Neues aus der Welt der seltenen Aquarienfische: Spannende Entdeckungen und Arten im Fokus
Lerne jede Woche neue Zierfisch- und Wirbellosen-Arten kennen — oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es ständig faszinierende Fische, Garnelen und Krebse zu erkunden. Viele Arten sind selten, exotisch oder nur begrenzt im Handel erhältlich, trotzdem beliebt bei Aquarianern und Zierfisch‑Sammlern. Mit Unterstützung von Zierfisch‑Großhändlern aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) präsentieren wir dir jeden Sonntag vier sorgfältig ausgewählte Arten mit Text, Bild und wichtigen Pflegeinformationen. Die Beitrags‑Serie konzentriert sich ausschließlich auf Zierfische und Wirbellose wie Garnelen und Krebse — Pflanzen werden bewusst nicht behandelt. Erfahre mehr über Haltung, Wasserwerte, Futter, Zucht und kompatible Besatzpartner, damit deine Aquaristik‑Projekte erfolgreich gelingen. Ideal für Einsteiger und erfahrene Aquarianer, die nach seltenen Fischen, Garnelen oder Krebsen suchen.

Hoplisoma colossus (CW45, Corydoras sp. „Lessex“)
Beschreibung: Im Jahr 2009 gelang Aquarium Glaser erstmals der Import eines großen, attraktiven Panzerwelses aus dem Rio Jutai in Brasilien. Die Tiere wurden zunächst als Corydoras sp. aff. armatus bezeichnet, da die hohe Rückenflosse und die Körperform an C. armatus erinnerten. Im Gegensatz zu H. armatus besitzen diese Tiere jedoch einen leuchtend orange-gelben Nackenfleck und orange-gelbe Kiemendeckel. Exporteure nannten den Fisch „Lessex“, später erhielt er von Ian Fuller die Codenummer CW45. 2023 wurde die Art wissenschaftlich als Corydoras colossus beschrieben; aktuell wird sie in der Gattung Hoplisoma als Hoplisoma colossus geführt.
Bisher ist die Art nur aus dem Rio Jutai bekannt. Dieses Gewässer führt dunkles Wasser mit einem pH‑Wert um 6 und sehr geringer Gesamthärte. Der Boden besteht meist aus feinem, weißen Sand mit größeren Ablagerungen abgestorbener Blätter. Die auffälligen orange‑gelben Glanzzonen gelten als Warnfärbung gegenüber Fressfeinden, da Rücken‑ und Brustflossen mit giftproduzierenden Drüsen in Verbindung stehen. Ein Stich der Panzerwelsstacheln kann schmerzhaft sein; die Warnfarbe reduziert Angriffe, da die Giftproduktion energetisch aufwendig ist.
Im Aquarium zeigt Hoplisoma colossus prächtige, genügsame Eigenschaften und passt sich verschiedenen Wasserverhältnissen an. Die lebhafteste Färbung entwickeln die Tiere unter naturnahen Haltungsbedingungen. H. colossus ist ein unproblematischer Allesfresser, sehr friedlich gegenüber Artgenossen und anderen Fischen. Wie bei den meisten Panzerwelsen sollte die Pflege in Gruppen erfolgen. Geeignete Wassertemperaturen liegen zwischen 24 und 30 °C.






Aequidens sp. „Jenaro Herrera“
Aus Peru stammen die jugendlichen Aequidens, die mit 4–6 cm noch nicht ausgewachsen sind. Erwachsen erreichen Aequidens typischerweise 15–20 cm; in sehr großen Haltungsbedingungen können alte, übermäßig gemästete Exemplare gelegentlich bis ~30 cm kommen, in der Natur sind geschlechtsreife Tiere meist 8–12 cm lang. Die hier vorliegenden Tiere wurden zunächst als Aequidens diadema geführt; in der Literatur wurden A. sp. „Jenaro Herrera“ lange Zeit mit A. diadema gleichgesetzt. Die Bezeichnung „Jenaro Herrera“ geht auf Linke & Staeck (1985) zurück, die den Fisch in einem Schwarzwasserbach bei der peruanischen Ortschaft Jenaro Herrera beschrieben haben. Mittels äußerer Merkmale lassen sich A. diadema und A. sp. „Jenaro Herrera“ kaum sicher unterscheiden; als verlässlichstes Unterscheidungsmerkmal gilt das Verbreitungsgebiet: A. sp. „Jenaro Herrera“ aus Peru, A. diadema aus dem Einzugsgebiet des Rio Negro in Brasilien.
Aequidens sp. „Jenaro Herrera“ zeigen bereits als Jungtiere eine attraktive Färbung: auffällig ist die orangefarbene Afterflosse, dazu kommen goldene Längsbänder und eine markante Kopfzeichnung. Die Tiere sind sehr friedlich und in der Natur an verschiedene Gewässertypen anpassungsfähig. In einem beschriebenen Fundgewässer (Schwarzwasserbach) wurden pH 5,4, Leitwert 3 µS/cm und 27,5 °C gemessen; dort kamen sie zusammen mit Arten wie Laetacara flavilabris, Apistogramma nijsseni, einer Crenicichla‑Art, Crenuchus spilurus, Pyrrhulina brevis, P. laeta und einer Curimata‑Art vor.
Im Aquarium sind Aequidens sp. „Jenaro Herrera“ unkomplizierte Fische: sie nehmen übliches Zierfischfutter passender Größe, zeigen gute Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wasserwerte, wühlen kaum und gelten außerhalb der Brutzeit als sehr verträglich gegenüber Beifischen.






Macropodus ocellatus
Der Rundschwanz- oder Chinamakropode (Macropodus ocellatus, früher M. chinensis) ist eine Art für erfahrene Aquarianer. Im Schlichtkleid wirkt er unauffällig, doch im Balzkleid zeigen die Männchen eine sehr attraktive Färbung. Als Bewohner subtropischer Regionen (Teile Chinas, Japan und Korea) benötigt die Art einen jahreszeitlichen Rhythmus; ohne Jahreszyklen bleiben die Tiere blass, geraten nicht in Laichstimmung und werden anfälliger für bakterielle Infektionen.
Ideal sind Freilandunterkünfte wie Außenaquarien, Mörtelwannen oder kleine Teiche; dauerhaft winterhart ist M. ocellatus in unseren Breiten jedoch nicht. Während der kältesten Zeit sollten die Behälter frostfrei bleiben oder die Fische in einem ungeheizten, frostfreien Raum überwintert werden. Männchen erreichen etwa 6–7 cm, Weibchen 4–5 cm. Jungtiere von 3–4 cm sind bereits geschlechtsreif; es handelt sich um kräftige, gesunde Fische, die sich gut für mittlere bis erfahrene Haltungsbedingungen eignen.






Phenacogaster cf. capitulata
Die Gattung Phenacogaster umfasst derzeit zahlreiche Arten; die exakte Bestimmung kleiner, ähnlicher Salmler ist oft kompliziert. Aus Peru wurde nun eine bislang für den Halter unbekannte Phenacogaster‑Form importiert. Die Tiere sind etwa 3 cm lang (inkl. Schwanzflosse), ohne deutlichen Schulterfleck oder Schwanzwurzelfleck, und stammen aus dem Einzugsgebiet peruanischer Gewässer. Aufgrund dieser Merkmale passt die Form wahrscheinlich zu Phenacogaster capitulata, die 2010 aus dem Einzug des Neshuya‑Flusses (Rio Ucayali‑Einzugsgebiet) beschrieben wurde.
In Balzstimmung zeigen die vermutlich männlichen Tiere orangefarbene Flossen mit einem weißen Zipfel an der Rückenflosse; insgesamt wirken sie aber blasser als ähnlich gefärbte Arten wie Trochilocharax ornatus. Unter natürlichem Blick sind die Fische überwiegend transparent; leuchtende Neonfarben auf Fotos entstehen oft durch Blitzlicht. Phenacogaster cf. capitulata sind friedliche Salmler und sollten in eher dämmrigen Aquarien mit dunklem Bodengrund gehalten werden, da die großen Augen auf eine Lichtempfindlichkeit hinweisen. In Haltung und Fütterung zeigen sie sich insgesamt anspruchslos.






Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

