber auch absolut lückenlos abgedeckt sein, sonst wandern die Fische aus. Wichtig ist für die Dornaugenpflege, dass das Aquarium bereits eine Weile in Betrieb ist und sich kleinere Mulmansammlungen darin finden, die den Dornaugen als unverzichtbare Nahrungsergänzung dienen. So einfach ihre Pflege ist, so kompliziert ist ihre Artbestimmung. Das liegt daran, dass es vor allem Farbmerkmale sind, die die Arten unterscheiden, die Färbung allerdings extrem variabel ist. Bei manchen Arten gibt es kaum zwei Individuen mit exakt gleicher Zeichnung. Zu dieser Kategorie zählt auch Pangio alternans, eine 6-7 cm lang werdende Art von Borneo. Im Handel wird kaum jemals zwischen den verschiedenen Arten unterschieden. Auch Aquarium Glaser kauft sie als „Kuhlii Loach“ ein und verkauft sie so auch wieder. Im Gegensatz zur „echten“ Pangio kuhlii hat P. alternans keinen weißen Bauch, sondern von der Bauchseite kommen pyramidenartige Flecken nach oben. Jedenfalls ist das bei typischen Exemplaren so. Es gibt aber auch Individuen, die wie ein P. kuhlii gestreift sind und die man von P. kuhlii nur dadurch unterscheiden kann, dass P. alternans keinen massiven dunklen Flecken an der Basis der Schwanzflosse hat (einen solchen Fleck hat P. kuhlii immer), sondern nur einen diffusen senkrechten Streifen in der ansonsten farblosen Schwanzflosse. Um es noch ein wenig komplizierter zu machen: Schmerlenspezialisten glauben, dass die hier gezeigten Tiere gar nicht P. alternans sind, sondern eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art, die sie Pangio sp. PAN03 nennen.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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